Wechsel von Mats Hummels:Der BVB sendet ein Signal

  • Mats Hummels kehrt vom FC Bayern zu Borussia Dortmund zurück.
  • Es ist ein deutliches Signal des BVB im Kampf um Platz eins in der Bundesliga.
  • Für den FC Bayern ist der Weggang Fluch und Segen zugleich.

Von Tim Brack

Nun ist es offiziell: Mats Hummels ist ein Mensch mit zwei gleichwertigen fußballerischen Heimaten. Seine Rückkehr zu Borussia Dortmund ist - vorbehaltlich des Medizinchecks - perfekt, die Dortmunder gleichen damit beim Hummels-Verpflichten zum 2:2 gegen den FC Bayern aus. Beim BVB erhält Hummels einen Dreijahresvertrag, die Ablöse soll laut WAZ und Ruhr Nachrichten bei knapp über 30 Millionen Euro liegen, allerdings könnte sie mit Bonuszahlungen noch auf 38 Millionen Euro anwachsen, das berichten mehrere Medien übereinstimmend. Das ist viel Geld für einen Innenverteidiger, der dieses Jahr 31 Jahre alt wird. Der Wert von Hummels übersteigt aber rein spielerische Aspekte. Er ist ein deutliches Signal des BVB im Kampf um Platz eins in der Bundesliga.

Häufig war es ja schon so, dass die Münchner den Rest der Liga als ihren persönlichen Einkaufsladen verstanden haben. In den Regalen der Ligakonkurrenz bedienten sie sich nach Belieben, bei direkten Meisterschaftskonkurrenten griffen sie besonders gerne nach den edelsten Spielern. Das hat den Vorteil der eigenen Stärkung bei gleichzeitiger Schwächung des Rivalen.

Der BVB macht es jetzt ähnlich und holt sich einen der besten Innenverteidiger der Bundesliga von einem direkten Titelkonkurrenten. Wer Meister sein will, muss eben wie einer handeln. Der Hummels-Wechsel passt in dieser Hinsicht in Dortmunds bisherige Transfer-Aktivitäten: Die Verantwortlichen um Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc haben ihren Einkaufswagen bereits mit Nico Schulz (1899 Hoffenheim/27,0 Millionen Euro), Thorgan Hazard (Borussia Mönchengladbach/26,0) und Julian Brandt (Bayer Leverkusen/25,0) reich gefüllt. Hummels ist der größte Einkauf in dieser noch sehr jungen Transferphase.

Seine Eingewöhnungsphase in Dortmund dürfte kürzer werden als manche seiner Auftritte in der Mixed Zone, wenn er keine Lust hat zu reden. Von 2008 bis 2016 trug er bereits das schwarz-gelbe Trikot. Unter dem damaligen BVB-Trainer Jürgen Klopp entwickelte sich der Innenverteidiger prächtig, gewann zwei Meisterschaften und den DFB-Pokal und verließ Dortmund als Weltklasse-Spieler. Nun kommt er als ausgereifte Führungskraft zurück, mit seiner Routine könnte er der jungen BVB-Defensive um Manuel Akanji, 23, Dan-Axel Zagadou, 20, oder Abdou Diallo, 23, Halt geben, sollte es mal wieder zu einem engen Titelrennen kommen. Auch Hummels' Spieleröffnung und Kopfballstärke dürfte das BVB-Spiel um wichtige Facetten bereichern. "Er hat richtig Lust auf die Sache, sonst macht er so etwas ja nicht", sagte Manager Michael Zorc der Funke Mediengruppe: "Das ist kein einfacher Schritt. Es ist noch mal ein Aufbruch für ihn. Das gefällt mir."

Manche Eigenschaft von Hummels wird der FC Bayern nicht vermissen

Für den FC Bayern ist der Weggang Fluch und Segen zugleich. Zum einen hinterlässt Hummels mit all seiner Routine und seinem Ehrgeiz eine Lücke im Mannschaftsgefüge. Mit den Münchnern hat er seit seiner Rückkehr drei Meisterschaften und einen Pokal gewonnen. Die neue Verteidiger-Generation muss erst noch beweisen, dass sie diesen Mangel an Erfolgserfahrung wettmachen kann. Niklas Süle muss zeigen, dass er ohne erfahrenen Abwehrpartner eine Verteidigung führen kann. Lucas Hernández, der für 80 Millionen Euro von Atlético Madrid kam, muss sich erst von seiner Knieverletzung erholen. Und Weltmeister Benjamin Pavard, der auch Rechtsverteidiger spielen kann, muss eine schwache Saison verarbeiten, in der er mit dem VfB Stuttgart abgestiegen ist. Alle drei sind höchst talentiert, aber stehen mit 23 Jahren noch näher am Beginn ihrer Karriere. Für die Münchner besteht die Gefahr, dass sie in der zweiten Phase des Umbruchs das Gleichgewicht in der Defensive verlieren, sollte auch noch der erfahrene Jérôme Boateng den Klub verlassen.

Manche Eigenschaft von Hummels, und das ist gewissermaßen der Segen des Transfers, werden sie in München aber nicht vermissen: den Mangel an Geschwindigkeit zum Beispiel. Bayern-Trainer Niko Kovac stellt sich eine junge und vor allem dynamische Mannschaft vor, in dieses Bild will Mats Hummels nicht unbedingt passen. Kovac hatte die Schwachstelle von Hummels ja selbst auf großer Bühne zur Schau gestellt, damals noch als Trainer von Eintracht Frankfurt, als er im Pokalfinale den Bayern-Verteidiger Hummels offenbar als schwächstes Glied der Abwehrkette bei langen Bällen ausgemacht hatte.

Dieser Umstand dürfte der Beziehung der beiden, als Kovac dann neuer Bayern-Trainer wurde, nicht gerade einen nahrhaften Boden gegeben haben. Jedenfalls setzte Kovac Hummels erst ab dem Winter als Stammspieler ein. Hummels fiel dagegen mit Kritik an der Taktik auf, für die ja Kovac verantwortlich ist. Ihr Verhältnis dürfte auch ein Grund sein, warum Hummels nun zum BVB zurück geht.

Dort erwarten ihn dann die durchaus kritischen und lautstarken Dortmunder Fans. Die Anhänger hatten den Abwehrspieler nach seinem Wechsel 2016 zu Bayern zwar vereinzelt ausgepfiffen, aber nie so stark attackiert wie Mario Götze. Und dessen Rückkehr war überraschend versöhnlich verlaufen. Hummels' Verhältnis zum BVB galt immer als gut. Seinerzeit betonte BVB-Chef Watzke, Hummels sei bei der Borussia immer extrem willkommen. Bleibt noch die Frage: Wie reagieren die Bayern-Fans, wenn Hummels im schwarz-gelben Trikot in seine andere Heimat zurückkehrt?

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