Sonntagmorgen in Mumbai, die 141. Session der olympischen Familie ist wenige Minuten alt, da wird es schon bizarr. Morinari Watanabe, Weltpräsident der Turner und IOC-Mitglied aus Japan, hat eine flammende Liebeserklärung fehlerfrei vom Blatt abgelesen, die im logischen Geständnis endete: "Ich liebe Sie, Präsident Bach!", der deutsche Wirtschaftsanwalt wiederum hat in angemessener Bewegtheit reagiert: "Danke für Ihre Liebe!" - da kommt Bewegung in die Kongresshalle des gewaltigen "Nita Mukesh Ambani Kulturzentrums". Es grollt und rumpelt, vier Männer plagen sich ab, um einen gigantischen, drei Meter hohen Strauß rosafarbener Rosen Richtung Sitzungssaal zu bugsieren. Aber nein: Das Blumenmeer ist nicht die Morgengabe des leidenschaftlichen Japaners an den Ringe-Chef. Das Trumm dient nur dazu, die letzte Lücke in der Festdekoration zu schließen, die es den vor dem Saal wartenden TV-Kameras erlaubt hat, ein bisschen olympische Farbenpracht einzufangen.
IOC-Kongress:"Ich liebe Sie, Präsident Bach!"
Lesezeit: 5 Min.

Ein Mitglied nach dem anderen fleht Thomas Bach an, im Amt zu bleiben. Das widerspricht zwar der Olympischen Charta. Aber bei so viel Zuneigung: Was soll der Präsident da machen? Über ein Lehrstück in Sachen Machtpolitik, das sogar Gianni Infantino beeindruckt.
Von Thomas Kistner, Mumbai

IOC und Russland:Das olympische Chaos hat begonnen
Athleten aus Russland und Belarus in den Weltsport zurückzuführen: Das ist der hochumstrittene Wunsch des IOC. Bei den Fechtern führt das bereits zu großem Durcheinander - viele Sportarten könnten bald folgen. Ein Überblick.
Lesen Sie mehr zum Thema