Interview mit Kanzlerkandidat Steinmeier:"Magath macht Schalke zum Meister"

Frank-Walter Steinmeier über seinen Lieblingsverein, die Nähe von Politikern zum Fußball und Vergleiche mit Gerhard Schröder.

Hans Werner Kilz und Kurt Röttgen

In Aserbaidschan, am nächsten Mittwoch Gegner der deutschen Mannschaft im WM-Qualifikationsspiel, wurde Außenminister Frank-Walter Steinmeier vor zwei Jahren mit einem Ereignis konfrontiert, das älteren Fußballfans noch immer den Puls in die Höhe treibt. "Auf der ,Allee der Märtyrer' in Baku", erzählte Steinmeier, "wies mich mein Außenministerkollege auf ein Grab hin, das Deutsche eher ungern besuchen: die letzte Ruhestätte von Tofik Bachramow." Das war jener schnauzbärtige Linienrichter, der Deutschland 1966 im verlorenen Londoner WM-Finale gegen England das sogenannte Wembley-Tor eingebrockt hat. Beim SZ-Gespräch im Berliner Auswärtigen Amt bestand Einigkeit darüber, dass "der Ball ganz klar nicht drin war" (Steinmeier), die Seele des größten Irrenden der Fußball-Geschichte dennoch in Frieden ruhen möge. Mit dem 53-jährigen SPD-Kanzlerkandidaten Steinmeier setzt die SZ die Gesprächsreihe fort, in der sich Persönlichkeiten des gesellschaftlich-kulturellen Lebens über ihre Beziehung zum Sport äußern. Bisher erschienen Gespräche mit: Günter Grass, Kardinal Karl Lehmann, Jürgen Flimm, Thomas Brussig, Roland Berger, Campino, Peer Steinbrück, Angela Merkel, Willi Lemke, Daniel Brühl.

frank walter steinmeier ddp

Seher Steinmeier: Der SPD-Kanzlerkandidat glaubt, dass Felix Magath den FC Schalke zum Titel führen kann.

(Foto: Foto: ddp)

SZ: Herr Steinmeier, was ist wahrscheinlicher: Dass Ihr Lieblingsverein Schalke 04 mit dem neuen Trainer Felix Magath die deutsche Fußball-Meisterschaft gewinnt oder Sie Bundeskanzler werden?

Frank-Walter Steinmeier: Warten Sie mal ab. Schalke hat 34 Spieltage Zeit, ich noch gut 50 Tage bis zur Bundestagswahl. Für uns beide ist alles drin. Fußball und Politik sind immer für Überraschungen gut. Abgerechnet wird immer erst nach dem Schlusspfiff. Ich jedenfalls setze auf Sieg - für mich und für Schalke.

SZ: In der vorigen Saison präsentierte sich Schalke mal wieder als Chaosklub. Trainer und Manager wurden gefeuert, die trotz 136 Millionen Euro Schulden mit Riesengehältern verwöhnte Mannschaft enttäuschte als Bundesliga-Achter. Bekommt Magath Schalke in den Griff oder schafft das explosive Umfeld auch diesen Trainer?

Steinmeier: Ich bin ganz sicher, dass sich die turbulente letzte Saison nicht wiederholen wird. Schalke hat mit Felix Magath einen Top-Trainer verpflichtet. Sein Ziel ist die Meisterschaft. Und ich bin überzeugt, er wird das schaffen. Wenn nicht gleich im ersten Jahr, dann sollte ihm das keiner übelnehmen.

SZ: Haben Sie die Entscheidung von Magath eigentlich verstanden? Dass jemand vom aktuellen Meister weggeht und auch noch nach Schalke, diesem doch etwas schwankenden Glück.

Steinmeier: Magath hatte sich entschieden, bevor er wusste, dass er mit Wolfsburg Meister wird. Auf jeden Fall ist er ein Trainer, der zu Schalke passt. Wir haben in Wolfsburg gesehen, was er aus jungen, öffentlich kaum bekannten Spielern herausholen kann. Auch Schalke hat Spieler, in denen viel Potential steckt.

