Huub Stevens beim VfB-Stuttgart:Er kann nur lachen, lacht aber nicht

Lesezeit: 3 Min.

Stuttgart-Trainer Stevens beim Spiel gegen Hertha BSC (Foto: dpa)
  • Der VfB Stuttgart spielt beim 0:0 gegen Hertha BSC mit Wucht nach vorne, erstmals seit Wochen kombiniert der Tabellenletzte sogar wieder.
  • Das hat zur Folge: Huub Stevens bleibt Trainer - vorerst.
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Von Matthias Schmid, Stuttgart

VfB-Trainer Huub Stevens sagte, er sei kein Til Schweiger. Auch der Stuttgarter Sportdirektor Robin Dutt hat noch keinen Oscar gewonnen für die beste Haupt- oder zumindest Nebenrolle. Doch er ist zumindest einer dieser Laienschauspieler, die Woche für Woche auf den Bühnen des Landes stehen und auch vor anspruchsvollen Charakterrollen nicht zurückschrecken. Dutt gibt Woche für Woche auf den bundesweiten Fußballplätzen, auf denen es zugeht wie im Theater, den strahlenden, bestens gelaunten Sportdirektor des VfB Stuttgart. Er lächelt charmant, frotzelt und albert mitunter sogar herum, als stünden die Schwaben kurz davor, in die Champions League einzuziehen.

"Wir würden doch alle etwas vermissen", sagte Dutt am Freitagabend im Bauch der Arena also zu der Frage, ob Huub Stevens auch in der nächsten Woche die Stuttgarter anleiten werde. Doch der Sportvorstand des VfB meidet eine klare Jobgarantie für seinen Fußballlehrer, als ob ihm Präsident Bernd Wahler dafür eine Strafe angedroht hätte. "Ich bin in der Vergangenheit gut damit gefahren, dass nur die Mitarbeiter wissen, was ich denke." Das war wieder so einer dieser kryptischen Dutt-Sätze, die er in diesen Tagen gerne von sich gibt. Was er denke, wollte er der Öffentlichkeit natürlich nicht mitteilen, genauso wenig wieviel Anstrengung es ihn kostet nach außen zu lächeln, wenn ihm innerlich längst zum Heulen zu mute ist.

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Daran konnte auch ein durchaus ansprechendes 0:0 der Stuttgarter am Freitagabend gegen Hertha BSC nichts ändern. Ein Punkt ist für den Tabellenletzten "absolut zu wenig", wie Dutt bekannte, seit acht Spielen wartet Stuttgart jetzt schon auf einen Sieg in der Bundesliga. Der Abstand zu Platz 15, der den Klassenverbleib sichert, beträgt vier Punkte und kann an diesem Wochenende noch anwachsen. Aber an seiner Routine will Dutt nichts ändern, er will sich von außen nicht sagen lassen, "was ich zu tun habe".

Dutt hatte sich am Samstagmorgen nach einem gemeinsamen Frühstück mit der Mannschaft wieder mit Stevens zusammengesetzt, wie sie das immer machen nach den Partien, sie analysierten vor dem anschließenden Training das Spiel und gelangten zu der Erkenntnis, dass die offensivere Grundaufstellung, die Stevens wählte, die richtige ist.

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Erstmals durfte der lange verschmähte Filip Kostic auf der rechten Seite stürmen. Und da auch Timo Werner über links, Daniel Ginczek als Mittelstürmer und Alexandru Maxim dahinter viele Freiheiten genossen, entfaltete der VfB viel Wucht nach vorne. Sie kombinierten zum ersten Mal seit Wochen so, wie es sich die Zuschauer schon länger gewünscht hätten, ab und an sogar kunstvoll, mit viel Ballbesitz. Nur das mit dem Toreschießen wollte wieder mal nicht klappen.

Im Strafraum kommen die letzten Pässe einfach nicht beim Mitspieler an, auch, weil sich die Berliner Spieler, die sich fast mit zehn Mann um den Strafraum postiert hatten, in die Bälle warfen. "Wir haben uns leider nicht belohnt", sagte Stevens und war hinterher sogar froh, nicht verloren zu haben, weil Valentin Stocker (26.) und Nico Schulz (79.) die besten Chancen des Spiels vergaben.

Dennoch darf er davon ausgehen, dass er auch nach dem Spiel in Leverkusen am nächsten Tag wieder Dutt treffen wird. "Es geht ausschließlich um das Spiel", gewährte Dutt am Freitagabend zumindest einen kurzen Blick auf die samstägliche Agenda des Vereins. Und ohnehin, fuhr er fort, habe die Mannschaft die Antwort ja schon auf dem Platz gegeben. Erfolgreich gegeben.

Es sei ein klarer Aufwärtstrend zu erkennen, sagte Dutt also. Kurze Wirkungspause. Vorbereitung auf den Nachsatz. "Wir sind in den letzten Spielen nicht schlechter geworden, sondern stärker." Die Diskrepanz zwischen Aufwand und Ertrag war ihm natürlich nicht entgangen, er wollte beides in seine Analyse miteinfließen lassen. Aber er ließ durchaus wohlwollend erkennen, dass Stevens nicht dieser starrköpfige Trainer ist, wie viele glauben.

Dass der Niederländer nun einen offensiveren Ansatz gefunden hat, ist ganz nach dem Geschmack des Fußballästheten Dutt. Dass er darauf hin gewirkt habe, vielleicht sogar unter sanfter Drohung, hält Dutt für ein Gerücht. "Ich gebe in Taktikfragen keine Empfehlungen ab", sagte er nur. Er könne aber durchaus ein schlüssiges Konzept hinter den taktischen Veränderungen erkennen. Stevens richte die Mannschaft nach dem Block mit Heimspielen gegen starke Mannschaften wie Gladbach, Bayern und Dortmund nun anders aus. Dutt sagte: "Und nur der Trainer entscheidet, wie wir in das nächste Spiel gehen."

Und anders als der Sportdirektor versuchte Stevens gar nicht erst, sich und den anderen etwas vorzuspielen. Das 0:0 ärgerte ihn. "Wir müssen noch mehr vors Tor kommen, noch mehr Zweikämpfe gewinnen", sagte er.

Fragen nach seiner Zukunft wiegelt er schroff ab. "Ich kann darüber nur noch lachen und rede wohl gegen eine Wand", zürnte der 61-Jährige. Er erkläre doch schon seit Wochen, dass es schwer werden würde. "Und jetzt wird es noch schwerer." Er lachte nicht. Stevens vertraut sich aber und ist überzeugt davon, dass er der Richtige ist für die Mission Klassenverbleib.

Ob Robin Dutt das auch so sieht, behält er für sich. Auch wenn er dafür in der Öffentlichkeit eine Rolle spielen muss, die viele irritiert.

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