Interview mit dem Nationalspieler:Christoph Kramer: "Ich brauche auch ein Leben-Leben"

VfL Rhede v Borussia Moenchengladbach - Friendly Match

Christoph Kramer ist zurück daheim: In Mönchengladbach begann seine Bundesliga-Karriere.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Sein Auftritt im WM-Finale bleibt unvergessen, aber wie ist es Christoph Kramer seither ergangen? Gladbachs Rückkehrer beweist im SZ-Gespräch, warum er ein besonderer Profi ist.

Von Christof Kneer

Bei der WM 2014 war er einer der gefeierten deutschen Helden im Finale von Rio de Janeiro. Auch wenn er sich nach seiner beim Endspiel erlittenen Gehirnerschütterung nicht mehr richtig daran erinnern kann: Christoph Kramer ist Weltmeister.

Bei der EM in diesem Sommer nun musste er trotzdem aussetzen, Bundestrainer Joachim Löw kürzte ihn kurz vor dem Start aus dem Kader: "Ich habe zwar nicht erwartet, gestrichen zu werden, aber es war auch kein Schock", sagt jetzt ein entspannter Kramer im Interview mit der Süddeutschen Zeitung und fügt an: "Ich finde, dass ich zu Recht zum erweiterten Kreis dieser Elite gehöre, aber ich bin weit davon entfernt zu sagen: Ich muss immer zu den besten Elf gehören."

Er hat ja auch kein vollends zufriedenstellendes Jahr als Fußballer hinter sich. In Leverkusen konnte nicht an seine vorherigen Leistungen bei Borussia Mönchengladbach anknüpfen. Mit dem speziellen, auf Balljagd ausgerichteten Spielstil von Trainer Roger Schmidt kam er nicht richtig zurecht: "Es war für mich schon neu, dass man auch mal mit Absicht den Ball verliert, um sofort ins Gegenpressing überzugehen", sagt er. "Aber dass das ein wirkungsvoller Fußball sein kann und Roger Schmidt ein guter Trainer ist, sieht man ja an der Tabelle."

Anfang Juli ließ ihn Leverkusen dann für 15 Millionen Euro zurück nach Gladbach ziehen. "Sie wissen, dass ich ein Typ bin, der neben dem Fußball-Leben auch ein Leben-Leben haben möchte", sagt Kramer. Was er damit meint: Er ist ein Spieler, der sich wohl fühlen muss, um gut zu spielen - und in Gladbach fühlt er sich seit seiner Zeit als Leihspieler von 2013 bis 2015 besonders wohl: "Wenn man im Leben-Leben glücklich ist, dann ist man auch im Fußball-Leben besser und leistungsfähiger. Und man spielt freier."

Auf dem Feld kommt nun wieder eine neue Aufgabe auf ihn zu. War er in Leverkusen einer von vielen, soll er jetzt wieder Führungskraft sein, besonders für den hoch veranlagten jungen Mitspieler Mo Dahoud - und gerade nachdem Granit Xhaka den Verein in Richtung FC Arsenal verließ. "Natürlich werde ich versuchen, auf und neben dem Platz auf ihn aufzupassen. Weil ich weiß: Wenn Mo dauerhaft spielt, was er kann, dann kriegen wir in Deutschland einen richtig geilen Spieler."

Der zwölfmalige Nationalspieler spricht mit der SZ zudem über seine Déjà-vu-Erlebnisse in Gladbach, seine 250 Trikots, die er als Kind angesammelt hat, und er erklärt, wo er sein Finaltrikot von 2014 künftig aufbewahren will.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: