Internationaler Reitsport:Ausgeritten in der Wüste

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  • Tierquälerei, Doping, fingierte Rennen: Der Pferdesport ist von den Distanzreitern aus den Emiraten einiges gewöhnt.
  • Nun werden die Vereinigten Arabischen Emirate aus dem Reit-Weltverband ausgeschlossen.
  • Den Tieren hilft das gar nicht - im Gegenteil.

Von Gabriele Pochhammer, Hamburg

Die Vereinigten Arabischen Emirate (UAE) sind auf unbestimmte Zeit aus dem Reit-Weltverband ausgeschlossen worden. Das entschied der Vorstand der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI) unter Vorsitz des neuen Präsidenten Ingmar de Vos am Donnerstag - einstimmig. Als Begründung wurden wiederholte Vergehen gegen den Tierschutz und Regelverstöße im Distanzreiten angegeben.

Vertreter der Emirate dürfen nicht mehr an FEI-Veranstaltungen teilnehmen, keine Repräsentanten in die Gremien entsenden und keine internationalen Turniere ausrichten. Eigentlich dürfen auch keine UAE-Reiter mehr auf internationalen Turnieren antreten. Doch um Reiter aus den anderen Disziplinen nicht zu sehr für die Sünden der Distanzreiter büßen zu lassen, können diese weiterhin starten - allerdings unter der Flagge der FEI.

Die UAE werden erst wieder aufgenommen, wenn sie schriftlich Kontrollen durch die FEI zustimmen und die Beachtung aller Regeln, vor allem des Tierschutzes, verbindlich zusagen. Der UAE-Reiterverband hat 30 Tage Zeit, Einspruch einzulegen.

Rennen, die es gar nicht gab

Tierquälereien, Dopingvergehen und heimlicher Pferdetausch - der Pferdesport ist von den Distanzreitern aus den Emiraten einiges gewöhnt. Die jüngsten Enthüllungen der Zeitung The Telegraph haben das Fass aber zum Überlaufen gebracht: Mindestens zwölf, möglicherweise noch mehr Distanzritte, deren Ergebnisse dem Weltverband gemeldet und auf dessen Website veröffentlicht wurden, haben nie stattgefunden.

Die Phantomritte sollen am 23. Dezember in Abu Dhabi und am 21. Januar in Dubai stattgefunden haben. Bei beiden Ritten waren auch Pferde aus den Ställen der beiden Herrscherhäuser genannt. Sie sollten als Qualifikation für den renommierten President's Cup gelten, das wichtigste Rennen der arabischen Wintersaison, und nachweisen, dass die Pferde fit und erfahren genug für das 160 Kilometer lange Rennen waren.

Doch die Ergebnisse der ersten 47 Pferde in Abu Dhabi waren identisch mit denen der Pferde auf Platz zehn bis 56 bei einem Rennen vier Wochen zuvor. Für jeden Ritt gibt es 36 Einzelergebnisse aus den Teilstrecken, die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Resultate mehrerer Pferde bis auf die Hundertstel gleichen, ist also gleich Null. Tatsächlich gab es die Rennen also nicht.

Streckenberichte gefälscht

Neben den Ergebnissen wurden auch Veterinär- und Streckenberichte gefälscht, und ganz zufällig war bei allen Phantom-Ritten dasselbe Offiziellen-Team am Werk, einige davon Angestellte des UAE-Verbandes. Der Reiterverband der Emirate hat damit nicht nur erneut demonstriert, wie wenig er sich um Sanktionen und Regeln schert, er hat auch die FEI blamiert, deren Computersystem die Phantasie- Ergebnisse nicht aufgefallen waren.

Inzwischen hat die FEI den Vorgang an ihre "Integrity Unit", zu deutsch "Integritäts-Einheit", beziehungsweise an die Ermittlungsfirma Quest zur Überprüfung abgegeben. Diese wird von dem früheren Scotland-Yard-Chef Lord Stevens geleitet. Scheich Mohammed bin Rashid al Maktoum, Staatschef von Dubai, selbst aktiver Distanzreiter und Ehemann der früheren FEI-Präsidentin Prinzessin Haya, hatte Stevens - auf eigene Kosten - bereits vor zwei Jahren beauftragt, den Dopingfällen in seinen Renn- und Distanzställen nachzugehen. Lord Stevens fand, wen wundert's, nichts, was dem Herrscher persönlich hätte zur Last gelegt werden können. Ob es diesmal, bei der FEI als Auftraggeber, anders wird, bleibt abzuwarten.

Für die Pferde ist der Rausschmiss des UAE-Verbandes übrigens keine gute Nachricht. Jetzt können sie auf nationalen Ritten, die sich jeder Kontrolle entziehen, weiter durch die Wüste geprügelt werden.

© SZ vom 13.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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