Pierre-Emerick Aubameyang
Toreschießen macht erfinderisch und weil Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang im Spitzenspiel gegen die Bayern eben dieser eine, alles entscheidende Treffer gelang, dachte er sich eine neue Form der Feierei aus: die Liegestütz-Pose. Das kleine Workout nach seinem zwölften Saisontor war seinem französischen Lieblingsrapper "Gradur" gewidmet, der auf der Tribüne mitfieberte. Wie dem Musiker die Einlage gefiel, war leider nicht zu ergründen: "Er ist auch Bayern-Fan", berichtete Aubameyang. Kann man sich kaum ausdenken, diese Ironie. (jbe)
Julian Brandt
Zuverlässig wie der Arm von Manuel Neuer bei einem Gegentor in die Luft fliegt, liefern Fußballer innovative Sprüche. Ob es am Sauerstoffdefizit nach kraftraubenden Antritten liegt oder ob sie einfach eine besondere Gabe für kunstvolle Verbiegungen der deutschen Sprache haben, ist noch nicht wissenschaftlich geklärt. Der Leverkusener Julian Brandt böte sich aber als exzellente Fallstudie an. Der 20-Jährige erweiterte den Fundus des Fußball-Sprichwörter-Lexikons mit einer Neuschöpfung unter dem Buchstaben L: "Leipzig hat heute den Längeren gezogen." (tbr)
Xabi Alonso
Wie ein Künstler gestaltet Xabi Alonso normalerweise das Spiel der Bayern, der grüne Rasen ist seine Leinwand. Doch der 34-Jährige erfindet sich gerade neu - und fügt seinem Spiel eine Facette hinzu: den Fehlpass. Gegen Dortmund kreierte er für Pierre-Emerick Aubameyang mit einem skurrilen Rückpass eine "Die muss er machen"-Chance. Nur ein Reflex von Manuel Neuer verhinderte einen Treffer. Der Bayern-Torhüter dürfte wenig von den Innovationen seines Vordermanns halten und sich den langweiligen Alonso zurückwünschen, der zwischen 120 und 200 Pässe pro Spiel an den Mann brachte. (tbr)
Julian Schieber und Bastian Dankert
Der müde Kick zwischen dem FC Augsburg und Hertha BSC (0:0) hat von Defensiv-Fetischisten das Gütesiegel "aufregend" bekommen. Den meisten im Stadion war der Auftritt der beiden Offensivreihen aber zu harmlos. Unter die Gequälten mischte sich anscheinend auch Schiedsrichter Bastian Dankert, der zügig in seine Pfeife blies, als die letzte Sekunde der 90. Minuten verstrichen war. Darüber wunderte sich Hertha-Stürmer Julian Schieber (rechts im Bild): "Der Schiedsrichter lässt nicht nachspielen, der wollte schnell nach Hause." Einige Kollegen sollen sich schon bei Dankert erkundigt haben, wie man sich vor längeren Arbeitszeiten bei so trostlosen Spielen schützt. (tbr)
Mario Götze
Auch Mario Götze hat am Samstagabend eine echte Innovation geschaffen: Er hat Mario Götze neu erfunden. Ja, DEN Götze, der einst pausbäckig die Bundesliga verzückte und um Verteidiger kurvte, als seien sie Hütchen auf dem Trainingsplatz. Der alte, neue Götze nahm sich diesmal seine Ex-Kollegen aus München vor: Wie in allerbesten Zeiten wackelte er in den Strafraum der Bayern, wartete auf seinen Innovations-Moment und spielte Mats Hummels die Kugel durch die Beine. Solche Kreationen waren in seinen drei Jahren in München immer seltener geworden - doch in Dortmund scheint Götze nun - Simsalabim - sein Mojo wieder zu finden. (jbe)
Thomas Tuchel
Natürlich steht Thomas Tuchel längst an allererster Stelle im Fußball-Lexikon, wenn man nach dem Begriff "Tüftler" sucht. Den Dortmunder Trainer umgibt ja die professorale Aura des Fußball-Neuerfinders, seinem Hirn sind schon einige schlaue Dinge entsprungen. Aber eines hatte er bis zu diesem Spieltag nicht so recht hinbekommen: einen Plan, um die Bayern zu besiegen. Was im Lexikon unter "Big Point" zu finden ist - das ist ihm nun gelungen. Tuchels Innovation war deutlichst sichtbar: Er setzte alles auf die Anfangsphase. 20 Minuten ließ er seine Dortmunder wie eine Horde blutrünstiger Wölfe nach jedem Ball hetzen. Der BVB spielte Pressing, bis die Schwarte kracht. Das Resultat: Die Bayern machten Fehler, es fiel ein Tor. Danach folgte Teil zwei seiner Idee: Hinten reinstellen und verteidigen, bis die Schwarte kracht. Hat geklappt. (jbe)
Mats Hummels
Der eine erfindet, der andere muss eine Innovation über sich ergehen lassen: Mats Hummels erlebte im Topspiel letzteres - ihn traf die Frechheit eines Tunnels durch seinen alten Kumpel Mario Götze. Normalerweise ist Hummels selbst ja ein moderner Freidenker. Er hat beispielsweise den beckenbauerischen Außenristpass wiederbelebt. Auch in Sachen Risikogrätsche darf er für sich einige Meriten verbuchen. Doch das Leben als Fußballer ist manchmal ein gemeines und so erfand dieses Spitzenspiel für Hummels eine völlig neue Rolle: den getunnelten Zuschauer beim 0:1. Aber wie sagte Mario Götze einst: Mal bist du der Hund, mal der Baum. (jbe)
Aymane Barkok
Manchmal schlummert die Innovation auch im eigenen Kader, so wie im Fall von Frankfurts Aymane Barkok. Dem 18-jährigen Deutsch-Marrokaner verhalf Eintracht-Coach Niko Kovac in Bremen eine Viertelstunde vor Schluss zu seinem Bundesliga-Debüt. Und wenn man sich das Resultat dieser Rochade anschaut, darf sie durchaus als Erfolg bezeichnet werden. Der Junge, der bis dato lediglich bei den Junioren gespielt hatte, erzielte in der 90. Minute das 2:1. Kovac hatte mit einem Fingerzeig einen neuen Eintracht-Helden erfunden. "Aymen ist uns in der A-Jugend aufgefallen und hat sehr gute technische Fähigkeiten", sagte der Coach, "er hatte sich den Einsatz verdient. Er ist ein Junge, der bodenständig bleiben wird." (jbe)