Ingolstadts Trainer Marco Kurz:Neustart beim alten Schalker Kumpel

Marco Kurz neuer Trainer in Ingolstadt

Gemeinsam in Ingolstadt: Sportdirektor Thomas Linke (links) und Trainer Marco Kurz.

(Foto: dpa)

In München, Kaiserslautern und Hoffenheim hat Marco Kurz die schwierigen Seiten des Geschäfts kennengelernt - nun soll er den ambitionierten FC Ingolstadt nach oben führen. Dort trifft Kurz auf Thomas Linke, mit dem er einst bei Schalke 04 Geschichte schrieb.

Von Gerald Kleffmann, Ingolstadt

Pünktlich wie verabredet um 14 Uhr betritt Marco Kurz den Medienraum im Sportpark, gut sieht er aus, leichte Bräune, entspannte Gesichtszüge, er trägt ein Sakko, ganz leger. An Pfingsten, wird der 44-Jährige gleich erzählen, war er mit seinen Kindern im Urlaub, "das war sehr schön", aber jetzt ist er natürlich aus einem anderen Grund hier, als über die vergangenen Wochen zu berichten, in denen er arbeitslos war.

Marco Kurz ist zurück auf der Bühne, er hat beim FC Ingolstadt 04 angeheuert, und dass sich der oberbayerische Zweitligist für einen durchaus begehrten Trainer entschieden hat, dokumentiert: Die Schanzer, wie sie in der Region heißen, haben viel vor. Sportdirektor Thomas Linke spricht zwar von einer "Politik der kleinen Schritte". Kurz' Verpflichtung ist aber ein größerer.

Mit dem TSV 1860 München, für den er sieben Jahre spielte und den er später coachte, stieg er zwar nie auf in die erste Liga. Beim 1. FC Kaiserslautern jedoch bewies Kurz, dass er eine Mannschaft in die Bundesliga führen und dort halten kann. Die Pfälzer schafften als Siebter souverän den Klassenerhalt, ehe der Trainer den Gesetzen der Branche folgend wegen Erfolglosigkeit gehen musste.

Anfang 2013 sollte Kurz den Erstligisten Hoffenheim auf Kurs bringen, doch im April, als absehbar war, dass der Kurs noch nicht stimmte, wurden er und Manager Andreas Müller von ihren Aufgaben entbunden. So läuft das eben. Andererseits: Wenn etwas zu stimmen scheint, läuft das wie am Montag.

Kein Blatt passt zwischen die früheren sogenannten Euro-Fighter Linke und Kurz, die zwei errangen 1997 gemeinsam mit dem FC Schalke 04 den Uefa-Pokal. Zwar bestand kein allzu großer Kontakt untereinander in der Vergangenheit, räumt Linke ein, und auf dem Platz, bei Schalke, seien sie Konkurrenten auf der gleichen Position gewesen, "da will man auch nicht bester Freund sein". Und doch besteht da offensichtlich eine Bande zwischen den Protagonisten dieses legendären Schalker Jahrgangs.

Gegen namhafte Bewerber durchgesetzt

Kurz setzte sich immerhin gegen namhafte Bewerber durch. Heiko Vogel, Mike Büskens (noch ein Euro-Fighter), Stefan Effenberg, solche Namen wurden kolportiert, zumindest den letzteren hätte man sich kaum vorstellen können im beschaulichen Ingolstadt. Kurz scheinen genau diese übersichtlichen Rahmenbedingungen - kleiner Verein, kleines Stadion, kleine Fanszene, wenige Medien - nicht abzuschrecken.

Er dürfte sie zu schätzen wissen. In Kaiserslautern und München, wo das Umfeld viel Druck ausübt, hat er gelernt, dass akribische, passionierte Arbeit nicht gleich belohnt wird - alle müssen auch mitziehen. In Ingolstadt kann er nun quasi neu starten. Im Projekt FCI, hinter dem finanziell federführend der örtliche Autokonzern Audi steckt, schlummern noch Möglichkeiten, die auch Kurz erkannt hat. Beim 1. FC Köln, dem er zuvor abgesagt hatte, wäre die Ausgangslage für ihn eine andere gewesen, eher wie damals in Lautern und München. Aber darüber will er nicht mehr reden.

"Wir wollen erkennbar sein, dass man sieht, wie wir Fußball spielen", sagt er, "wir wollen ambitionierte Ziele verfolgen und auch leben." Das klingt schon mal nach der richtigen Ansage beim FCI, denn auch wenn Vorgänger Tomas Oral den Klub erst vor dem Abstieg bewahrt hatte und in der vergangenen Spielzeit die nach Punkten beste Zweitligasaison in den vier Jahren der Zugehörigkeit schaffte, trat die Mannschaft ohne Merkmale auf. Auch im Aufsichtsrat des FCI, in dem ehemalige und noch aktive Audi-Manager die Mehrheit stellen, reifte die Erkenntnis, dass die Zeit für eine Zäsur gekommen war. Nach der Saison musste Oral gehen. "Die Aufgabe hier ist sehr, sehr reizvoll", betont Kurz, er wolle versuchen, "das Umfeld mitzunehmen", und, klar, "gegen den Aufstieg intern hätte keiner was", aber versprechen, nein, in diese Falle tappt er nicht.

Dass er gekommen ist, um zu arbeiten und nicht, um Reden zu schwingen, macht Kurz auch klar. Das erste Training steht am Dienstag an, "und dann haben wir am Wochenende zwei Spiele vor der Brust", sein Tatendrang, loszulegen, ist zu spüren. Mit Linke will er sich bald darauf verständigen, auf welchen Positionen Bedarf besteht; da neun (überwiegend ältere) Spieler verabschiedet wurden, kann er den Kader noch formen. "Die Aufgabe hat viel Charme", sagt Kurz, und dass sie in Ingolstadt an ihn glauben, verdeutlicht die Vertragslaufzeit. Mindestens bis 2016 soll das Bündnis dauern.

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