HSV in der 2. Liga:Trainer Titz spendiert eine Runde Bier

SV Sandhausen v Hamburger SV - Second Bundesliga

Khaled Narey schießt das erste Zweitliga-Tor der HSV-Geschichte.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Nach der Auftaktniederlage gegen Kiel gewinnt der Hamburger SV in Sandhausen mit 3:0.
  • Trainer Titz spendiert seiner Mannschaft eine Runde Bier, der Klub Sandhausen gibt mithilfe eines Sponsors an HSV-Fans Freibier aus.
  • Der Kader der Hamburger könnte sich noch verschlanken. Filip Kostic ist auf Vereinssuche.

Von Tobias Schächter, Sandhausen

Christian Titz kennt sich aus in der Kurpfalz: Geboren in Mannheim, aufgewachsen in Edingen-Neckarhausen, kickte er einst in der Jugend des SV Sandhausen. Mittlerweile ist Titz 47 Jahre alt und seit knapp einem halben Jahr Trainer der ersten Mannschaft des Hamburger SV. Den ersten Abstieg des sechsmaligen deutschen Meisters in die zweite Liga konnte Titz nicht verhindern. An diesem Sonntag kehrte er mit dem HSV zurück in seine Heimat, zum ersten Pflichtspiel der Hamburger in Sandhausen. Der Weg ins Stadion an den Hardtwald war für Titz also kein Neuland, anders als für die 3300 mitgereisten Fans aus Hamburg. Titz, der nach wie vor mit typischem Mannheimer Singsang spricht, hatte sich am Abend vor dem Spiel noch mit seinen Eltern getroffen und ihnen Karten für die Partie besorgt.

Der SV aus dem 14 500 Einwohner-Städtchen Sandhausen hatte sich am Ende in allen Belangen als vorbildlicher Gastgeber für Titz und seinen Klub aus der 1,8 Millionen-Einwohner-Stadt erwiesen. Im Hamburger Hauptbahnhof hatte der SVS auf Plakaten den HSV-Fans freundlicherweise schon den Weg in den Südwesten und in ihr Stadion aufgezeigt. Und am Sonntag herrschte dann auch schon vor dem Anpfiff lässige Volksfeststimmung, ein Sponsor hatte beiden Fangruppen insgesamt 5000 Freibier ausgegeben.

So freundlich wie ihre Macher gaben sich dann auch die Spieler der Nordbadener. Der HSV kam bei der "Weltpremiere" - so nannte Sandhausens Stadionsprecher das erste Auswärtsspiel des ehemaligen Europapokalsiegers in der zweiten Liga - zu einem rundum viel zu leichten 3:0-Sieg.

Und weil der erste Sieg einer Saison immer "Selbstvertrauen und die Leichtigkeit des Seins zurückbringet" (Titz), spendierte auch der Trainer seiner Elf nach dem Abpfiff eine Runde Bier. Siege machen locker.

Als besonders freundlicher Gastgeber hatte sich vor allem Sandhausens Torwart Marcel Schuhen entpuppt, der mit zwei völlig missglückten Slapstick-Aktionen erst die frühe 1:0-Führung (7.) und später das entscheidende 3:0 (59.) der Hamburger einleitete. Beide Male durfte sich Flügelflitzer Khaled Narey als Torschütze feiern lassen. Das 2:0 hatte Innenverteidiger Rick van Drongelen per Kopf erzielt, nach einer Freistoßflanke des starken Douglas Santos (30.). Ob der HSV so gut oder Sandhausen so schwach spielte, ist eine spannende Frage, aber den Hamburgern war's egal. Nach der 0:3-Auftaktpleite gegen Holstein Kiel hätte eine erneute Niederlage schon wieder Untergangsstimmung bedeutet. Nun herrscht vorsichtiger Optimismus, und Titz sagte erleichtert: "Wir sind sehr froh, dass wir gewonnen haben."

Die Kritik hatte sich zuletzt ja auch an der Spielweise des Trainers entzündet, der Torwart Julian Pollersbeck als ersten Aufbauspieler einsetzt und ein Verfechter des Ballbesitzfußballs mit Flachpässen nach vorne ist. Gegen Kiel waren die Hamburger noch wie eine naive Jugendmannschaft in Konter gelaufen; in Sandhausen agierte der HSV kompakter, auch weil Titz den gerade vom VfB Stuttgart ausgeliehenen Orel Mangala im defensiven Mittelfeld als Sicherung für den verletzten Matti Steinmann eingebaut hatte. Der athletische Mangala verlieh dem Spiel der Hamburger deutlich mehr Stabilität. "Mangala hat uns genau das gegeben, was wir uns von ihm versprochen haben, er hatte viele Balleroberungen und war sehr ballsicher", lobte Titz. Verzichten musste der Trainer in Sandhausen noch auf den verletzten Kapitän Aaron Hunt, freiwillig hatte sich dagegen der serbische Nationalspieler Filip Kostic abgemeldet, er wollte lieber Gespräche mit einem potenziellen neuen Verein führen. Den teuren Kostic will der HSV ebenso noch von der Lohnliste bekommen wie den Schweden Albin Ekdal, der mit Sampdoria Genua über einen Wechsel in die Serie A verhandelt.

Im Gegensatz zum Debakel gegen Kiel bot Titz diesmal auch einen wuchtigen Stürmer auf, Pierre-Michel Lasogga, der an diesem Nachmittag allerdings ebenso wenig zum prägenden Akteur wurde wie die Hamburger Routiniers Gotoku Sakai oder Lewis Holtby. Überragender Spieler war der 24 Jahre alte Khaled Narey, der Außenstürmer war viel zu flink für die Sandhäuser Verteidiger. Als Narey in diesem Sommer von der SpVgg Greuther Fürth nach Hamburg wechselte, sagte er: "Mein Traum fängt hoffentlich gerade erst an."

Nach diesem Sieg gilt das nun mit Verzögerung auch für den HSV und den Traum vom Wiederaufstieg. Wie aussagekräftig dieses 3:0 ist, wird man allerdings abwarten müssen. Sandhausen war ein zu freundlicher Gastgeber.

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