Hoffenheim - Schalke:Spiel mit Feuer

In einer aufregenden Partie mit zwei Platzverweisen muss sich die TSG Hoffenheim mit einen 1:1 gegen den FC Schalke begnügen - und ist dennoch Herbstmeister.

Ganz am Ende, es waren bereits drei Minuten nachgespielt, hatte Schalke plötzlich noch einen Eckball. Da war sie, die Möglichkeit, diesem aufregenden Fußballspiel eine groteske Wendung zu geben. 1:1 stand es zwischen dem Gastgeber aus Hoffenheim und dem FC Schalke, doch Schalke spielte nur noch zu neunt und hatte die letzten zehn Minuten damit verbracht, die Bälle aus dem eigenen Strafraum zu schlagen.

Hoffenheim - Schalke: In einer hitzigen Partie wurden zwei Schalker vom Platz gestellt.

In einer hitzigen Partie wurden zwei Schalker vom Platz gestellt.

(Foto: Foto: AP)

Es dauerte dann wegen Gerangels eine ganze Minute, bis der Eckball endlich in den Strafraum flog, und dann eine weitere Sekunde, bis er wieder herausflog, und dann war's vorbei: 1:1 (0:1) trennten sich die TSG Hoffenheim und der FC Schalke, was bedeutet, dass Hoffenheim als Tabellenführer in die Winterpause geht, in der Fachsprache: als Herbstmeister. "Jetzt können wir unseren Urlaub richtig genießen", sagte Hoffenheims Kapitän Selim Teber.

Es war der letzte Auftritt der Hoffenheimer im Carl-Benz-Stadion zu Mannheim, eine Abschiedsparty also, bevor es in der Rückrunde ins neue, ins eigene Stadion nach Sinsheim geht. Zunächst lief die Party allerdings anders als geplant. Schalke war es, das druckvoll begann. Bereits nach vier Minuten hatte Gerald Asamoah die erste Chance, nachdem Halil Altintop die Kugel per Kopf weitergeleitet hatte, doch aus fünf Metern Entfernung jagte Asamoah den Ball auf die Ränge.

Hoffenheim befreit sich vom Schalker Druck

Den Hoffenheimern war zuletzt vorgeworfen worden, mit unbotmäßiger Härte zu Werke zu gehen; was auch immer davon zu halten ist: Am Sonntag war es Schalke, das aggressiver in die Zweikämpfe ging und entsprechend die meisten gewann. War den Hoffenheimern ihr Erfolg nun doch unheimlich geworden? Sie begannen nachgerade verzagt, die einzigen Chancen resultierten zunächst aus Freistößen von Sejad Salihovic - diese Freistöße sind allerdings bekanntlich fast immer sehenswert; man findet in ganz Europa nicht viele Fußballer, die dem Ball so einen Schnitt verpassen.

Mitte der ersten Halbzeit war der Schalker Druck sehr hoch, es ergaben sich jedoch keine klaren Torchancen. Und als hätten die Hoffenheimer keine Lust mehr darauf, so unter Druck zu stehen, spielten sie erst besser mit und übernahmen dann die Kontrolle. Sie kamen besser in die Zweikämpfe, sie eroberten mehr Bälle im Mittelfeld, und was sie dann tun, das ist bekannt: Nach der Balleroberung geht es flugs nach vorn. Demba Ba vergab drei gute Möglichkeiten in der 33., 37. und 38. Minute, Hoffenheim drängte jetzt, und es ist ein klassisches Motiv im Fußball, dass die einen die Chancen in Fülle vergeben und dann die anderen die Kugel ins Tor murmeln.

Am Sonntag wurde dieses klassische Thema in der 40. Minute aufgeführt, also mitten hinein in die Hoffenheimer Herrlichkeit: Altintop gelang ein sehenswertes Anspiel auf Asamoah, der im Strafraum seinen Bewachern entwischt war und ruhig - erstaunlicherweise im Stile eines Torjägers - zum 0:1 einschob. Verdient war diese Führung nicht, aber sie kam auch nicht überraschend, eben weil Überraschungen dieser Art im Fußball ganz gewöhnlich sind.

Spiel mit Feuer

Das Thema für die zweite Halbzeit war damit gesetzt: Hoffenheim musste anrennen, Schalke mauerte sich hinten ein. Dazu kamen einige Prisen Aggressivität in die Partie. Bei jedem Foul führte sich das Personal auf der jeweiligen Bank auf, als sei es Zeuge eines abscheulichen Verbrechens geworden.

Das übertrug sich wiederum auf den Platz, wo es zu weiteren Härten kam. Asamoah und Selim Teber gerieten aneinander (56.), bald darauf drehte Jermaine Jones durch: Nach einem Foul an Luiz Gustavo sah er die gelb-rote Karte, woraufhin er Schiedsrichter Gagelmann mit hasserfülltem Gesicht anschrie und im Gehen der Hoffenheimer Bank einige Verwünschungen zurief. Im Jargon des Fußball sagt man: Da war Feuer drin.

In der 72. Minute hatte dann Fabian Ernst Glück, dass er weiterspielen durfte: Gelbbelastet foulte er Marvin Compper rund 20 Meter vor dem Tor. Den fälligen Freistoß schoss nicht Salihovic, sondern überraschend Teber: Und der zirkelte ihn auf wunderschöner Flugbahn zum 1:1 ins Netz. Ein Mann mehr, 20 Minuten Zeit - nun sah es wieder gut aus für Hoffenheim, und nun war der Klub auch wieder Tabellenführer.

Wenig später sah es noch besser aus: Orlando Engelaar, der bereits Gelb gesehen hatte, hielt Teber fest, ein äußerst dummes Foul: Er sah Gelb-rot und ging (81. Minute). Zwei Mann mehr, zehn Minuten Zeit - alles war bereit für Hoffenheim. Es folgte, was folgen musste: Die Schalker verrammelten den Strafraum, sie schlugen die Kugel blind nach vorn, und die Hoffenheimer spielten wie eine Handballmannschaft von rechts nach links, von links nach rechts, auf der Suche nach einer Lücke.

Doch eine Lücke war nicht zu finden, die neun Schalker verteidigten ihren Punkt, und die elf Hoffenheimer können sich damit trösten, dass sie trotzdem Herbstmeister sind.

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