SZ: "Es gibt viele Wege im Fußball, aber ich kenne nur einen, und der führt über harte Arbeit", sagt Magath. Wegen seiner Trainingsmethoden ist er als "Quälix" verschrien.

Steinmeier: Journalismus lebt zwar von Verkürzungen und Schwarz-Weiß-Bildern, aber Magath einfach als Schinder abzustempeln, greift doch viel zu kurz. Er hätte nicht diese großartigen Erfolge haben können...

SZ: ...2009 Meister mit Wolfsburg, 2006 und 2005 jeweils Meister und Pokalsieger mit Bayern München...

Steinmeier: ...wenn er es neben dem Konditionstraining nicht auch verstanden hätte, seine Spieler zu motivieren, das Letzte aus ihnen herauszuholen. Und in einem hat er völlig recht: Ohne harte Arbeit geht es weder im Fußball noch in der Politik.

SZ: Weil Magath noch wie zu Bundesliga-Urzeiten mit Medizinbällen trainieren lässt, haben sich die Münchner über ihn lustig gemacht.

Steinmeier: Ehrlich gesagt, habe ich nicht verstanden, warum man bei diesen Erfolgen mit ihm nicht zufrieden war. Vielleicht reden bei den Bayern einfach zu viele mit. Das macht die Arbeit dort für jeden Trainer schwer.

SZ: Den Wolfsburgern hat Magath gesagt, was er hier vor 25.000 Fans mache, möchte er im Ruhrgebiet mit mehr als 60.000 erleben.

Steinmeier: Ich habe in einem Interview mit ihm gelesen, dass er nach mehr Emotionen im Fußball sucht. Einen Verein, in dem Fußball mit den Fans gelebt wird. Das findet er auf Schalke.

Auf der nächsten Seite: Steinmeier über seine Position auf dem Fußballfeld und die Frage, ob sich Positionen auf dem Platz und in der Politik miteinander vergleichen lassen.

"Oft haben wir mit Konservendosen gespielt"

SZ: Im Kanzleramt stehen die Zeichen weniger auf Veränderung. Laut einer Emnid-Umfrage sehen Sie gerade mal 13 Prozent der Bundesbürger nach dem 27. September als Regierungschef. Bei einer Direktentscheidung würden 61 Prozent für Angela Merkel votieren, 24 Prozent für Sie. Im Deutschlandtrend von Infratest Dimap liegt die Union bei 35 Prozent, die SPD bei 23. Das deutet eher auf Abstiegskampf hin als auf Titelgewinn.

Steinmeier: Warten Sie ab. Die gegenwärtigen Umfragen reagieren noch auf das Ergebnis zur Europawahl im Juni...

SZ: ...20,8 Prozent, ein Desaster für die SPD.

Steinmeier: Aber kein Maßstab, weil völlig untypisch wegen der niedrigen Wahlbeteiligung. Das Ergebnis wird am 27. September ein völlig anderes sein. Ich bin sicher, die SPD wird bei der Bundestagswahl gut abschneiden, Schwarz-Gelb wird keine Mehrheit haben.

SZ: Der Fußballer Steinmeier hatte einen langen Atem und ein Kämpferherz, schreiben Sie in Ihrem Buch "Mein Deutschland. Wofür ich stehe".

Steinmeier: Habe ich immer noch, darauf können Sie sich verlassen.

SZ: Wie motiviert sich der Wahlkämpfer Steinmeier in einer derart aussichtslos erscheinenden Situation?

Steinmeier: Erstens: Indem ich mich von Umfragen nicht verrückt machen lasse. Zweitens: Indem ich fest davon überzeugt bin, dass die von mir vertretene Politik die richtige ist. Ich kann mit einigem Selbstbewusstsein sagen, dass ich gemeinsam mit Peer Steinbrück und Olaf Scholz dafür gesorgt habe, dass die Furchen der Krise nicht ganz so tief gezogen sind wie in europäischen Nachbarländern. Durch unsere Hilfen für die Städte und Gemeinden, die Umweltprämie in der Automobilbranche oder die Verbesserung der Kurzarbeit haben viele Menschen ihre Arbeit behalten. Und wir werden die Weichen dafür stellen, dass neue Arbeitsplätze entstehen. Das ist der richtige Weg.

SZ: Den die alte Anhängerschaft offenbar nicht mitgeht. Trotz Kapitalismuskrise verlieren Sozialdemokraten rapide an Zustimmung, nicht nur in Deutschland.

Steinmeier: Wenn unsere Leistungen und Ziele noch nicht populär genug sind, werden wir in den nächsten 50 Tagen dafür sorgen, dass sie populär werden.

SZ: Einstige Weggefährten erzählen, dass Ihre Stärke immer schon mehr die Defensive gewesen sei. "Frank war ein Abräumer, der hinten rustikal dichtmachte, wie früher Berti Vogts oder Katsche Schwarzenbeck", sagt Ihr Jugendtrainer beim TuS 08 Brakelsiek.

Steinmeier: Na ja, das ist immer so eine Sache mit den Erinnerungen. Und Klischees stimmen selten. Vorstopper habe ich nur kurz gespielt, danach bin ich zum Libero aufgestiegen. Das passierte noch in Schülermannschaften, später spielte ich über Jahre im rechten Mittelfeld.

SZ: Nur 15 Kilometer von Ihrem Heimatort entfernt stürmte Gerhard Schröder beim TuS Talle. Sind Sie sich schon damals auf den Fußballplätzen im Lipperland begegnet?

Steinmeier: Weder politisch noch sportlich. Schröder ist eine Generation älter und hatte die Region bereits verlassen, als ich anfing, mich politisch zu betätigen.

SZ: Schröder war ein nach vorn drängender Torjäger, der schon mal fünf Tore schoss. Ähnlichkeiten des Fußballers mit dem späteren Politiker waren ebenso unverkennbar wie bei Ihnen.

Steinmeier: Wir sollten das mit den Parallelen nicht übertreiben. Denken Sie an Churchill. Der lebte nach dem Motto "No Sports" und wurde ein großer Staatsmann. Aus Positionen im Mannschaftssport kann man also schwerlich ableiten, wie man sich in der Politik schlägt. Und im Fußball muss alles zueinanderpassen: sicherer Torwart, stabile Defensive, kreatives Mittelfeld und torgefährlicher Sturm. In der Politik ist es nicht viel anders, auch da braucht es Mannschaftsgeist und Zusammenspiel.

SZ: Schröder, das Siegeszuversicht verbreitende Alphatier, Sie der Typ nüchterner Spitzenbeamter - nerven Sie die Vergleiche mit dem früheren Kanzler?

Steinmeier: Nein. Sie nerven mich nicht, auch wenn sie falsch sind. Es ist richtig, wir sind unterschiedliche Typen. Interessant ist doch viel mehr, wie viele jetzt Schröder angeblich so toll finden, die ihn früher abgewatscht haben.

SZ: Sie beschreiben Brakelsiek, ein Dorf mit 1000 Einwohnern, als "echte deutsche Provinz - schön, aber auch ein wenig eng". Ihre Mutter arbeitete im Wald, Ihr Vater war Tischler, im Elternhaus gab es weder Bibliothek noch Klavier. Und nur weil der Lehrer sich so ins Zeug legte, durften Sie aufs Gymnasium. Welche Bedeutung hatte Fußball für Sie?

Steinmeier: Wir haben uns jeden Nachmittag getroffen und Fußball gespielt. Oft mit Konservendosen auf den wenigen geteerten Plätzen, die es damals im Ort gab, manchmal auch mit einem richtigen Ball.

SZ: Ihre Eltern hatten nichts dagegen?

Steinmeier: Überhaupt nicht. Meine Mutter hat nach ihrer Flucht aus Schlesien Handball gespielt. Da hat der Sport bei der Integration gut geholfen. Mit ungefähr zehn Jahren bin ich dann in den Verein eingetreten. Ich erinnere mich noch gern an einen Trick aus der Zeit der Jugendmannschaften: Bei der Platzwahl durch den Schiedsrichter haben wir darauf geachtet, dass wir in der ersten Halbzeit bergauf spielen konnten. Der Brakelsieker Sportplatz hatte ein ziemliches Gefälle, und es war ein Vorteil, in der zweiten Halbzeit, wenn die Kondition allmählich nachließ, bergab zu spielen.

