Hecking-Aus beim HSV:Und wieder geht der Trainer

Dieter Hecking

Verlässt den HSV: Trainer Dieter Hecking.

(Foto: dpa)

Nach dem verpassten Aufstieg hört Dieter Hecking beim Hamburger SV auf. Offenbar wollte der Klub mit ihm weitermachen, der Coach aber nicht.

Von Carsten Scheele

So ist das beim HSV. Eine Krise zieht auf, und man darf den im zweiten Jahr verpassten Aufstieg in die Bundesliga durchaus als solche bezeichnen - also gibt es Veränderungen beim leitenden Personal. Die Versuchsanordnung, dass ein komplettes Führungsteam, das ein Ziel verpasst hat, es im Jahr darauf noch einmal versuchen kann, ist in der Klub-DNA nicht vorgesehen. Meist ist anschließend einer weg. Der Trainer, der Sportchef, manchmal auch alle beide.

Im aktuellen Fall trifft es Trainer Dieter Hecking. Der schwer erfahrene Bundesliga-Übungsleiter hatte sich im Sommer 2019 ja für den Hamburger SV zurück in die zweite Liga begeben. Es hatte Hecking gereizt, mit dem HSV aufzusteigen, den Klub zu annähernd alter Größe zurückzuführen.

Das ist misslungen, am letzten Spieltag durch ein blamables 1:5 gegen Sandhausen. Am Samstag nun meldeten erst Sky und Kicker das bevorstehende Aus, dann erklärte der Verein offiziell: Hecking ist raus. Mit Sportvorstand Jonas Boldt konnte er sich nicht auf die Fortsetzung der gemeinsamen Arbeit verständigen. Der Klub sehe sich "gezwungen, einen veränderten Weg einzuschlagen", hieß es am Samstag laut Vereinsmitteilung. Zuvor hatte die Bild berichtet, es sei vielmehr Hecking gewesen, der das Angebot des HSV auf ein weiteres Jahr ausgeschlagen habe, weil er es als nicht-aufstiegstauglich angesehen habe.

Wer kommt nun, vielleicht Dimitrios Grammozis?

Binnen weniger Tage ist die Stimmung also gekippt. Boldt und Hecking hatten zuvor monatelang eine Einigkeit versprüht, die es beim HSV lange nicht mehr gegeben hatte. Beide agierten aus der Ruhe heraus und schätzten sich - wäre Hecking mit dem HSV erwartbar aufgestiegen, hätte dieses Duo tatsächlich die Chance gehabt, für mehrere Jahre im Klub zu wirken, so langfristig das in Hamburg (zuletzt 17 Trainer in zehn Jahren) eben möglich ist. Beide nannten sich als "erste Ansprechpartner", was die Planung der kommenden Saison anging.

Es kam anders. Nach der demütigenden Malaise gegen Sandhausen weilte Hecking erst bei seiner Familie in Bad Nenndorf, ehe er am Mittwoch mit Boldt zu einer ersten Saison- und Fehleranalyse zusammenkam. Laut Medienberichten soll Hecking dieses Treffen bereits ernüchtert verlassen haben; alles war schon wieder durchgesickert, bevor der HSV selbst etwas vermelden konnte.

"Wir haben eine gute Hinrunde gespielt", lässt Hecking sich nun zitieren, "die Fans zufriedengestellt, mehrere sehr schwierige Situationen rund um die Mannschaft gemeistert und auch den HSV in ruhigere Bahnen geführt. Aber wir haben das angestrebte Ziel nicht erreicht. Dafür übernehme ich die Verantwortung." Offiziell ist nun von einer gemeinsamen Entscheidung die Rede, den Vertrag nicht zu verlängern. Was wohl stimmt?

Wer auch immer neuer HSV-Trainer wird, muss sich vermutlich auf das klare Aufstiegsziel einlassen, allerdings in noch angespannterer finanzieller Situation als in der Vorsaison. Mäzen Klaus-Michael Kühne hat an den Namensrechten des Volksparkstadions offenbar kein Interesse mehr; ebenfalls gibt es Meldungen, dass der Hauptsponsor Emirates vor dem Absprung steht. Medienberichten zufolge soll der frühere HSV-Profi Dimitrios Grammozis, zuletzt in Darmstadt, ein Kandidat für den Trainerposten sein. Der wird, pikanterweise, auch beim Stadtrivalen FC St. Pauli gehandelt.

Zur SZ-Startseite
Hamburger SV: HSV-Spieler David Kinsombi gegen den SV Sandhausen

Hamburger SV
:Verdientermaßen ein Zweitligist

Nach dem blamabel verpatzten Aufstieg ist die Häme in der Stadt groß. Bleibt die Erkenntnis: Der einst große HSV ist ganz schön klein geworden.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: