Hoffenheim nach der 0:4-Pokalpleite:Babbel spricht von "kollektivem Versagen"

So hat sich Markus Babbel seine Rückkehr in die Hauptstadt nicht vorgestellt. 0:4 geht seine TSG Hoffenheim im DFB-Pokal beim Regionalligisten Berliner AK unter - anschließend findet Babbel drastische Worte für die Leistung seiner Mannschaft. Auch Torhüter Tim Wiese meldet sich zu Wort.

Ein Leisetreter ist Markus Babbel nicht, erst kürzlich hat er sich mit dem Bundestrainer angelegt. Den Umgang mit Hoffenheims Torwart Tim Wiese fand der Coach nicht in Ordnung. Joachim Löw hatte sich vorerst gegen weitere Auftritte von Wiese in der Nationalelf ausgesprochen, ließ dem Torwart dies durch seine Assistenten mitteilen. "Als Chef muss man auch unangenehme Gespräche führen", hatte Babbel gepoltert. Babbel selbst ist schließlich auch Trainer - und er hätte die Sache anders geregelt.

Nun hat Babbel erstmal keine Zeit mehr, sich in die Trainerangelegenheiten seiner Berufskollegen einzumischen. Es hat ihn selbst erwischt, in Hoffenheim, und zwar heftig: 0:4 hatte die TSG am Pokalsamstag hochüberraschend 0:4 beim Regionalligisten Berliner AK verloren. "Es war desolat, wir müssen uns dafür schämen", gestand Torwart Wiese nach der Partie.

Auch sein Coach fand drastische Worte. "Das kann ich auch nicht auf mir sitzen lassen. Das war blutleer", sagte Babbel. So habe er "die Mannschaft nicht kennengelernt".

Es war der höchste Sieg eines Viertligisten gegen einen Bundesligisten der Pokal-Geschichte und gewiss eine der größten Überraschungen in jüngerer Vergangenheit. Auf absurde Weise ließen gestandene Profis sich von Amateuren ausspielen; bei drei der vier Tore konnten die Schützen sich vor dem bedauernswerten Wiese nach Lust und Laune die Ecke aussuchen.

Entsprechend umfassend war die Mängelliste, die Babbel hernach formulierte. "Kollektives Versagen", attestierte er seiner Mannschaft: "Kein Spieler hat die Leistung abgerufen, zu der er fähig ist. Wir haben zu viele Fehler gemacht, haben müde gewirkt und schwerfällig." Er hätte noch fehlenden Biss und mangelhaftes Engagement seiner Spieler anprangern können. Stattdessen ließen die schon nach dem 0:2 (31.) Köpfe und Schultern hängen und ergingen sich in gegenseitigen Schuldvorwürfen.

Berliner AK schreibt Geschichte

Diesen für das Teamgefüge gewiss nicht zuträglichen Umstand habe er denn auch als "am schockierendsten" am gesamten Hoffenheimer Auftritt empfunden, sagte Babbel. Sein Missfallen bezüglich der Körpersprache teilte er den Profis auch mit, als er in der Pause nur kurz in der Kabine weilte. Ohne Wirkung. Stattdessen vergingen vier Minuten, ehe Torwart Wiese dem Doppeltorschützen Metin Cakmak (3., 49.) das Geschenk eines verunglückten Abstoßes machte. "Danach war klar, dass für uns nichts mehr zu holen sein wird", sagte Babbel.

Die Spieler des Berliner AK durften sich hingegen darüber freuen, einmal aus dem Schatten der beiden Hauptstadt-Klubs Hertha und Union getreten zu sein. Die Spieler genossen den Ruhm und träumten nach dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte schon vom FC Bayern oder Borussia Dortmund als nächstem Kontrahenten.

Trainer Jens Härtel, der nicht die "Spaßbremse" geben wollte und seine Schützlinge allein Party machen ließ, richtete aber den Blick auf das tägliche Geschäft: "Wir sind dankbar, Geschichte geschrieben zu haben. Das war heute ein einmaliges Fest. Nächste Woche gegen Zwickau müssen wir weider hellwach sein."

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