Süddeutsche Zeitung

IOC:Gute Verbindungen

In Ahmad al-Sabah steht einer der höchsten Funktionäre im Weltsport vor Gericht. Doch im Fall des Scheichs aus Kuwait gibt es offenbart einen pikanten Interessenskonflikt. Das IOC selbst rückt in den Fokus - und seine neue Galionsfigur, Ban Ki-Moon.

Von Thomas Kistner

In Ahmad al-Sabah soll bald einer der höchsten Weltsport-Funktionäre vor Gericht stehen. Der Scheich aus Kuwait wird in Genf wegen Dokumentenfälschung angeklagt; es geht um manipulierte Videos zu kuwaitischen Regierungsmitgliedern. Al-Sabah, 55, einer der einflussreichsten Sportvertreter, lässt nun die Ämter als Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee und als Chef des Dachverbands aller Olympiakomitees ruhen.

Doch der Fall nimmt jetzt eine pikante Wendung. Das IOC selbst rückt in den Fokus - und seine neue Vorzeigefigur: Ban Ki-Moon, bis 2016 UN-Generalsekretär, leitet das IOC-Ethikkomitee, das die Causa al-Sabah ebenfalls untersucht. Dies tat das Gremium bisher sehr zögerlich, es reagierte erst auf jüngst publik gewordene Vorgänge. Als Al-Sabah aber im Mai 2017 im Zuge einer Korruptions-Ermittlung der US-Justiz sein Vorstandsamt im Fußball-Weltverband Fifa niederlegte, blieben Sanktionen der IOC-Ethiker aus - obwohl der Kuwaiter in einer US-Anklageschrift als "Mitverschwörer" geführt wird. Der Verdacht: Es sollen Schmiergelder aus seinem engen Umfeld geflossen sein. Al-Sabah wies die Vorwürfe zurück, demissionierte aber aus der Fifa. Im IOC blieb er jedoch, bis jetzt die Anklage in der Schweiz ruchbar wurde. Diese hat nichts mit dem Fifa-Fall zu tun. IOC-Ethikchef Moon hat im Fall al-Sabah einen Interessenskonflikt erklärt, er ist nicht selbst damit befasst. Jedoch wirft dieser Interessenskonflikt Fragen auf, die weiter reichen; nicht nur, weil der im US-Prozess belastete Kuwaiter so lange im IOC bleiben durfte. Moon wurde 2017 als unabhängige Persönlichkeit ohne IOC-Nähe installiert: Das war auch als Imagekorrektur gedacht, ermittelt wird gegen diverse hohe IOC-Leute. Nun steht diese Unabhängigkeit in Frage. Das Anfang 2018 geschaffene Ban Ki-Moon Zentrum for Global Citizens offenbart enge Verflechtung mit dem IOC und mit Kuwait. Im Vorstand des Zentrums sitzt IOC-Generaldirektor Christophe de Kepper. Es betreibt Partnerschaft mit IOC-Projekten; am Eröffnungstag der Winterspiele 2018 traf sich der Beirat in Pyeongchang. Ein anderes Board-Mitglied kommt aus Kuwait. Das Land zählt zu den Hauptfinanziers des Zentrums, der nächste Treff ist im Februar in Kuwait geplant. Das IOC bestritt gegenüber dem Branchendienst insidethegames Interessenskonflikte: Moon sei nicht mit dem Fall al-Sabah befasst, und IOC-General de Kepper habe keine Rolle im Ethikkomitee.

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SZ vom 29.11.2018
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