Interview:"Ich werde einen Kuchen essen"

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Federer spricht nach seinem 100. Titel über die Feier danach - und warum ihn dieser Erfolg so erstaunt.

Aufgezeichnet von René Stauffer

SZ: Der 100. ATP-Titel, ein Meilenstein: War das für Sie etwa so, wie wenn man ein Grand-Slam-Turnier gewinnt?

Roger Federer: Das Finale hat mich tagsüber gar nicht so sehr beschäftigt, ich war sehr ruhig. Denn wir bereiteten uns auf die Abreise vor, was immer etwas Stress mit sich bringt. Aber die Befriedigung ist schon sehr groß. Ich weiß, was solche Rekorde bedeuten. Ich hatte auch nicht erwartet, hier zu gewinnen, ich hatte ja seit Australien nicht mehr gespielt. Ich bin glücklich, wie sich mein Spiel entwickelte. Den achten Titel in Dubai, den 100. insgesamt zu gewinnen - es geschehen so viele magische Dinge.

Was ist die wichtigste Zutat, um 100 Titel zu gewinnen?

Man muss an allen Fronten fit sein: mental, körperlich, und dein Game muss sich durchsetzen. Du musst fähig sein, gegen verschiedene Spielertypen zu gewinnen, und das Tag für Tag. Das ist für viele tückisch, und nur wenige Spieler können das. Du musst anpassungsfähig sein und auch mit deinen Schmerzen umgehen können. Denn etwas tut meistens weh.

Wie werden Sie den Titel feiern?

Es bleibt nicht viel Zeit, weil ich am Sonntag früh abreise. Ich werde einige Freunde treffen, mit den Organisatoren einen Kuchen essen. Das ist jedes Jahr so. Dann werde ich meine Frau treffen und schauen, ob die Kinder schon schlafen.

Auf dem Platz sagten Sie, Sie seien froh, noch zu spielen. Dachten Sie je daran, aufzuhören?

Jeder Spieler hat einmal fünf schwache Sekunden. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich hätte nie gezweifelt. Aber nie so viel, dass ich dachte: Reicht es? Meine Knieoperation war für mich wie ein Realitäts-Check, um herauszufinden, ob ich auch mit weniger Erfolg zurückkommen wollte. Ich bin froh, dass ich diese große Woche ohne Schmerzen bewältigte, ohne Schmerzmittel. Das freut mich sehr.

Wird diese Trophäe einen speziellen Platz erhalten?

Das Problem ist, dass sie sehr viel Raum beansprucht. Aber sie ist speziell und wird immer außergewöhnlich sein. In meinem Herzen werde ich immer wissen: Ich gewann meinen 100. Titel hier in Dubai.

Der Platzsprecher sagte, Sie würden 2020 nach Dubai zurückkommen. Ist das so?

Das ist der Plan. Und ich wollte die Leute wissen lassen, dass ich nächstes Jahr zurückkomme. Ich bin mit dem Turnier einen Vertrag eingegangen. Ich mag es so sehr und werde zurückkommen.

Welcher Titel sticht für Sie noch heraus?

Da gibt es einige. Die French Open 2009 waren eine große Sache. Hamburg 2002, als ich Safin schlug, aus heiterem Himmel das Turnier gewann und in die Top 10 kam. Und auch der erste Titel war sehr speziell. Ich lüge nicht, wenn ich sage, dass ich einst hoffte, nicht als Spieler zu enden, der nie ein Turnier gewann. Nachdem ich das erste Finale gegen meinen guten Freund Marc Rosset in Marseille verloren hatte, weinte ich mir die Augen aus. Aber er sagte: Keine Bange, du wirst noch einige gewinnen. Sie können sich vorstellen, wie ungläubig ich nun hier sitze.

Wegen Ihrer Knieverletzung verpassten Sie die Olympischen Spiele in Rio 2016. Denken Sie schon an Tokio 2020?

Nein, bisher nicht. Ich weiß nicht einmal, wie ich mich qualifizieren müsste und auch nicht, ob ich dann noch immer spiele. Es ist zu weit weg. Ich will mich gedanklich noch nicht damit beschäftigen. Sondern sehen, was passiert. Es ist nicht wie bei meinen ersten Olympischen Spielen, als ich unbedingt dabei sein wollte.

© SZ vom 03.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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