Internationaler Fußball:USA gegen Kuba, das ist mehr als ein Fußballspiel

Deutschland - USA - Jürgen Klinsmann

Jürgen Klinsmann freut sich auf das Spiel in Kuba: "Ich glaube, dass der Fußball da wieder diese Brücke baut - wie überall in der Welt."

(Foto: Marius Becker/dpa)

Jürgen Klinsmann tritt mit den US-Fußballern zum ersten Freundschaftsspiel gegen Kuba seit 1947 an. Seine Spieler sollen wissen, dass sie sich auf einer Mission befinden.

Von Philipp Selldorf

Als zuletzt eine US-amerikanische Fußballnationalmannschaft ein Freundschaftsspiel auf Kuba bestritten hat, war der heutige Nationaltrainer Jürgen Klinsmann noch nicht geboren. 69 Jahre sind seit jener sportlich unscheinbaren Begegnung vergangen, das Fußballstadion in Havanna war damals noch nach einer Brauerei benannt. Heute trägt es den Namen des Aufständischen Pedro Marrero, der einst beim Sturm auf eine Militärkaserne ums Leben kam, just an jenem 26. Juli 1953, an dem nach amtlicher kubanischer Geschichtslehre die kommunistische Revolution begann - die wiederum der Grund dafür war, warum Fußballer aus den USA all die Jahre der karibischen Insel ferngeblieben sind.

Dass er jetzt Zeuge - und ein wenig auch Akteur - des ersten freundschaftlichen Treffens seit 1947 sein darf, das empfindet Jürgen Klinsmann als Ehre und als Privileg: "Es ist ein historisches Erlebnis, nach Kuba zu gehen", sagte er am Mittwoch im Laufe einer Telefonkonferenz. Diese Partie sei "viel mehr als nur Fußball - das hat hier Riesen-Schlagzeilen gemacht".

Außer dem kalifornischen Schwaben Klinsmann werden auch sechs amerikanische Bundesligaprofis an Bord der Maschine sein, die von Miami den kurzen Flug nach Havanna unternimmt. Unter anderen gehören der Berliner Brooks, der Hoffenheimer Johnson und der Dortmunder Pulisic zur Reisegruppe, auch der Münchner Angreifer Green ist dabei. Die ungewöhnliche Abflugzeit (1 Uhr nachts, Ortszeit) ergibt sich aus den Umständen, man will Hurrikan "Matthew" zuvorkommen, der sich mit einiger Schlagkraft dem Festland nähert. Eine Absage des Spiels sei jedoch nicht zu befürchten, heißt es.

Mission in Havanna

Für Klinsmann beginnt mit dem Test in Havanna die Einstimmung auf das Spitzenspiel der WM-Qualifikation gegen Mexiko, das im November in Columbus/Ohio stattfindet. Mit einem 4:0 gegen Trinidad hatte seine Elf im September die finale Wettkampf-Runde erreicht, in der aus sechs Teilnehmern drei WM-Fahrer ermittelt werden. In Havanna steht für ihn zunächst der ideelle Aspekt im Vordergrund: "Die Annäherung an Kuba ist auf der politischen Ebene erfolgt, da hat Barack Obama einen Riesenjob gemacht", sagt Klinsmann. Aber auch dem Sport falle bei der Verständigung eine wichtige Rolle zu: "Ich glaube, dass der Fußball da wieder diese Brücke baut, wie überall in der Welt. So eine Reise kann hilfreich sein." Seine Spieler sollen wissen, dass sie sich in Havanna auf einer Mission befinden, die über ihren Sport hinausführt: "Ich finde es wichtig, dass sich die Spieler bewusst sind, was für eine Dimension so etwas hat."

Seit mehr als fünf Jahren dirigiert Klinsmann aus Los Angeles den amerikanischen Verbandsfußball. Das wird sich, wenn es nach ihm geht, auch in den nächsten Jahren nicht ändern. Einem Wechsel nach London zur englischen FA erteilte der 52-Jährige eine Absage: "Ich habe einen Vertrag bis 2018, und das ziehe ich auch durch. Es macht so viel Spaß, hier was zu bewegen. Wir hatten 2015 ein Tief, aber manchmal muss man einen Schritt zurückmachen, um zwei Schritte vorwärts zu gehen. 2016 geht es wieder bergauf", sagt er.

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