HSV in München:Die übliche Klatsche

Bundesliga - Bayern Munich vs Hamburger SV

Bedient: HSV-Torwart Christian Mathenia.

(Foto: REUTERS)

Von Martin Schneider

Vor dem Spiel des HSV in München spielte der übertragende Sender Sky Zirkusmusik. In einem Zusammenschnitt der Gegentore, die die Hamburger in den vergangenen Jahren beim FC Bayern kassierten, lief das Stück "Einzug der Gladiatoren" des tschechischen Komponisten Julius Fučík. Der hatte das Lied einst als Triumphmarsch komponiert, aber wenn man es in schnellerer Geschwindigkeit abspielt, dann wirkt es albern. Im Zirkus läuft die Musik zum Beispiel, wenn ein Clown auf einem Einrad jongliert.

Das war gemein, Schadenfreude ist das immer, aber was will man machen, es stimmt nunmal auch zu einem gewissen Teil: Der HSV wird in München jedes Jahr zu einer albernen Fußballmannschaft. Diesmal hat der Klub 0:6 verloren. Nachdem er die letzten Spiele in München 0:8, 0:5, 0:8, 1:3, 2:9, 0:5 und 0:6 verloren hat. Das ergibt ein Torverhältnis von 3:50 seit März 2011.

"Es war ein verdienter Sieg gegen eine verunsicherte Mannschaft, deswegen bewerte ich das Ergebnis auch nicht über", sagte Bayern-Trainer Jupp Heynckes. Kollege Bernd Hollerbach meinte: "Man kann hier verlieren, aber die Art und Weise hat mir überhaupt nicht gefallen."

Die Klatsche ist mittlerweile zur selbsterfüllenden Prophezeiung geworden. Die Spieler hören die ganze Woche: In München schießen sie euch eh die Ohren ab. Und weil Selbstbewusstsein ein Faktor auf dem Fußballplatz ist und immer noch Menschen auf dem Rasen stehen, kommt es dann halt auch genauso und der HSV erlebt das übliche Desaster. Diesmal lief es so ab.

Nach acht Minuten: Pass von Robert Lewandowski in den Lauf von Arjen Robben. Der Ball ist ein bisschen ungenau, der Hamburger Gōtoku Sakai grätscht ihn noch weg, allerdings vor die Füße von Franck Ribéry. Der umkurvt Christian Mathenia und trifft. Arjen Robben ärgerte sich übrigens so sehr über den ungenauen Pass, dass er noch vor Ribérys Abschluss schimpfend den Angriff abbrach.

Nach zwölf Minuten: Flanke Joshua Kimmich ohne Gegenwehr, Kopfball Lewandowski ohne Gegenwehr, 2:0.

Nach 19 Minuten: Langer Ball von Jérôme Boateng auf David Alaba, der legt direkt quer zu Lewandowski, 3:0. Spätestens jetzt hätte man schon wieder Zirkusmusik einspielen können. Oder mal "Höchster Bundesligasieg der Geschichte" googeln können (Immer noch das 12:0 von Mönchengladbach gegen Dortmund aus dem Jahr 1978.).

HSV-Trainer Bernd Hollerbach reagierte, wechselte Dennis Diekmeier schon nach 24 Minuten aus. Beim dritten Bayern-Tor hatte Diekmeier das Abseits auf kurios-schläfrige Art aufgehoben. Hollerbach brachte Vasilije Janjicic und stellte auf Viererkette um. Das funktionierte insofern, als dass der HSV bis zur Pause kein weiteres Gegentor kassierte - allerdings hatte man auch das Gefühl, dass der FC Bayern sowas wie Gnade in sich entdeckte und nicht mehr mit letzter Konsequenz auf das Vierzunull drängte.

Jedenfalls bis nach der Pause. Corentin Tolisso ersetzte Arturo Vidal (der das Kunststück fertigbrachte, nach drei Minuten eine gelbe Karte zu sehen) und Arjen Robben holte nach, was er in der ersten Hälfte noch verpasst hatte - er schoss ein Tor. Mit einem seiner klassischen Läufe quer zum Sechzehner initiierte er den Angriff selbst, versuchte Lewandowski anzuspielen, der bekam den Ball aber nicht unter Kontrolle, die Kugel flipperte zu Tolisso, der sie für den durchstarteten Robben durchließ. Mit seinem linken Fuß schoss der Niederländer ein.

Robben und Tolisso mussten dann kurz darauf das Feld verlassen. Robben ging regulär, Heynckes wollte Thiago Spielpraxis geben, Tolisso verletzte sich bei einem Zweikampf mit Janjicic und musste am Schienbein behandelt werden. Er konnte nicht weitermachen, Rudy ersetze ihn nach nur zwanzig Minuten in der zweiten Halbzeit. "Ich kann nichts Abschließendes dazu sagen. Die beiden Spieler sind Schienbein auf Schienbein getroffen. Er hat ganz starke Schmerzen", sagte Heynckes nach dem Spiel zu Tolissos Zustand. Er sei auf dem Weg in die Praxis von Mannschaftsarzt Müller-Wohlfahrt.

Lewandowski verschießt und verwandelte einen Elfmeter

Das "Grande Finale", wie man im Zirkus sagen würde, gehörte dann Franck Ribéry. An der Seitenauslinie bekam er den Ball und dribbelte los. Einfach durch drei HSV-Spieler hindurch bis vors Tor, wo er dann an Mathenia vorbei ins lange Eck schlenzte. Es fehlte wirklich nur noch, dass er dabei in seinen Händen drei Bälle jonglierte.

Es fügte sich dann halt auch alles in ein Bild. In einem Spiel, das zunehmend als Komödie wahrgenommen wird, bekam Robert Lewandowski in der 86. Minute einen Elfmeter (Papadopoulos foulte Thiago) - der Pole schoss drüber. Und dann bekam er in der 90. Minute einfach noch einen Elfmeter (Kostic foulte Kimmich) und schoss ihn rein. Es war auf mehreren Ebenen eine Schlusspointe.

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