Süddeutsche Zeitung

Horst Hrubesch im SZ-Interview:"Mit uns wird es lustig sein"

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Horst Hrubesch will den Fußballfrauen neue Lockerheit verleihen. Im SZ-Interview spricht der Interims-Bundestrainer über seine Doppelfunktion und den unsinnigen Vergleich zwischen Männer- und Frauenfußball.

Von Anna Dreher und Christof Kneer

Horst Hrubesch, natürlich, wer sonst. Mitte März entließ der Deutsche Fußball-Bund in Steffi Jones zum ersten Mal eine Trainerin der Frauen-Nationalmannschaft. Seitdem hat der DFB-Sportdirektor Hrubesch interimsweise eine Doppelfunktion: Er ist nun auch Bundestrainer. "Ich hätte schon auch Nein sagen können, aber ich habe gar nicht darüber nachgedacht", sagt der 66-Jährige, der dem DFB schon in so vielen Funktionen geholfen hat. "Wir hatten einen Plan B, aber manchmal gehen Pläne eben nicht so auf, wie man das gerne hätte." Plan C war dann Hrubesch.

Mit ihm sollen die unter Jones zunehmend verunsichert aufgetretenen Nationalspielerinnen wieder ihr Vertrauen und Selbstbewusstsein bei einer klaren Spielidee zurückgewinnen - und jene Lockerheit, die Hrubesch vor allem bei der Europameisterschaft 2017 in den Niederlanden vermisst hat, als im Viertelfinale gegen Dänemark Schluss war für die deutsche Auswahl. "Ich hoffe, dass wir als neues Trainerteam die Spielerinnen jetzt dazu bringen, dass sie wieder mit mehr Leben auf den Platz gehen", sagt Hrubesch. "Mit uns wird es lustig sein."

Hrubesch bedauert, dass die Bender-Zwillinge keine Schwester haben

Diesen Samstag gegen Tschechien (16.15/ARD) und am Dienstag in Slowenien stehen für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft unter der Leitung von Hrubesch wichtige Qualifikationsspiele für die Weltmeisterschaft 2019 in Frankreich an. Nach der 2:3-Niederlage gegen Island muss nun jedes Spiel gewonnen werden, wenn die Teilnahme an der WM nicht über den Umweg der Playoffs erreicht - oder gar zum ersten Mal verpasst werden soll. Seine Ansprache will Hrubesch, der erstmals Frauen trainiert, jedoch nicht ändern. "Ich mache im Umgang mit den Mädels nichts künstlich, und ich lasse auch nicht den Eiswagen vorfahren, um mich beliebt zu machen", sagt Hrubesch, der keinen Sinn in einem Vergleich sieht: "Alle Facetten, die für den Männerfußball wichtig sind, sind es auch für den Frauenfußball."

Einzig bei Hilfestellungen wählt der Westfale auch mal Beispiele von Bundesliga-Profis wie Arjen Robben. Seine Methoden würden jedoch nur dann funktionieren, wenn er auch die entsprechenden Spielerinnen und Spieler hat, die führen und etwas vorleben: "Das ist es, was ich in all meinen Teams haben möchte. Und solche habe ich bei den Frauen auch." Neben Nationalspielern wie Sami Khedira und Joshua Kimmich seien Sven und Lars Bender seine Lieblings-Führungsspieler, "was Besseres als die Benders ist mir noch nie passiert". Dass die in Leverkusen spielenden Zwillinge nicht auch eine Schwester haben, bedauert Horst Hrubesch entsprechend - aber noch nicht einmal die wäre dann wohl ein Argument, ihn Ende des Jahres von seinem Abschied vom DFB abzuhalten.

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