Interview mit Lars Kaufmann:"Natürlich nervt das"

Der Handball-Hoffnungsträger Lars Kaufmann über sein Shooter-Image, Probleme mit Heiner Brand und die Aussichten der DHB-Auswahl beim Supercup.

Carsten Eberts

Es läuft gut für Handball-Hoffnungsträger Lars Kaufmann, 27. 50 Tore in der Liga, Tabellenplatz vier mit Frisch Auf! Göppingen und ein Bundestrainer, der nicht an ihm vorbeikommt. Im Interview spricht Lars Kaufmann über sein Shooter-Image, Probleme mit Heiner Brand und die Aussichten der DHB-Auswahl beim Supercup, der heute in Köln startet.

Interview mit Lars Kaufmann: 50 Tore in acht Bundesligaspielen für Lars Kaufmann - daran kommt auch Bundestrainer Heiner Brand nicht vorbei.

50 Tore in acht Bundesligaspielen für Lars Kaufmann - daran kommt auch Bundestrainer Heiner Brand nicht vorbei.

(Foto: Foto: Imago)

sueddeutsche.de: Herr Kaufmann, am Donnerstag startet der Supercup in Köln. Mit vier der weltbesten Handballnationen, heißt es in der Werbung. Gehört Deutschland wirklich schon wieder dazu?

Lars Kaufmann: Nicht so ganz. Man kann sicher nicht sagen, dass wir bei der EM in Österreich schon wieder ein Titelkandidat sind. Auch wenn das Turnier in einem Nachbarland stattfindet. Wir wollen die Zwischenrunde überstehen, danach sehen wir weiter. Eine junge, erfolgshungrige Mannschaft haben wir zumindest.

sueddeutsche.de: Für das EM-Turnier fällt Pascal Hens nach seiner Fersenoperation sicher aus. Ihnen ist klar, dass Sie bei der EM nun die Nummer eins im linken Rückraum sein werden?

Kaufmann: Ich will mir da selbst gar keinen Druck aufbauen. Ich habe schon einen Teil der letzten EM für Pommes (Spitzname für Pascal Hens; Anm. d. Red.) gespielt, nun auch die Qualifikation. Wir haben auch ohne Pommes keinen schlechten Rückraum. Ich traue mir diese Aufgabe zu.

sueddeutsche.de: Hat Heiner Brand schon mit Ihnen gesprochen? Über die Verantwortung, die auf Sie zukommt?

Kaufmann: Nein, das hat er noch nicht. Dafür ist er auch nicht der Typ. Vielleicht macht er sowas bei seinen alten, erfahrenen Spielern. Dazu gehöre ich noch nicht. Ich nehme an, der Trainer will mir keinen zusätzlichen Druck aufbauen. Wenn wir uns Anfang Januar mit der Nationalmannschaft zum Trainingslager treffen, hat er noch genügend Zeit, uns auf die EM einzustellen. Oder jetzt beim Supercup.

sueddeutsche.de: Mit Verlaub, bei Ihnen läuft es erst so richtig gut, seit Sie vom TBV Lemgo zu Frisch Auf! Göppingen gewechselt sind. Sie wurden von den Lesern der Handballwoche sogar zum Bundesligaspieler des Monats September gewählt. Woran liegt's?

Kaufmann: Wir haben hier viele deutsche Spieler, sind eine gute Truppe. Ich habe nach meinem Wechsel einfach wieder Spaß am Handball. Auch das Vertrauen meines Trainers Velimir Petkovic tut gut, weil ich merke, dass ich mir auch mal zwei, drei Fehlwürfe leisten kann. Er hat mich in Spielen auf der Platte gelassen, in denen es anfangs nicht so lief. So was schafft Vertrauen, und ich merke, dass er mir Führungsaufgaben zutraut.

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Lars Kaufmann über Heiner Brand

sueddeutsche.de: Spüren Sie dieses Vertrauen in der Nationalmannschaft auch?

Interview mit Lars Kaufmann: Anspielen geht natürlich auch, sagt Lars Kaufmann (re.), hier im Ligaspiel gegen den THW Kiel.

Anspielen geht natürlich auch, sagt Lars Kaufmann (re.), hier im Ligaspiel gegen den THW Kiel.

(Foto: Foto: Getty)

Kaufmann: Schon. Ich hatte ja auch in der Qualifikation viele Spielanteile.

sueddeutsche.de: Sie nehmen ja auch nicht mehr jeden Wurf.

Kaufmann: (lacht) Ja, sicher. In Göppingen ist das Spiel eher auf mich zugeschnitten, da darf ich mehr werfen. In der Nationalmannschaft haben wir mit Holger Glandorf, Mimi Kraus, Michael Müller und auch mir einen sehr wurfgewaltigen Rückraum. Da verteilt sich das eher.

sueddeutsche.de: Und der alte Zwist mit Heiner Brand ist vergessen? Immerhin hat er Sie vor zwei Jahren aus dem Kader geschmissen. Er meinte, Sie hängen sich nicht richtig rein.

Kaufmann: Mein Ziel war es immer, mich zu verbessern. Daran hatte auch die Situation damals nichts verändert. Es war seine Entscheidung, darüber muss man nicht mehr diskutieren. Ich bin ja wieder da, habe viel an meinem Abwehrspiel gearbeitet. Und dass ich häufiger abspiele als früher, hatten wir ja schon.

sueddeutsche.de: Ihre neue Abwehrstärke ist wirklich auffallend. In Göppingen spielen Sie auch im Mittelblock. Wie plant Heiner Brand mit seinem Abwehrspieler Kaufmann?

Kaufmann: Ich denke schon, dass er mich auf der Halbposition sieht. Doch wenn Not am Mann ist, kann ich auch in den Mittelblock wechseln. Das hat auch Heiner Brand im Hinterkopf.

sueddeutsche.de: Sie werden häufig als brachial und technisch limitiert bezeichnet. Besonders einprägsam ist das Bild des "jungen Stieres". Sagen Sie nicht, dass Sie das nicht nervt.

Kaufmann: Natürlich nervt das ab und zu. Es heißt immer nur: Kaufmann, der Shooter. Vielleicht sehen die Leute meine Anspiele nicht - oder wollen sie nicht sehen. Ich werde immer in diese eine Kategorie gesteckt. Aber die richtigen Kenner wissen, was ich kann. Die sehen, wie ich mir im Spiel die Torchancen erkämpfen muss, mich auch für andere Spieler mit reinhänge. Von daher ist mir das egal.

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