Trennung von Trainer Schreuder:Hoffenheim sehnt sich nach Entertainment

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TSG 1899 Hoffenheim. Ex-Cheftrainer Alfred Schreuder und Sportdirektor Alexander Rosen

Haben unterschiedliche Auffassungen: Hoffenheims ehemaliger Trainer Alfred Schreuder (li.) und Sportdirektor Alexander Rosen.

(Foto: imago images / foto2press)

Alfred Schreuder hatte als Trainer bei 1899 Hoffenheim von Beginn an keinen einfachen Stand - am Ende stolperte er über unterschiedliche Ideen für die Zukunft.

Von Sebastian Fischer

Als Alfred Schreuder im Sommer 2019 erstmals ein Bundesligateam als verantwortlicher Trainer übernahm, war es ein anderes, als er gedacht hatte. Es handelte sich weiterhin um die TSG Hoffenheim, bei der er im März 2019 einen Vertrag unterschrieben hatte. Doch im Juli fehlten drei nicht unerhebliche Fußballer: der Verteidiger Nico Schulz, der Mittelfeldspieler Kerem Demirbay und Torjäger Joelinton, die der Klub in der Zwischenzeit teuer verkauft hatte. "Fordernd" sei das gewesen, hat Schreuder später erzählt, was vielleicht ein Euphemismus für überraschend bis schockierend war.

Man sollte diese Vorgeschichte kennen, um besser zu verstehen, was Hoffenheim, Tabellensiebter der Bundesliga, am Dienstag zum ungewöhnlichen Zeitpunkt vier Spiele vor Saisonende bekannt gab: Der Klub trennt sich mit sofortiger Wirkung von Schreuder. Es ist gerade nicht nur die Zeit der sportlichen Entscheidungen dieser Saison, sondern auch die Zeit für Gespräche über die nächste, über Ziele und die Zusammenstellung des Kaders. Es habe "Differenzen bei der Zukunftsplanung" gegeben, erklärte Hoffenheims Sportchef Alexander Rosen. Und er räumte ein, dass es dabei auch um Personalien ging. So wie es ja auch schon vor einem Jahr unweigerlich und kontrovers mal um Personalien gegangen sein muss.

Hoffenheim ist von Natur aus nicht unbedingt ein Bundesligastandort, der die Republik in Atem hält. Es war aber bis zum vergangenen Sommer immerhin der Arbeitsplatz von Julian Nagelsmann, dem wohl spannendsten jungen deutschen Trainer, der inzwischen für RB Leipzig arbeitet. Schreuder, 47, hatte als Nagelsmanns Nachfolger von Beginn an keinen leichten Stand. Nachdem er von seinen ersten sechs Ligaspielen nur eines gewann, wurde seine Weiterbeschäftigung bereits öffentlich in Frage gestellt. Dann gewann die TSG beim FC Bayern. Und direkt danach noch eine Reihe weiterer Spiele.

Nagelsmann nannte Schreuder einen "Hardliner"

Es half Schreuder nicht unbedingt, dass Hoffenheim unspektakulärer spielte als unter Nagelsmann, mit dem man die Champions League erreicht hatte. Es half ihm auch nicht, dass er die Lücke füllen sollte, die ein Entertainer hinterlassen hatte. Aber es war eine interessante Kombination: Eine entwicklungsfähige Mannschaft und ein Trainer aus den Niederlanden, der lange als Assistent gearbeitet hatte, unter anderem unter Nagelsmann und zuletzt unter Erik ten Haag bei Ajax Amsterdam; der von vielen verschiedenen Stilen geprägt ist und oft sehr eigenwillige Ideen verfolgt. Einen "Hardliner", nannte ihn Nagelsmann. Schreuder schulte den Rechtsaußen Robert Skov zum flexiblen Linksverteidiger um. Der frühere U21-Nationalspieler Kevin Akpoguma, ein Innenverteidiger, spielte auch mal Stürmer.

Manches funktionierte, manches eher nicht. Es gab überraschende Siege, aber auch acht Heimniederlagen. Nach der Corona-Pause schien Hoffenheim fußballerisch nach einer wechselhaften Saison gerade auf einem guten Weg zu sein. Platz sieben könnte - je nach dem, wer den DFB-Pokal gewinnt - bereits für die Qualifikation für die Europa League reichen. Die Saison sei "auf jeden Fall nicht konstant gewesen", sagte jedoch Manager Rosen.

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