Auf der nächsten Seite: Steinmeier über Fußballgespräche bei Treffen mit anderen Außenministern und sein Leiden auf der Tribüne, wenn Deutschland schlecht spielt.

"Ich kann nur warnen, die Schalke-Hymne zu missbrauchen"

SZ: Nach der Komödie um Edmund Stoiber erreichte die CSU bei der Landtagswahl im vorigen Jahr für sie desaströse 43,4 Prozent. Mit Beckstein ging es nicht, mit Huber nicht, dann kam Seehofer. Ein Mann, den die Partei erst gar nicht wollte, der umstritten ist, auch noch die ganzen privaten Probleme hatte. Dennoch hat er bei der Europawahl mehr als 48 Prozent eingefahren, weil er ein forscher Spielführer ist. Vielleicht nicht so abwägend wie Sie, aber einer, der im Gegensatz zu Ihnen Leute mitreißen kann.

Steinmeier: Ich kann mit Spielführern, die nur für die Tribüne spielen und die Effekthascherei betreiben, wenig anfangen. Schon früher galt das unter uns Fußballern als brotlose Kunst. Als Spielführer habe ich mich immer in der Verantwortung für die Mannschaft gesehen. Es kommt nicht darauf an, dass einer glänzt, sondern dass das Team Erfolg hat.

SZ: Wie sind Sie Schalke-Fan geworden? Die Begeisterung über große Siege kann es kaum gewesen sein. Als die damaligen Heroen Koslowski, Kreuz, Berni Klodt den Traditionsklub 1958 zur bislang letzten Meisterschaft schossen, waren Sie gerade mal zwei Jahre alt.

Steinmeier: Die Alternative hieß bei uns Borussia Dortmund oder Schalke 04. Bei mir war das von vornherein Schalke. Da gab es auch gar kein Vertun. Jedenfalls schlug mein Herz für S04 bereits, bevor Stan Libuda sogar Jesus umdribbelte und Rüdiger Abramczik zum Flankengott wurde.

SZ: Laut dem englischen Schriftsteller Nick Hornby sucht sich der Fußballfan seinen Verein nicht aus, sondern er wird ihm gegeben. Und zwar, meint Tote-Hosen-Sänger Campino, fürs ganze Leben: "Man kann sich eine neue Freundin suchen, aber keinen neuen Verein." Leiden Sie, wenn Schalke verliert?

Steinmeier: Früher war bei einer Niederlage das ganze Wochenende versaut. Das ist heute nicht mehr so, aber es ärgert mich natürlich immer noch. Aus zeitlichen Gründen kann ich meinem Lieblingsverein nicht hinterherfahren. Aber nächste Woche bin ich wieder auf Schalke und besuche da ein vorbildliches Fanprojekt.

SZ: In den achtziger Jahren beauftragte Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein einen Redakteur, samstagabends die Bundesliga-Ergebnisse an Henry Kissinger in Amerika zu übermitteln. Der in Fürth geborene ehemalige US-Außenminister, ein leidenschaftlicher Fußball-Fan, wollte schnell informiert werden. Wie ist das heute so? Redet man bei Außenminister-Treffen über Fußball?

Steinmeier: Mein engster Freund unter den Außenminister-Kollegen, der Luxemburger Jean Asselborn, ist leider Radsport-Fan. Viele Minister interessieren sich für Fußball, aber eher für die heimische Liga wie etwa der Brite David Miliband. Was mich angeht: Wo immer ich auf der Welt bin, die Fußballergebnisse erfahre ich, sobald sie bekannt werden. Dafür sorgen schon Ihre Kollegen, die mit mir unterwegs sind.

SZ: Als Mann seien Sie "der klassische Kumpeltyp", sagt Ursula Plassnik, bis vorigen Dezember österreichische Außenministerin. Doch beim Fußball verstehen Sie angeblich keinen Spaß. Frau Plassnik hat mit Ihnen bei der EM 2008 den knappen deutschen Sieg gegen Österreich gesehen und mitgekriegt, "wie Frank bei Schwächen seines Teams leidet".

