Internationaler Fußball:Luca Toni trifft und träumt

Die stürmende Leihgabe des FC Bayern nimmt Teil am Aufstieg des AS Rom, hofft wieder auf eine WM-Teilnahme - und spricht sogar von der Meisterschaft.

Birgit Schönau

In der 15. Minute der Partie AS Rom gegen Udinese Calcio schraubte Luca Toni an seinem rechten Ohr. Dabei war sein 1:0 gar kein Toni-Tor gewesen. Toni-Tore gehen nämlich auch bei der Roma üblicherweise so: Toni steht im Strafraum, dicht vorm Tor, wird mit einer präzisen Flanke perfekt bedient und köpfelt ein. Zuletzt konnte man so ein Toni-Tor vor einer Woche beim 3:3 des AS Rom gegen Livorno sehen, ein Ablauf, so perfekt wie nach Drehbuch.

Diesmal kam es anders. Toni bekam kurz vor der Strafraumlinie einen Einwurf des Franzosen Ricardo Faty auf die Brust, ließ sich den Ball auf den Fuß fallen, vollzog eine halbe Drehung - und traf. Es war der Auftakt zu einem munteren Torreigen bis zum 4:2-Sieg, zu dem der Montenegriner Mirko Vucinic noch drei Treffer für den AS Rom beisteuerte, darunter ein Elfmeter. Für Udinese traf Antonio Di Natale zwei Mal, auch darunter ein Strafstoß. Di Natale ist einer von Tonis Rivalen um einen Platz in der Squadra Azzurra bei der WM in Südafrika. Beide stehen in der zweiten Reihe, für beide läuft die Zeit. "Marcello Lippi wird in Ruhe darüber entscheiden", sagte später Toni, betonte aber: "Ich glaube, dass ich es schaffe. Die WM wird eine Konsequenz meiner Leistung in Rom sein."

Nach seinem Einstand im Januar kam gleich eine Verletzungspause von fünf Wochen und siehe da: ohne Toni pirschte sich die Roma unaufhaltsam an Tabellenführer Inter Mailand heran. Er war schon wieder halb vergessen, da kehrte er zurück und spielte sich prompt nach vorn: zwei Spiele, zwei Treffer. Den Rest erledigt Vucinic. Die Roma, nach einer äußerst unrühmlichen Vorstellung von Panathinaikos Athen vorzeitig aus der Europa League befördert, träumt plötzlich Titel-Träume. "Wenn einer der beiden vor uns stolpert, müssen wir springen", tönt Toni. Die beiden über AS Rom sind Inter und der AC Mailand. Inter stolpert bereits eine ganze Weile - das 1:1 am Samstag gegen US Palermo hat das vor Wochen schon entschieden geglaubte Rennen um die Meisterschaft endgültig neu eröffnet. Mit vier Punkten Abstand lauern die Römer.

Ihre beeindruckende Aufholjagd vom Tabellenkeller zum Spitzentrio verdanken sie vor allem dem neuen Trainer Claudio Ranieri. Der Römer trainiert zum ersten Mal in seiner Heimatstadt. Mit Pragmatismus und Erfahrung, aber auch mit sehr viel Enthusiasmus hat es Ranieri geschafft, die Roma auf rigidem Sparkurs zu halten und trotzdem konkurrenzfähig zu machen. Erstmals scheint die Elf nicht mehr von Francesco Totti abzuhängen - auch ohne den verletzten Kapitän hält die Positivserie von 18 Spielen an. Toni will dem Vernehmen nach in Rom bleiben. Sein Leiharbeitervertrag läuft Ende Mai aus. "Er hat sich sehr gut integriert", lobte Ranieri. Das Problem ist nur: Die Roma kann und will Toni nicht bezahlen. Lieber leistet man sich seine Tore im Titelkampf als großzügige Leihgabe des FC Bayern.

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