SZ: Herr Kockel, Ihr Urlaub ist mit einer bösen Überraschung zu Ende gegangen. Warum?
Per Gesetz vor die Tür gesetzt: Torwart Ronny Kockel.
(Foto: Foto: imago)Kockel: Während meines Urlaubs hat der iranische Fußballverband ein Gesetz verabschiedet, das es ausländischen Torhütern ab sofort verbietet, in der ersten iranischen Liga das Tor zu hüten.
SZ: Man hat Sie per Gesetz einfach vor die Tür gesetzt?
Kockel: Ja, so muss man das wohl sehen. Paykan Teheran, der Verein, für den ich seit Dezember spiele, hat mir während meines Urlaubs mitgeteilt, dass er mich jetzt nicht mehr einsetzen darf.
SZ: Was ist der Grund für dieses Gesetz?
Kockel: Angeblich sollen die eigenen Torhüter mehr Spielpraxis erhalten und so gefördert werden.
SZ: Spielen denn so viele ausländische Torhüter im Iran?
Kockel: Nicht, dass ich wüsste. Mir bekannt sind nur zwei weitere Torhüter aus dem Ausland - ein Senegalese und ein Bosnier. Bei 18 Vereinen ist das nicht sonderlich viel. Deshalb kann ich das Gesetz auch nicht so ganz nachvollziehen.
SZ: Und was ist mit Ihrem Vertrag? Ist der durch das neue Gesetz einfach ungültig geworden?
Kockel: Nein. Bestehende Verträge sind vom neuen Gesetz angeblich nicht tangiert. Mein Problem aber war, dass mein Vertrag ausgelaufen war und ich die Verlängerung, die mir der Verein angeboten hat, noch nicht unterschrieben hatte, auch weil mir bessere Angebote anderer iranischer Vereine vorlagen. Das wollten wir alles nach meiner Rückkehr aus dem Urlaub klären - aber da war es plötzlich zu spät.
SZ: Dumm gelaufen.
Kockel: Ja. Das kann man wohl sagen. In diesen Ländern können sich die Dinge sehr schnell ändern.
Auf der nächsten Seite: Warum sich Kockel die zweite Liga nicht antun wollte.
Per Gesetz aus dem Tor vertrieben
SZ: Warum wurden nur ausländische Torhüter verboten und nicht auch Stürmer oder Abwehrspieler?
Kockel: Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass in Dubai auch keine Torhüter aus dem Ausland spielen dürfen. Das scheint in dem Raum da unten so üblich zu sein.
SZ: Für die zweite iranische Liga gilt das Gesetz angeblich nicht. Wäre das nichts für Sie gewesen?
Kockel: Nein, das war kein Thema. Schon in der ersten Liga ging es manchmal abenteuerlich zu, da wollte ich mir die zweite Liga nicht antun. Bei Paykan hat das Drumherum noch einigermaßen gestimmt.
SZ: Das heißt, Sie haben Ihre Zelte im Iran endgültig abgebrochen?
Kockel: Ja. Abgehakt. Ich bin jetzt wieder fest in Deutschland.
SZ: Und nun?
Kockel: Gute Frage. Ich bin noch immer vor den Kopf gestoßen. Hinzu kommt, dass in Deutschland die meisten Vereine ihre Planungen abgeschlossen haben. Wenn man ganz ehrlich ist, kann man nur darauf warten, dass sich einer verletzt oder katastrophale Leistung bringt. Aber das wünscht man ja keinem.