Horst Heldt bei Schalke:"Einen Teufel werde ich tun"

Borussia Moenchengladbach v FC Schalke 04 - Bundesliga

Will nicht vorzeitig aufgeben, obwohl sein Nachfolger schon feststehen soll: Schalke-Sportchef Horst Heldt

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Von Philipp Selldorf, Gelsenkirchen

An Allerheiligen fand auf dem Anwesen von Clemens Tönnies in Rheda-Wiedenbrück eines dieser ominösen Geheimtreffen statt, von denen in der Fußball-Presse so oft die Rede ist. Schalkes Aufsichtsratschef beherbergte ein halbes Dutzend Ratsmitglieder und den Sportchef Horst Heldt, dessen Arbeitsverhältnis Gegenstand der diskreten Unterredung war.

Über Heldts Verbleib hatte zuletzt erhebliche Unklarheit geherrscht, insofern war es tatsächlich eine Neuigkeit, als der Manager am Dienstag berichtete, dass das Gespräch "konstruktiv und wichtig" gewesen sei, im Prinzip aber nichts Neues ergeben habe: "Es bleibt dabei: Ich habe einen Vertrag bis 30. Juni 2016, und den werde ich erfüllen - auch wenn der eine oder andere das etwas anders dargestellt hat."

In den vergangenen Tagen war zunehmend spekuliert worden, dass er seinen Job vorzeitig aufgeben wollte, nachdem er den Verein vor drei Wochen hatte wissen lassen, für eine Vertragsverlängerung nicht zur Verfügung zu stehen. "Wer einmal das Glück hatte, in Schalke zu arbeiten, der gibt das nicht einfach weg", dementierte Heldt nun, verriet aber, dass die Loyalität gelegentlich auf die Probe gestellt wurde: "Es kam schon mal vor, dass ich dachte: Dann macht euren Scheiß doch allein."

Dass Horst Heldt mit dieser Absichtserklärung für "Ruhe und Klarheit" gesorgt hätte, ist allerdings eine Interpretation, an die er selbst nicht richtig glauben mag. Heldt bleibt ein Manager auf Abruf, und das Gelsenkirchener Volkstheater bewegt sich wohl lediglich auf einen nächsten Akt zu. Dessen Dramaturgie kann noch keiner der Beteiligten wirklich absehen.

Der Mainzer Heidel soll Heldts Nachfolger werden

Eine Zusammenarbeit bis Vertrags- und Saisonende werde "sicherlich nicht einfach" werden, räumte Horst Heldt ein; ob man die Frist gemeinsam einhalten werde, "dazu wird am Ende der Aufsichtsrat Stellung nehmen". Eine Weiterbeschäftigung in Schalke wollte der 45-Jährige zwar nicht gänzlich ausschließen, er gab aber zu erkennen, dass dies die unwahrscheinlichste der denkbaren Varianten ist.

Für Unfrieden ist ohnehin vorbeugend gesorgt, denn dem vom Aufsichtsrat zugesicherten Arbeitsauftrag will Heldt betont kompromisslos und mit uneingeschränkter Amtsgewalt nachgehen. Als Partner für Absprachen über Einkäufe und Verkäufe von Spielern und mögliche Vertragsverlängerungen akzeptiert Heldt ausschließlich den Trainer André Breitenreiter, keinesfalls aber einen potenziellen Nachfolger - nach Lage der Dinge wird das der Mainzer Manager Christian Heidel, 52, sein.

"Ich werde nichts mit irgendwelchen Leuten abstimmen, die nach mir kommen. Einen Teufel werde ich tun. Ich bin Vorstand des FC Schalke 04, das habe ich nicht nötig - das habe ich dem Aufsichtsrat aber auch mitgeteilt", sagte Horst Heldt. Den Namen Heidel erwähnte er nicht - das Verhältnis zu seinem Mainzer Kollegen scheint in der jüngsten Vergangenheit ziemlich gelitten zu haben. Und auch die Beziehung zum Schalker Cheftrainer musste dieser Tage wohl aus einer gewissen Schieflage befreit werden.

Missverständliche Bemerkungen von Breitenreiter vor Derby

Breitenreiter hatte am Wochenende mit missverständlichen Bemerkungen für Aufsehen gesorgt, unter anderem hatte er das am Sonntag anstehende Derby in Dortmund als "Bonusspiel" bezeichnet, um damit Schalkes Außenseiter-Position zu definieren. Heldt machte dem Trainer nun offenbar klar, dass diese Art von Demut nicht mit dem Schalker Nationalstolz vereinbar sei. "Derby bedeutet Zähnefletschen und Krallenzeigen", sagte er.

Breitenreiter versichert nun: "Wir sind niemals in einem Spiel chancenlos", sagte er und versprach, dass seine Mannschaft am Sonntag beim BVB "den Rasen umpflügen" werde.

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