HSV-Stürmer Lasogga:Dank an den verehrten Doc

1. FSV Mainz 05 v Hamburger SV - Bundesliga

Hamburgs Bester: Pierre-Michel Lasogga.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Pierre-Michel Lasogga ist wieder fit, heute will er gegen Greuther Fürth treffen - mit ihm steigen die Chancen des Hamburger SV auf den Klassenerhalt in der Relegation. Anders als sein Klub muss sich der Stürmer um seine Zukunft keine Gedanken machen.

Von Carsten Eberts, Hamburg

Gedanken an seine Zukunft hat Pierre-Michel Lasogga nun offiziell aus seinem Kopf verbannt. Erst kommende Woche, nach den Relegationsspielen, werde entschieden, sagt der Stürmer. Dieser Satz geht ihm leicht von den Lippen, denn Lasogga weiß, dass es ihm an Angeboten nicht mangelt.

Der 22-Jährige ist ein begehrter Mann. Er besitzt einen gültigen Vertrag bei Hertha BSC (bis 2015), auch der Hamburger SV würde ihn gerne behalten. Und dann sind da die fortwährenden Gerüchte aus England. Newcastle United, so heißt es, habe gestärktes Interesse.

"Dafür habe ich momentan keinen Kopf", sagt Lasogga nur, "das regelt meine Mutter." Seine Mutter Kerstin ist auch seine Managerin. Die Chancen, dass Lasogga tatsächlich in Hamburg bleibt, sind wohl eher gering. Entweder er geht nach Berlin, oder dort wird entschieden, dass man lieber die Ablösesumme einstreicht.

Doch als Held will er sich schon noch verabschieden - eben als jener Spieler, der den HSV vor dem ersten Bundesliga-Abstieg bewahrt und damit das schlimmste Zukunftsszenario (Abstieg, Ausverkauf, Lizenz in Gefahr) abwendet. Am Donnerstag und Sonntag gegen Greuther Fürth geht es für die Hanseaten um die Existenz. Und für Lasogga um den bestmöglichen Abschied.

Wie wichtig Lasogga für das HSV-Spiel ist, war bei seinem Comeback am Wochenende gegen Mainz zu sehen. Er fordert den Ball, in jeder Sekunde, deutet mit beiden Händen auf seine Füße, regt sich auf, wenn er die Kugel nicht bekommt. Lasogga brennt, er ist ein kräftiger Stürmer mit imposanten Muskelpaketen, technisch nicht brillant, aber gut. Dreht er sich mit dem Ball am Fuß, ist ihm schwer beizukommen.

Nach einer misslungenen Aktion dreht er sich zu den Fans, wirft seine tätowierten Arme nach oben, fordert den Support ein. "Schlüsselspieler", nennt ihn Sportchef Oliver Kreuzer.

Van der Vaart braucht Lasogga

Auch Rafael van der Vaart weiß, wie wichtig Lasogga ist. Der Niederländer, der an guten Tagen das HSV-Spiel dirigiert, braucht Lasogga als erste Anspielstation in vorderster Zentrale. Kommt van der Vaart an der Mittellinie an den Ball, nimmt er ihn an. Dann geht sein Blick direkt in die Spitze: Er sucht Lasogga, niemand anderen. In Lasoggas Sog zeigte van der Vaart zuletzt seine beste Leistung seit Wochen.

13 Tore hat Lasogga in nur 20 Spielen geschossen, effizienter geht es kaum. Gegen Mainz, bei seinem Comeback, brauchte er wieder nur zwölf Minuten. Ein Flankenball von links, der Mainzer Keeper Loris Karius ließ das Spielgerät prallen, Lasogga war zur Stelle, köpfelte zwischen Karius' Beinen hindurch ins Netz.

"Schön, dass er getroffen hat und sieht, dass alles wieder funktioniert", sagt Trainer Mirko Slomka. Schön auch für den HSV, dessen Chancen auf den Klassenerhalt mit einem fitten Lasogga eindeutig steigen.

"Sehr persönlich", sagt Slomka, wolle er sich diesbezüglich bei Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt bedanken, dem allseits verehrten Doc des FC Bayern. Schon im März war Lasogga nach München gereist, weil seine malade Oberschenkelmuskulatur immer wieder Probleme machte. Seit Januar eigentlich schon, als er wegen einer Zerrung zwei Spiele pausieren musste.

Ohne Müller-Wohlfahrts Expertise, so Slomka, könnte Lasogga in dieser wichtigsten Phase überhaupt für den HSV nicht eingreifen. "Er hat das entscheidend geprägt", findet Slomka - er selbst hielt sich auch penibel an die Anweisungen des Arztes: Lasogga solle nicht durchspielen, das wäre zu riskant. Also nahm der Trainer seinen Stürmer in Mainz nach 67 Minuten vom Feld. Der Einsatz in der Relegation gegen Fürth, wenn es um die Zukunft des HSV geht, sollte unter gar keinen Umständen gefährdet werden.

Ab Montag kann sich Lasogga endlich auch um seine eigene Zukunft kümmern.

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