0:2 in Leverkusen:"Wir haben im Moment Probleme, das sieht jeder"

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Körpereinsatz: Matthias Ginter (Foto: dpa)
  • Bayer Leverkusen besiegt Borussia Mönchengladbach mit 2:0. Lucas Alario und Julian Brandt treffen.
  • Die Borussia rutscht nun endgülig in der Tabelle ab. Der Europapokal entfernt sich zunehmend.

Von Milan Pavlovic, Leverkusen

Es war als richtungsweisendes Spiel angekündigt, dieses kleine rheinische Derby zwischen Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach. Und in der Tat zeigen die beiden Pfeile nach dem 2:0 (1:0)-Sieg des Werksklubs deutlich in verschiedene Richtungen: Während Leverkusen auf Platz drei kletterte, liegt der Rivale vom Niederrhein neun Punkte zurück - und kann am Sonntagnachmittag (im Falle eines Stuttgarter Sieges) aus der ersten Tabellenhälfte plumpsen. "Leverkusen war die klar bessere Mannschaft", gab Gladbachs Trainer Dieter Hecking unumwunden zu. "Sie hatte das Durchsetzungsvermögen und das Tempo", das seiner Mannschaft gefehlt hätte. "Wir haben die Konter nicht gut zu Ende gespielt, und im Umschaltspiel mangelte es an Tempo. Wir haben im Moment Probleme, das sieht jeder."

Die Leverkusener, die gegen Gladbach schon den dritten Sieg dieser Saison landeten (nach dem 5:1 im Hinspiel und einem 1:0-Auswärtssieg im Pokal), waren merklich stolz: "Wir haben eine reife Leistung gezeigt", lobte Kapitän Lars Bender. Und Trainer Heiko Herrlich lenkte den Blick auf die wenig beachteten Kräfte seines Teams: "Schlüssel für den Sieg war unsere Defensivarbeit: Wir haben konzentriert gespielt und fast gar nichts zugelassen."

Bailey agiert glücklos - bis er das 1:0 einleitet

Wenn es in dieser qualitativ, nun ja, durchwachsenen Bundesliga-Saison eine verlässliche Entertainment-Garantie gab, dann war das lange Bayer Leverkusen. Egal ob Sieg oder Niederlage, fast jedes Spiel hatte Spektakel-Elemente. Jedenfalls bis vor wenigen Wochen. Dann gab es für den Werksklub einige unerwartete Rückschläge: drei Spiele ohne eigenen Tor-Erfolg (beim 0:0 in Freiburg sowie den 0:2 gegen Hertha BSC und Schalke 04). Und auch beim Jamaikaner Bailey gingen einige Aktionen daneben.

Auch gegen Mönchengladbach blieb zunächst einiges Stückwerk. Die Gastgeber spielten sich oft in die heiße Zone, verloren dabei aber zuweilen die Übersicht. Bezeichnend der Konter in der 24. Minute, als Bailey den Ball nach einem Abwurf von Torwart Bernd Leno gut 65 Meter im Eiltempo nach vorne trug (gemessen wurden bis zu 36 km/h) - den mitgelaufenen Charles Aranguiz aber übersah und weit über das Tor schoss.

Bis dahin agierten die jungen Leverkusener Kernfiguren glücklos (Bailey) oder nicht präzise genug (Ballverteiler Kai Havertz). Doch weil von den ersatzgeschwächten Gästen herzlich wenig kam, hatte Leverkusen genug Zeit, die Offensivaktionen besser zu kalibrieren. Bailey wechselte kurz auf den rechten Flügel, das reichte, um für deutlich mehr Unordnung zu sorgen. In der 36. Minute schlug er eine Flanke mit viel Effet, die Kevin Volland aus vier Metern per Kopf knapp neben das Tor setzte. Drei Minuten später chippte Bailey dann die nächste Flanke - diesmal mit dem rechten Fuß - butterweich zum entfernten Pfosten. Dort sah Volland den besser postierten argentinischen Torjäger Lucas Alario, legte per Kopf zurück, so dass der südamerikanische Zugang kein Problem hatte, sein siebtes Saisontor zu erzielen. Zusammen bringt es das Trio damit auf 26 Treffer.

Die beste Chance für Gladbach hat ein Leverkusener

Auch nach dem Wechsel blieb Gladbach arg passiv - die Akzente setzten weiter Bailey, Volland und Havertz. Doch weil Bailey (47.), Alario (48., 63.) und Havertz (78.) ihre Chancen nicht nutzten, blieb das Ergebnis knapper als es die Spielanteile waren. Als der zuletzt angeschlagene Bailey durch Julian Brandt ersetzt wurde, stellte Gäste-Trainer Hecking auf eine Dreierdeckung um. Und Gladbach wagte sich endlich aus der Abwehr gegen zunehmend erschöpfte Leverkusener, die die Bälle nun zu schnell verloren. In der 82. Minute schien einer dieser "Ausgerechnet"-Momente anzustehen: Eine Flanke von Hofmann fand den ehemaligen Bayer-Profi Josip Drmic verwaist an der Fünfmeter-Marke - doch der Schweizer setzte den Kopfball neben das Tor. Die größte Chance zum Ausgleich hatte ... ein Leverkusener: Außenverteidiger Wendell zwang bei einem misslungenen Rettungsversuch seinen eigenen Torwart Leno zu einer Glanzparade (89.).

Bayer wackelte bedenklich in dieser Phase, befreite sich in der Nachspielzeit aber endgültig. Nach einem Einwurf gegen weit aufgerückte Gäste setzte Alario den freistehenden Brandt in Szene (90.+3), der wie schon am vergangenen Wochenende (beim 2:1-Sieg in Wolfsburg) als Einwechselspieler traf. Und Gladbachs fünfte Niederlage in den vergangenen sieben Liga-Spielen besiegelte. Kapitän Lars Stindl räumte ein: "Wir sind ein bisschen weit weg jetzt." Ein bisschen sehr weit.

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