Hamburger SVDer HSV will Magath nicht mehr

Lesezeit: 2 Min.

Die Ablehnung des Beirats soll ihn hart getroffen haben: Felix Magath wollte HSV-Präsident werden, darf aber nicht.
Die Ablehnung des Beirats soll ihn hart getroffen haben: Felix Magath wollte HSV-Präsident werden, darf aber nicht. (Foto: Herbert Rudel/Sportfoto Rudel/Imago)

Trainer und Sportchef wollte Felix Magath beim Hamburger SV bereits werden, immer gab es Gründe gegen ihn. Jetzt wird auch seine Bewerbung als Präsident abgelehnt.  Magath reagiert „ziemlich verärgert“.

Von Thomas Hürner, Hamburg

Am Montagabend waren alle dabei, die ihren Beitrag zum Bundesligaaufstieg geleistet haben. Der junge Trainer Merlin Polzin durfte eine Rede im Hamburger Rathaus halten und wahrheitsgemäß berichten, dass man „Zehntausende, Hunderttausende HSVer glücklich gemacht“ habe. Der Sportvorstand Stefan Kuntz freute sich darüber, dass er nicht nur Glückwünsche, sondern vor allem Dankesbekundungen in Empfang genommen habe. Und sogar der öffentlichkeitsscheue Hamburger Aufsichtsratschef Michael Papenfuß trat an den Balkon, um dort sehr öffentlich mit den 40 000 Fans unten auf dem Rathausmarkt zu feiern.

Nicht dabei war: Felix Magath, ein Mann, der solche Feierlichkeiten noch aus Tagen als Spieler in den Achtzigerjahren kennt, damals mit prestigeträchtigen Europapokalen und Meisterschalen in den Händen. Dabei hatte Magath, 71, in den vergangenen Jahren kein Geheimnis daraus gemacht, dass er sich das alles schon zugetraut hätte. Er hätte gern als Hamburger Trainer oder als Hamburger Sportchef gewirkt, unterlegt durch zahlreiche verbale Initiativbewerbungen, die von den zuständigen Gremien oder Verantwortlichen abgelehnt wurden.

Felix Magath beim HSV
:Ein Präsident für einen Hamburger Siegeskultur-Verein

Nach mehreren gescheiterten Versuchen will Klublegende Felix Magath beim HSV endlich eine Führungsposition übernehmen: als Präsident. Seine Kandidatur verfolgt ein klares Ziel.

SZ PlusVon Thomas Hürner

Und so verhält sich das nun auch mit Magaths jüngstem Vorhaben: Seine vor einem Monat eingerichtete Kandidatur fürs Präsidentenamt beim HSV wurde abgelehnt. Zuerst berichtet hatte darüber das Hamburger Abendblatt; Magath soll dem Bericht zufolge „ziemlich verärgert reagiert“ haben und während des Telefonats „in seiner Wortwahl nicht zimperlich“ gewesen sein.

Das Magath-Lager weist die Vorwürfe des Beirats zurück

Verantwortlich für den Ablehnungsbescheid ist der fünfköpfige Beirat des Klubs, der darüber entscheidet, wer als Kandidat antreten darf und wer nicht. In der Vergangenheit war das Gremium schon mit kontroversen Beschlüssen aufgefallen, nicht immer wurde voll transparent gemacht, warum Bewerbungen für untauglich befunden wurden und welche Kriterien dafür eine Rolle spielten. Im Fall Magath soll der Beirat nun zwei Kernvorwürfe identifiziert haben: Magath soll, erstens, nicht ausreichend dargelegt haben, welche Vision er für den Breitensport im Verein habe. Dabei wäre dies eine Kernaufgabe für einen Präsidenten des HSV e. V., unter dessen Dach sich 120 000 Vereinsmitglieder und 30 Abteilungen versammeln.

Magaths Intention soll nach Ansicht des Beirats allerdings, zweitens, ohnehin eine andere gewesen sein: Das Präsidium des e. V. darf drei Aufsichtsräte der ausgegliederten Profisparte entsenden – und Magath habe angeblich in der einflussreichen Funktion des Präsidenten einen Radikalumbau des Kontrollgremiums vorgehabt. Kurzum: Magath habe vor allem Einfluss im Profisport angestrebt.

Aus Magaths Umfeld ist zu hören, dass diese Vorwürfe weder faktenbasiert noch legitim seien; der frühere Spielmacher habe sich sehr wohl für die Belange des Breitensports interessiert und sich in den vergangenen Wochen auch mit Spartenvertretern getroffen. Zudem habe er einen Marsch durch die Institutionen ausgeschlossen, wie ihn vor einigen Jahren der HSV-Funktionär Bernd Hoffmann hingelegt hatte. Der war als Präsident in den Aufsichtsrat gerückt und von dort wenig später weiter in den Vorstand. Doch auch die halbe Wegstrecke hätte zu einer zumindest kuriosen Situation geführt: Als Aufsichtsrat hätte Magath den Sportvorstand Kuntz kontrolliert – einen Mann also, dessen Job er vor einem Jahr noch gerne selbst gehabt hätte.

Die jüngste Ablehnung ist somit nur das nächste Kapitel einer Geschichte, in der einfach nicht mehr zusammenfindet, was einst wie selbstverständlich zusammengehörte: Magath hat den HSV 1983 mit seinem legendären Treffer zum Europapokalsieger gemacht, doch jener HSV fühlte sich auf die Dienste des Funktionärs Magath nie wirklich angewiesen. Die Ablehnung seiner Präsidentschaftskandidatur soll Magath getroffen haben; laut eingeweihten Personen habe er tagelang stillgehalten, um nicht mitten in den Aufstiegsfeierlichkeiten in Hamburg einen „vereinspolitischen Flächenbrand“ zu legen. Zu den bislang zugelassenen Kandidaten zur Abstimmung bei der Mitgliederversammlung am 21. Juni zählen der Unternehmer Franck Ockens, der frühere Vorsänger und aktuelle Aufsichtsrat Henrik Köncke – sowie Kai Esselsgroth, langjähriges Mitglied im zuständigen Beirat des Klubs.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

MeinungAufstieg am vorletzten Spieltag
:Das Leiden des HSV hat ein Ende

SZ PlusKommentar von Thomas Hürner

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: