Internetpräsenz des Fifa-Chefs:Sepp Blatter? Nie gehört

Michel Platini, Joseph Blatter, Issa Hayatou

Da war die Welt noch in Ordnung für die Fifa-Granden: Sepp Blatter (M.) plaudert beim Fifa-Kongeress in Budapest im Mai 2012 mit seinen Exekutivkomitee-Kollegen Michel Platini (r.) und Issa Hayatou (l.).

(Foto: AP)

Bei der Fifa glaubt offenbar keiner mehr an die Rückkehr von Sepp Blatter - außer Sepp Blatter natürlich. Der Verband verbannt den Noch-Chef derweil von seinen Seiten im Netz.

Von Stephan Radomsky

Jetzt kommt sie also doch, die Entmachtung des Joseph S. Blatter im Weltfußball. Zumindest schon mal im Netz. Dort ist der Mann, den alle nur Sepp nennen und der eigentlich immer noch und schon seit 1998 Präsident der Fifa ist, als solcher offiziell nicht mehr zu finden.

Sein verifiziertes Profil beim Kurznachrichten-Dienst Twitter enthält beispielsweise überhaupt keine Beschreibung zur Person mehr, nur dass er in der Schweiz zu finden sei und dass er im April 2010 beigetreten ist. Noch vor Kurzem hieß es dort: "President of FIFA, world football´s governing body". Und auf der Fifa-Webseite führt ein Klick auf den Menüpunkt "Der Präsident" nicht mehr zu Blatter, sondern zu einem Porträt von Issa Hayatou aus Kamerun, der dort als "Fifa Interimspräsident" vorgestellt wird.

Der einzige Hinweis auf Blatters Existenz dort ist dürrer Absatz ganz am Ende. Der verweist auf Blatters Suspendierung durch die Ethikkommission der Fifa. Die hatte den Verbandsboss am Donnerstag erst einmal bis einschließlich 5. Januar für sämtliche Tätigkeiten im Fußball gesperrt. Im Februar sollte sowieso über die Nachfolge Blatters an der Spitze der Fifa entschieden werden, nachdem der sich erst hatte wiederwählen lassen und dann, nach wachsendem Druck von Kriminalermittlern, doch seinen Rückzug bekanntgegeben hatte.

"Ich bin ein Kämpfer"

Von Niederlage oder gar Abschied will der Noch-Immer-Fifa-Präsident derweil nichts wissen. Trotz seiner 90-Tage-Sperre denke er nicht an einen sofortigen Rücktritt, ließ er verbreiten. "Ich bin ein Kämpfer", sagte der 79-Jährige der Zeitung Schweiz am Sonntag. "Mich kann man zerstören - aber mein Lebenswerk kann man nicht zerstören." Blatter durfte sich wegen seiner Suspendierung nicht detaillierter äußern, betonte aber: "Mir geht es gut und ich fühle mich gut."

Einer, der sich trotzdem Chancen auf Blatters Erbe ausrechnet, ist der Präsident des europäischen Verbands Uefa, Michel Platini. Der ist derzeit übrigens genauso wie Blatter von der Fifa gesperrt - in derselben Angelegenheit. Hintergrund ist eine undurchsichtige Millionenzahlung Blatters an den Franzosen. In der Liste der Mitglieder der Fifa-Exekutive ist daher auch in der Rubrik "Präsident" hinter Blatters Namen ebenso der Hinweis "provisionally banned (suspendiert)" hinzugefügt worden wie hinter dem Namen Platinis.

Ganz anders bei der Uefa: Dort sitzt Platini, Fifa-Sperre hin oder her, weiterhin in der Präsidenten-Loge der Webseite. Er hat offenbar, wie bereits angekündigt, Einspruch gegen die Suspendierung eingelegt und die Vorwürfe insgesamt als haltlos bezeichnet. Das reicht der Uefa offensichtlich.

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