Inter Mailand: Einzelkritik:Rächer aus Alcatraz

Die Inter-Spieler entlarven ihre eigene Aufstellung als Lüge, Lucio gibt sich gutmütig, aber die Argentinier entscheiden das Finale. Die Champions-League-Sieger in der Einzelkritik.

Johannes Aumüller, Madrid

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Inter Milan's goalkeeper Cesar tries to clear the ball during their Champions League final soccer match against Bayern Munich in Madrid

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Die Inter-Spieler entlarven ihre eigene Aufstellung als Lüge, Lucio gibt sich gutmütig, aber die Argentinier entscheiden das Finale. Die Champions-League-Sieger in der Einzelkritik: 

Julio Cesar:

Hatte nach 13 Minuten das Gefühl, sich mal in Szene setzen zu müssen. Sprintete also einem Ball hinterher, der ins Toraus zu rollen drohte, und drosch ihn ins Seitenaus - was aber nichts half, weil der Ball die Torauslinie überquerte. Hätte sich die Aktion sparen können, denn danach bekam er genug zu tun. Parierte mehrere Bayern-Chancen bravourös.

Maicon Inter, afp

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Maicon:

Hat von manchen Experten das Etikett "bester Rechtsverteidiger der Welt" bekommen. Tat in der Anfangsphase alles, um die Meinung dieser Experten zu ändern. Schlief zunächst bei einem Altintop-Pass, schlief dann bei einem van-Bommel-Pass. Hatte einen schlimmen Abspielfehler, einen extrem verzogenen Fernschuss in der zwölften Minute und Glück, dass es nach einem Handspiel keinen Elfmeter gab. Und dann? Dann besann er sich offenbar des Etikettes der Experten und biss sich in die Partie hinein. Vielleicht nicht der beste Rechtsverteidiger der Welt, aber sicher ein sehr guter.

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Lúcio:

Ließ sich von der anfänglichen Leichtfußmentalität seines Lands- und Nebenmannes anstecken und vertändelte zwei Mal leichtfertig. Setzte einmal zu einem aus Bayern-Tagen noch gut bekannten Solo an, das er aber abbrach, als er auf einmal die Mittellinie sah. Eine gute Leistung, aber nicht der typische Final-Lúcio, der in Endspielen so auftritt, als könne er es alleine mit der gesamten gegnerischen Offensive aufnehmen. Der Brasilianer ist ja als gutmütiger und höflicher Mensch bekannt, und gegen seinen alten Herzensklub Bayern aufzutrumpfen, das wäre nun gar nicht nett gewesen.

Champions League: FC Bayern Muenchen - Inter Mailand

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Walter Samuel:

Spitzname vor dem Spiel: die Mauer. Spitzname nach dem Spiel: immer noch die Mauer. Kopfball- und zweikampfstark. Hatte Olic und Müller gut unter Kontrolle. Drosch notfalls die Bälle aus dem Strafraum wie ein Bezirksliga-Vorstopper. Eröffnete schon in der dritten Minute die Wir-machen-Robben-mit-vielen-kleinen-Fouls-mürbe-Taktik der Inter-Spieler, die sich als wichtiger Baustein für den Sieg herausstellte.

Bayern Munich's Robben and Inter Milan's Chivu try to reach the ball during their Champions League final soccer match in Madrid

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Cristian Chivu:

Der Mann mit Helm - und der Mann mit den immer ausgestreckten Händen und den immer nachhakenden Füßen. Im Prinzip hätte der Schiedsrichter Howard Webb die Augen schließen und blind auf Foul entscheiden können, sobald sich der Rumäne seinem Gegenspieler Robben näherte. Wahrscheinlich wollte Chivu den unrühmlichen Rekord für die meisten Foulspiele in einem Champions-League-Finale aufstellen. Gelb sah er erst nach der fünften, sechsten Attacke. Permanent in Gelb-Rot-Gefahr, nach 68 Minuten dann endlich ausgewechselt.

