Schreuder übernimmt Hoffenheim:Der höchst begehrte Mitarbeiter wird Chef

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Erst Co-Trainer und dann Nachfolger: Alfred Schreuder (re.) mit Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann. (Foto: Uwe Anspach/dpa)
  • Die TSG Hoffenheim hat einen Nachfolger für Trainer Julian Nagelsmann gefunden: Alfred Schreuder übernimmt den Bundesligisten im Sommer.
  • Der Niederländer war zuvor schon einmal zweieinhalb Jahre bei der TSG und gilt unter Spielern und Offiziellen als Fachmann und umgänglicher Mensch.
  • Nagelsmann hinterlässt ihm auch als Frontmann und Lockvogel für neue Spieler eine schwer zu füllende Lücke.

Von Tobias Schächter, Sinsheim

Bis Dienstag, Punkt 13 Uhr, hat auch Julian Nagelsmann nicht gewusst, dass Alfred Schreuder sein Nachfolger als Trainer der TSG Hoffenheim wird. Nagelsmann hatte bereits vor Saisonbeginn seinen Wechsel zu RB Leipzig im Sommer 2019 bekanntgegeben, und er war nie in die Suche nach dem Neuen eingebunden. Jetzt teilte Hoffenheim mit, dass Schreuder am 1. Juli die Stelle als Chefcoach antritt. Der Niederländer unterschrieb einen Vertrag bis zum Juni 2022, die TSG muss eine Ablöse im mittleren sechsstelligen Bereich an Ajax Amsterdam zahlen. Erst im Januar 2018 war Schreuder von Hoffenheim als Co-Trainer zu Ajax gewechselt, die Ablöse damals: 300 000 Euro.

Der Klub und sein neuer Coach kennen sich also sehr gut. In seiner ersten Zeit in Nordbaden hat sich Schreuder als Fachmann und umgänglicher Mensch bei Spielern und Offiziellen Sympathien erworben. Alexander Rosen, Hoffenheims Direktor Profifußball, sagt: "Alfred kennt unsere Strukturen und den Großteil des Teams. Er hat durch seine hervorragende Expertise sowie eine strategische, klare, kommunikative Art maßgeblich zum Erfolg der vergangenen Jahre beigetragen." Schreuder sagte: "Ich bin voller Ehrgeiz, als Cheftrainer eigene Akzente zu setzen und die jüngste Erfolgsgeschichte fortzuschreiben."

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Zweieinhalb Jahre arbeitete Schreuder bei der TSG, zunächst als Co-Trainer seines Landsmanns Huub Stevens, dann unter Nagelsmann, über den Schreuder einst sagte: "Der beeindruckendste Trainer, den ich je gesehen habe. Es gibt in Deutschland keinen Zweiten wie ihn, auch nicht in Europa." Die Personalie ist insofern nicht ohne Ironie. Aus seinem Mitarbeiterstab in Hoffenheim nimmt Nagelsmann den Teammanager und den Videoanalysten mit nach Leipzig - zu gerne hätte er auch Schreuder als Assistent zu RB gelockt.

Schweres Erbe für Schreuder

Im Februar aber erteilte Ajax den Bemühungen der Leipziger eine Absage und lehnte eine Offerte von RB über angeblich eine Million Euro Ablöse für Schreuder ab. Sechs Wochen später wollte Ajax-Sportdirektor Marc Overmars nun dem geschätzten Schreuder die Anstellung als Cheftrainer in der Bundesliga nicht vorenthalten.

Für Schreuder ist die Aufgabe bei der TSG eine große Chance. Bislang arbeitete er nach dem Ende seiner Spielerkarriere (2009), die vom Tod seiner Tochter überschattet wurde, vorwiegend in der zweiten Reihe; nur ein Jahr war er Cheftrainer bei Twente Enschede (2014/15). Weil die Nationalelf bei der EM 2012 enttäuschte und Bondscoach Bert van Marwijk entlassen wurde, geriet Schreuders damals anvisiertes Engagement als Assistent bei Oranje kurios: Er durfte das Amt gar nicht antreten.

Mit Hoffenheim wurde sich Schreuder vor etwa zwei Wochen einig, auch Gesellschafter Dietmar Hopp gab nach einem Gespräch seinen Segen. Die TSG war schon länger vom zunächst favorisierten Kandidaten Marco Rose von RB Salzburg abgerückt. Der 42-Jährige hatte Hoffenheim bereits vor Weihnachten zu lange hingehalten. Rose hat sich durch Erfolge mit Salzburg (Europa-League-Halbfinale 2018) in den Fokus gedrängt. In Schalke und vor allem beim VfL Wolfsburg soll er jetzt ein Kandidat für die nächste Saison sein.

Nagelsmann hinterlässt als Frontmann und Lockvogel eine Lücke

Schreuder tritt in Hoffenheim ein schweres Erbe an: Die Ansprüche sind durch die vergangenen beiden Spielzeiten (Platz vier und drei) gestiegen. Nagelsmann hinterlässt auch als Frontmann und Lockvogel für neue Spieler eine Lücke. Eine erneute Europa-Qualifikation wäre hilfreich, auch weil eigene Leistungsträger wie Stürmer Joelinton begehrt sind. Derzeit kämpft die TSG um den Anschluss nach oben.

Dass Hoffenheim auch Manager Alexander Rosen (an Schalke) verlieren könnte, ist eher ein Gerücht. Rosen, 39, hat durch kluge Transferpolitik die TSG finanziell von Hopp unabhängig gemacht. Dass er in Schalkes neuer Hierarchie unter Sportvorstand Jochen Schneider arbeitet, gilt als unwahrscheinlich.

© SZ vom 20.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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