HSV-Pleite in Augsburg:Hamburg vermasselt den Klassenkampf

Hamburger SV's players leave the pitch after their German first division Bundesliga soccer match against Augsburg in Augsburg

Desillusionierenden Nachmittag: Die HSV-Spieler nach der Niederlage in Augsburg.

(Foto: REUTERS)

Der Hamburger SV erlebt beim 1:3 in Augsburg einen desillusionierenden Nachmittag und versäumt es, sich wenigstens die Relegation zu sichern. Die Niederlage der Slomka-Elf erlöst vier Mitbewerber aus der Abstiegsnot - auch in Nürnberg gibt es noch Hoffnung.

Von Kathrin Steinbichler, Augsburg

Fast flehentlich hatte es geklungen, wie sich Oliver Kreuzer in den Tagen vor der Partie in Augsburg an die Profis seines Hamburger SV gerichtet hatte. "Ich erwarte von jedem einzelnen Spieler, dass er für diesen Verein noch einmal alles aus sich rausholt", hatte der Sportchef verlangt.

Der Klub selbst ließ es dem Team an nichts fehlen: Im Hotel "Drei Mohren", in dem schon Goethe und Casanova geschlafen haben, hatte die HSV-Delegation am Samstag den Bundesliga-Nachmittag verfolgt und anschließend genächtigt, es gehört zu den besten am Platz. "Wir schöpfen alle Möglichkeiten aus", begründete Trainer Mirko Slomka die Wahl des Hotels, von dem es nicht weit ist zu den berühmten Fuggerhäusern.

Gleich gegenüber liegt der Herkules-Brunnen: Die Augsburger Symbole von Macht, Geld und Stärke lagen also dem HSV im Schlaf zu Füßen. Bei Tag allerdings zerstoben alle schönen Absichten zu Träumen. Nach dem 1:3 (1:3) beim FC Augsburg muss Hamburg mehr denn je um den Verbleib in der Bundesliga zittern.

HSV-Trainer Slomka brachte Mattia Maggio von Beginn an, das half aber auch nicht

Denn die Niederlage hat nicht nur Auswirkungen für die Hanseaten selbst. Anstatt die Patzer von Nürnberg und Braunschweig vom Vortag zu nutzen und wenigstens den Relegationsplatz zu festigen, löste sich mit jedem Augsburger Treffer mehr und mehr die Anspannung an vier anderen Bundesliga-Standorten: Eintracht Frankfurt, der SC Freiburg, Hannover 96 und auch Werder Bremen auf den Rängen elf bis 14 können an den verbleibenden beiden Spieltagen nun nicht mehr auf einen der letzten drei Tabellenplätze rutschen. Und der HSV? "Wir kämpfen weiter um Position 16 - aber um nichts anderes mehr", resümierte HSV-Trainer Mirko Slomka enttäuscht.

Slomka hatte sich für die Begegnung in Augsburg, für die erneut der verletzte Spielmacher Raphael van der Vaart ausfiel, einen besonderen personellen Schachzug einfallen lassen. Statt Jacques Zoua fand sich neben Ivo Ilicevic zunächst der noch unbekannte Mattia Maggio in der Sturmspitze wieder.

Der 20-Jährige aus Nürtingen, der nach Anfangsjahren in der deutschen Junioren-Auswahl inzwischen für die italienischen Junioren aufläuft, bekam von Slomka nach zuletzt drei Einwechslungen erstmals das Vertrauen von Beginn an. Maggio bemühte sich, doch die Heldenrolle war in diesem Spiel weder für ihn noch für sonst einen Hamburger reserviert.

Verheerende Auswärtsbilanz

Auswärts hat der HSV unter Slomka bislang noch nicht gewinnen können, und das blieb auch so: "weil wir überhaupt keine Torgefahr ausstrahlen", wie Slomka haderte. Bei Augsburg hingegen landete schon in der zweiten Minute ein abgefälschter Schuss von Daniel Baier knapp neben dem Pfosten. Kurz darauf machte es Halil Altintop besser: Nach einem Pass von Paul Verhaegh konnte er unbedrängt zum 1:0 einschieben (7.)

Allein Hakan Calhanoglu, der große Hoffnungsträger des HSV, schaffte es bald darauf, das FCA-Tor durch einen Standard einmal ernsthaft in Gefahr zu bringen, doch Marwin Hitz wehrte seinen Freistoß ab (19.). Der FCA ließ den Ball jetzt sicher zirkulieren, er musste nur darauf warten, bis der im Mittelfeld oft unsortierte HSV Lücken anbot.

In die stieß der FCA mit seinem schnellen Umschaltspiel dann herzhaft hinein, nach einer guten halben Stunde fiel so auch die Vorentscheidung: Wieder war über die lebhafte rechte Augsburger Seite, auf der diesmal wieder André Hahn spielte, ein schnörkelloser Angriff gelaufen; und wieder war es Altintop, der das Zuspiel - diesmal von Hahn - zum 2:0 verwertete (33.).

Kurz vor der Pause sorgte dann Hahn selbst für die Entscheidung. Der Flügelspieler, der seine Profikarriere in der Regionalligamannschaft des HSV begonnen hatte und im Sommer nach Mönchengladbach wechseln wird, zog von außerhalb des Strafraums ab, HSV-Torhüter René Adler ließ seinen Schuss unglücklich durchrutschen (42.).

Während Adler mit gesenktem Haupt auf der Torlinie kauerte, war nun auch dem Letzten in der ausverkauften Augsburger Arena klar: Was der HSV hier zeigte, war kein Klassenkampf. Den haben die Hanseaten an diesem Nachmittag schlicht verpasst.

Das 1:3 durch Innenverteidiger Heiko Westermann nach einem weiteren Freistoß von Calhanoglu (45.) störte da das Augsburger Selbstbewusstsein nur kurz. "Wir wollen euch kämpfen sehen", schallte es nach einer Stunde aus dem Block der frustrierten HSV-Fans. Doch die HSV-Profis wirkten wie geschockt von der Vorstellung, gerade nach 51 Jahren die Bundesliga-Zugehörigkeit zu verspielen.

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