Steinmeier: Ich kann nicht anders. Wenn ich im Stadion sitze, unsere Nationalmannschaft spielen sehe und es nicht gut läuft, leide ich. Das hat nichts damit zu tun, dass ich deutscher Außenminister bin. Das ist Herzenssache.

SZ: Seit Helmut Kohl die deutschen Spieler nach dem verlorenen WM-Finale 1986 in Mexiko City gegen Argentinien gnadenlos an die Brust drückte, hat die Nähe der Politiker zum Volkssport Nummer eins stark zugenommen. Bundespräsident und Kanzlerin, die sonst nur in Ausnahmefällen wie bei Staatsbegräbnissen zusammen auftreten, suchten sogar gemeinsam den Kontakt zu Spielern. Angela Merkel war nach einem Länderspiel in der Kabine der deutschen Mannschaft. Ist das nicht ein bisschen übertrieben?

Steinmeier: Eigentlich schon oder ziemlich eng, wie Mehmet Scholl nach einem Besuch von Helmut Kohl in der Kabine der Nationalmannschaft hintergründig sagte.

SZ: Von Ihnen gibt es noch keine Bilder, die Sie mit Spielern in schweißnassen Trikots zeigen.

Steinmeier: Mich verbindet auch eine andere Geschichte mit dem Fußball. Ich bin nicht als Außenminister zum Fußball gekommen, sondern mit ihm groß geworden, habe den größeren Teil meiner Jugend mit dem Lederball verbracht.

SZ: Der parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Norbert Röttgen, wurde kürzlich gefragt, was kann Steinmeier besser als Merkel? Darauf antwortete er: "Fußball spielen". Wir gehen davon aus, dass Sie der Ansicht sind, auch besser regieren zu können.

Steinmeier: In der Tat. Deutschland braucht einen Kanzler, der die Wahrheit darüber sagt, was uns in die Krise geführt hat. Der Klartext redet, wie wir wieder herauskommen. Der deutlich ausspricht, was nach der Krise passieren muss, wie neue Arbeit entstehen kann. Und der vor der Wahl keine Steuergeschenke verspricht, die niemand bezahlen kann.

SZ: In der Bundesliga rollt der Ball wieder, für die meisten Experten ist Bayern München der Favorit. Auch für Sie?

Steinmeier: Da bin ich nicht so sicher. Das torgefährliche Sturmduo Grafite/Dzeko ist Wolfsburg erhalten geblieben, insofern muss man mit dem Meister auch in dieser Saison wieder rechnen. Viel wird davon abhängen, ob es dem neuen Trainer Veh gelingt, die Begeisterungsfähigkeit der Mannschaft zu erhalten.

SZ: Ihr Verein hat plötzlich ein Problem. Muslime erkennen in der dritten Strophe des Vereinsliedes "Mohammed war ein Prophet, der vom Fußballspielen nichts versteht, doch aus all der schönen Farbenpracht, hat er sich das Blau und Weiße ausgedacht" eine Beleidigung und bombardieren Schalke mit wütenden E-Mails. Islamkenner warnen davor, die Aufregung zu unterschätzen und erinnern an den Karikaturenstreit.

Steinmeier: Ich kann nur warnen, die Hymne zu missbrauchen. Was einige Experten da so äußern, facht einen Konflikt an, der eigentlich gar nicht besteht. Fußball ist ein globales Phänomen, er verbindet Völker und Kulturen. In keinem Verein ist so viel für die Integration ausländischer und auch muslimischer Spieler und Zuschauer geschehen wie auf Schalke. Ich bin sicher, deutsche wie muslimische Schalke-Fans freuen sich auf die neue Saison und werden den Verein gemeinsam enthusiastisch unterstützen.

SZ: Singen Sie das Vereinslied auch schon mal oder doch lieber die Hits Ihrer geliebten Rolling Stones?

Steinmeier: (lacht) Alle großen Nummern der Stones, außer "Angie" ...

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