Champions League - FC Bayern München - Inter Mailand

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Javier Zanetti:

Zuletzt des Öfteren als Linksverteidiger eingesetzt, aber nun gegen die Bayern wieder auf seiner angestammten Position im defensiven Mittelfeld. Dort mit einem enormen Laufpensum. Zumindest bis zur 68. Minute, als Chivu runter ging und Zanetti nach links hinten rutschte. Bewies, dass er trotz seiner 36 Jahre entgegen der Meinung des deutschen Boulevards alles andere als ein Abwehr-Opa ist, sondern ein Mann, der für 22 Minuten Robben aus dem Spiel nimmt. Wobei das natürlich zu einem Zeitpunkt war, als Robben schon nicht mehr an den Sieg glaubte.

Champions League - FC Bayern München - Inter Mailand

Quelle: dpa

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Esteban Cambiasso:

Welchen Spitznamen hat eigentlich Esteban Cambiasso verdient, wenn Walter Samuel bereits die Mauer heißt? Vielleicht Alcatraz? Eine überragende Leistung im defensiven Mittelfeld: agierte immer kompromisslos, blockte etliche Bayern-Aktionen ab. Lief ständig hinüber auf die linke Seite, um sich als weiterer Mann Robben in den Weg zu stellen. Hatte bisweilen auch noch Zeit für einen feinen Pass. Was gibt es über diesen Mann noch zu sagen? Ach ja, für die argentinische Nationalmannschaft ist er selbstredend nicht gut genug. Wenn im Sommer die WM ansteht, sitzt Cambiasso vorm Fernseher. Das verstehe, wer will.

Eto'o Inter, ap

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Samuel Eto'o:

Notierte in der offiziellen Taktik-Aufstellung der Uefa als Rechtsaußen, was sich aber als größte Lüge der Menschheit seit den gefälschten Interviews von Tom Kummer herausstellte. Ja, es spielte wirklich der Samuel Eto'o, der bisher noch in jedem seiner Champions-League-Endspiele getroffen hatte, 2006 für Barcelona gegen Arsenal, 2009 für Barcelona gegen Manchester. Aber an diesem Abend hatte er offenbar Lucios Mittellinienüberschreitungsverbot für sich entdeckt. Offensive Aktionen null, defensiver Einsatz enorm.

Snejder Inter, afp

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Wesley Sneijder:

Kehrte in die Stadt zurück, in der man ihn vor einem knappen Jahr so schmählich behandelt hatte - die Rückennummer zehn abgenommen, ausgebootet, weggejagt. Und er kehrte zurück wie ein rachesüchtiger Cowboy, der noch einmal aufräumen muss. Kämpfte leidenschaftlich. Zeigte eine unglaubliche Ballsicherheit, einen wunderbaren Hackentrick im Mittelfeld und mehrere gefährliche Freistöße - und bereitete mit einem schönen Pass in die Gasse Militos 1:0 vor. Lediglich beim Torabschluss mit Abzügen.

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Goran Pandev:

Hatte den Vorzug gegenüber Stankovic erhalten und notierte in der offiziellen Taktik-Aufstellung der Uefa als Linksaußen, was sich in der ersten Hälfte aber als größte Lüge der Menschheit seit den gefälschten Hitler-Tagebüchern des "Stern" herausstellte. Spielte nämlich alles andere als einen Linksaußen, spielte noch nicht einmal linkes offensives Mittelfeld, sondern spielte praktisch zweiter Linksverteidiger, um im Verbund mit Chivu Bayerns Rechtsaußen Robben zu dauerdoppeln. Zeigte nach dem Seitenwechsel mehr Offensivaktionen.

Champions League: FC Bayern Muenchen - Inter Mailand

Quelle: ag.ddp

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Diego Milito:

Warum spielt José Mourinho eigentlich mit dieser Ultra-Defensiv-Taktik, in der acht Mann verteidigen und nur zwei angreifen? Weil niemand mehr als zwei Mann vorne braucht, solange diese zwei Sneijder und vor allem Diego Milito heißen. Zwei wunderbare Tore, zwei gefährliche Torschussvorlagen. Besser geht's nicht.

Champions League - FC Bayern München - Inter Mailand

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Dejan Stankovic (l.)

War von vielen von Beginn an erwartet worden, musste stattdessen mit einem Platz auf der Bank vorlieb nehmen. Ersetzte nach 68 Minuten Cristian Chivu. Unterstützte in der Schlussphase effektiv Cambiassos Wirken im Zentrum.

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Sulley Muntari

Kam nach 77 Minuten, half den Vorsprung, über die Zeit zu bringen.

© sueddeutsche.de
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