HSV-Profi Marcel Jansen:Mit Empfehlung von Joachim Löw

Am Samstagabend müssen Marcell Jansen und der Hamburger SV gegen den FC Bayern bestehen. Eine wichtige Rolle kommt dabei auch Jansen zu: Weil der Ex-Bayern-Profi auf der linken Außenbahn des HSV wieder ein Hauptdarsteller ist. Daran hat auch der Bundestrainer seinen Anteil.

Jörg Marwedel, Hamburg

Vermutlich ist Marcell Jansen, 26, ein bisschen stolz auf die jüngste Vergangenheit. In allen 19 Bundesliga-Partien dieser Saison war er für den Hamburger SV im Einsatz; vier Tore hat er als Mittelfeldspieler seit November zum Aufschwung des HSV beigetragen, zuletzt einen Treffer beim 2:1 in Berlin gegen Hertha BSC. Und nun kommt an diesem Samstag, 18.30 Uhr, der FC Bayern ins Hamburger Stadion, sein einstiger Arbeitgeber. "Flutlicht und die Bayern - mehr geht nicht", sagt Jansen.

Hertha BSC - Hamburger SV

Ex-Bayern-Profis unter sich: Herthas Andreas Ottl (links) gegen Hamburgs Marcell Jansen.

(Foto: dpa)

Stolz ist Jansen, der inzwischen schon die vierte Saison an der Elbe absolviert, vor allem deshalb, weil ihn bislang keine Verletzung ereilt hat. Das ist eine völlig neue Erfahrung für ihn. Es gibt heutzutage ja Auflistungen über die Ausfallzeiten von Profis. Gäbe es eine richtige Tabelle, wäre Marcell Jansen wohl - im Gegensatz zu seinem Klub - auf einem Champions-League-Platz.

Er hatte es schon an der Hüfte, am Zeh, am Syndesmoseband, an der Schulter, an der Achillessehne sowie Risse und Entzündungen an diversen sonstigen Sehnen - von der einen oder anderen Grippe ganz abgesehen. Auch deshalb endet seine Karriere als Nationalspieler bisher im September 2010 nach der EM-Qualifikationspartie gegen Belgien (1:0). Nach 36 Länderspielen.

Im Frühjahr 2011 hat Bundestrainer Joachim Löw dem Mann, der immerhin an den Weltmeisterschaften 2006 und 2010 sowie an der EM 2008 teilnahm, einen klaren Auftrag erteilt. Wenn er ein Comeback im DFB-Trikot feiern wolle, müsse er "etwas für die Fitness tun und eine Saison in Hamburg professionell durchziehen". Er müsse sich entscheiden, ob er im Sommer "vier Wochen Urlaub machen" oder "an seine Karriere denken will". Indirekt klang durch, Löw halte Jansen nicht für einen Top-Profi, der sportlich alles aus sich herausholt.

Jansen wollte offenbar das Gegenteil beweisen. Zusammen mit Jerôme Boateng und dem DFB-Coach Shad Forsythe absolvierte er in der Sommerpause knapp zehn Tage lang ein Training beim amerikanischen Fitness-Experten Mark Verstegen in Arizona. Trotzdem ging es zunächst nicht aufwärts, als die neue Spielzeit begann. Jansen wirkte ausgelaugt und musste um seinen Platz im Team bangen.

"Faire Erfahrungen mit dem DFB"

"Es gab keinen Spieler", sagt Marcell Jansen rückblickend über die Zeit unter dem glücklosen Trainer Michael Oenning, "der kein Leitungsloch hatte." Als jedoch Thorsten Fink "mit seiner ehrlichen Kommunikation" das Kommando beim HSV übernahm, ging es auch mit Jansen aufwärts. Fink schenkte ihm "neues Vertrauen" (Jansen), erinnerte ihn an seine erfolgreiche Vergangenheit und stellte seine Stärke heraus.

Vermutlich hat auch Löw dem HSV geholfen. Denn Jansen hat dessen Forderung nach professionellerer Arbeitsauffassung offenbar beherzigt. Seine kleine Marketing-Agentur, die er nebenbei betreibt, sei für ihn nur "ein Hobby", sagt er. Eine Tätigkeit zum Abschalten vom Fußball wie auch sein Engagement für die vom HSV betriebene soziale Sponsoring-Initiative "Hamburger Weg". Das Training hingegen sei "das eigentlich Anstrengende".

Und weil sich Jansen offenbar vermehrt anstrengt, kann er dem HSV-Team seine wichtigsten Stärken wieder verstärkt zur Verfügung stellen: sein defensives Denken, das er als Außenverteidiger gelernt hat, seine Schnelligkeit und für die Offensive seinen beeindruckenden linken Fuß - mit guten Flanken und einem strammen Schuss.

Die Hamburger Zeitungen haben Jansen neben Stürmer Paolo Guerrero, Neuling Gökhan Töre und Torwart Jaroslav Drobny zum Aufsteiger der zunächst missratenen Saison gekürt. Auch deshalb fühlt sich der Rheinländer weiterhin "selbstverständlich" als Nationalspieler.

Sein Kontakt zum DFB-Trainerteam "war immer da", unterstreicht er. Er baue auf seine "fairen Erfahrungen mit dem DFB". Dass inzwischen der DFB-Kader fast überfüllt ist mit außergewöhnlichen Talenten auch auf der linken Seite, dass zudem Kapitän Philipp Lahm wieder linker Außenverteidiger spielt, das irritiere ihn nicht. Jansen glaubt an seine Chance, für die EM in der Ukraine und Polen nominiert zu werden. "Ich bin", sagt Marcell Jansen, "ein Mann für die ganze linke Seite."

Am Samstagabend aber hat er erst einmal eine andere Aufgabe. Er muss mit seinem Team das 0:5-Debakel vom Hinspiel beim FC Bayern vergessen machen. Er muss dann auch gegen seinen früheren HSV-Kollegen und Sommerpartner Boateng antreten. "Kein Problem", sagt Marcell Jansen. Das sei "wie auf dem Bolzplatz, da will man ja auch gegen die Freunde gewinnen".

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