HSV in der 2. Liga:Prominente Namen verzichten auf viel Geld

Hamburger SV - SC Freiburg

Bleiben wohl beide beim HSV: Lewis Holtby (vorne) und Aaron Hunt.

(Foto: dpa)
  • Der Hamburger SV arbeitet am ersten Zweitliga-Team der Vereinsgeschichte.
  • Einige große Namen - unter anderem Lewis Holtby und Aaron Hunt - sollen bleiben, aber auf viel Geld verzichten.
  • Der neue Sportvorstand Ralf Becker muss aber noch einige Spieler verkaufen.

Von Carsten Scheele

"Einfach kann ja jeder", hat Ralf Becker gesagt, der neue Sportvorstand des Hamburger SV, und hat damit gleich Weitsicht bewiesen. Vor 19 Tagen ist der HSV erstmals in die zweite Liga abgestiegen, das Ziel lautet unmissverständlich: Wiederaufstieg. Ein Team zu basteln, das diesen Ansprüchen genügt, ist nun Beckers Aufgabe. Das wird nicht leicht, er weiß es.

In manchen Punkten scheint der Zweitliga-Neuling überraschend weit, was den ersten Zweitliga-Kader der Vereinsgeschichte angeht. Zwei Monate vor Saisonstart zeichnet sich sogar die neue Achse des HSV ab. Dabei können die Hamburger ein paar Spieler halten, die als sichere Verkäufe gegolten hatten: Lewis Holtby hat bereits einen neuen Vertrag zu Zweitliga-Konditionen unterzeichnet, auch Aaron Hunt soll einem Arbeitspapier zu deutlich verringerten Bezügen zugestimmt haben.

Beide Spieler kommen dem verschuldeten Klub - den HSV drücken Verbindlichkeiten von 100 Millionen Euro - in ihren Gehaltsvorstellungen sehr entgegen. Hunt soll 60 Prozent weniger verdienen, noch 1,5 statt 3,5 Millionen Euro wie in Erstligazeiten, vergleichbar sind die Konditionen bei Holtby. Der bisherige Kapitän Gotoku Sakai unterschrieb am Mittwoch ebenfalls einen neuen Kontrakt für Liga zwei. Gleiches schwebt dem Klub bei Torhüter Julian Pollersbeck und Abwehrmann Gideon Jung vor - sie sollen die Achse um Holtby-Hunt-Sakai noch erweitern.

Einige Spieler muss Becker noch verkaufen

Gelingt dies, würde der HSV tatsächlich mit mehr großen Namen in die zweite Liga gehen, als viele prognostiziert hatten. Und muss, um den Etat nicht überzustrapazieren, gleichzeitig ein paar Spieler loswerden. Luca Waldschmidt (nach Freiburg), Christian Mathenia (Nürnberg) und André Hahn (Augsburg) sind schon weg, weitere Kollegen sollen folgen, darunter Filip Kostic, Kyriakos Papadopoulos und Bobby Wood. Auch Nicolai Müller hat seinen Abschied verkündet, für ihn könnte es zu Schalke gehen. Dann zeigt sich, ob Geld übrig sein wird, um einen Spieler wie den Schweizer Christian Fastnacht zu verpflichten, den Titz gerne hätte. Wobei die fünf Millionen Euro, die Young Boys Bern aufgerufen hat, für den HSV in jedem Fall zu viel wären.

Laut Rechnung des Hamburger Abendblatts sind 20 der 25 bis 27 Planstellen im HSV-Zweitliga-Kader vergeben. Am brennendsten interessiert die Hamburger dabei die Zukunft von Jann-Fiete Arp, das 18-jährige Juwel scheint so begehrt, dass sein Verbleib beim HSV eigentlich als ausgeschlossen gelten müsste. Oder auch nicht, falls ein Großklub wie der FC Bayern den Zuschlag erhalten sollte. Die Münchner sind interessiert, schwer denkbar ist allerdings, dass Arp sofort in der Bundesliga-Mannschaft des Rekordmeisters einen Platz findet.

Die Bayern könnten Arp also verpflichten, ihn aber wieder ausleihen, so ein Gedankenspiel. Dann käme der HSV wieder ins Spiel, denn Arp könnte sich im gewohnten Umfeld weiterentwickeln. Ähnlich haben es die Bayern mit Serge Gnabry gemacht, der ein Jahr in Hoffenheim blieb, bevor er nun zur Mannschaft in München stößt. HSV-Trainer Christian Titz hat mit Arp viele Gespräche geführt, es liegt nun am 18-Jährigen, sich zu entscheiden. Wird Arp verkauft, sind wiederum Sportvorstand Becker und Kaderplaner Johannes Spors am Zug, um eventuelle Ausleihmodalitäten auszuhandeln.

Neben all den Spielerfragen muss Becker vor seinem Urlaub noch mit Nachwuchschef Bernhard Peters ein klärendes Gespräch führen. Ihr Verhältnis gilt als angespannt, da Peters offen Ambitionen für den Job des Sportvorstands angemeldet hatte, was der neue Präsident und Vorstandsboss Bernd Hoffmann allerdings ablehnte - und Becker von Holstein Kiel verpflichtete. Kein angenehmer Termin, aber wie Becker schon sagte: Einfach kann ja jeder.

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