Hoffenheim - Ingolstadt 5:2:Planlos im Schlussspurt

04 03 2017 xtvx Fussball 1 Bundesliga TSG 1899 Hoffenheim FC Ingolstadt 04 emspor v l Zweika

Nur kurz oben auf: Ingolstadt (mit Alfredo Morales auf Sebastian Rudy) führte gegen Hoffenheim nach einer Stunde, und ging dann unter.

(Foto: Jan Huebner/imago)

Ingolstadt hält in Hoffenheim 75 Minuten lang gut mit, verliert dann aber die Ordnung. Weil die Konkurrenz punktet, gerät der FCI im Kampf um den Klassenerhalt weiter unter Druck.

Von Tobias Schächter, Sinsheim

Es war ein seltsames Bild, das sich nach dem deftigen 2:5 (1:1) bei der TSG Hoffenheim für den FC Ingolstadt ergab: Einerseits war Trainer Maik Walpurgis "total zufrieden" mit seiner Elf, "die 75 Minuten sehr gut aufgetreten ist und ein Spiel komplett auf Augenhöhe abgeliefert hat". Andererseits aber stellte FCI-Abwehrspieler Romain Bregerie bitter enttäuscht fest: "In den letzten 15 Minuten waren wir eine Mannschaft, die ich nicht kenne. Keine Ahnung, was passiert ist, aber auf einmal waren wir aus den Wolken." Es ist ja nicht selten, dass Fußball-Mannschaften in einem Spiel verschiedene Gesichter zeigen, auch die TSG Hoffenheim hatte in den vergangenen Jahren ihre Probleme. Aber mittlerweile ist diese TSG vor allem konsequent unbarmherzig, wenn es darum geht, Spiele im richtigen Moment zu entscheiden.

Zwar unterband Ingolstadt fast 75 Minuten lang durch entschlossenes Pressing den Spielaufbau der TSG effizient. Aber wenn sich diesen energischen Hoffenheimern Räume öffnen, dann sind sie nicht zu stoppen. Auch weil personell und taktisch fast immer alles aufgeht, was sich TSG-Trainer Julian Nagelsmann ausdenkt, wird Hoffenheim als stabiler Tabellenvierter immer mehr zum Champions-League-Kandidaten. Als ab der 75. Minute das Abwehrnetz der Ingolstädter löchriger wurde, entschied der eingewechselte Andrej Kramaric für Hoffenheim die Partie: Zunächst traf der schnelle Kroate zum 3:2 (77.), dann legte er zwei Minuten später das 4:2 von Adam Szalai auf. Szalai spielte erst zum zweiten Mal von Beginn an und hatte schon das wichtige 2:2 (62.) nur zwei Minuten nach der Führung der Ingolstädter durch ein Eigentor von Niklas Süle erzielt.

"Ich kann die ganze Nacht nicht schlafen"

Kramarics Treffer war schon das zwölfte Jokertor der Hoffenheimer: Ligarekord. Das 5:2 durch einen Kopfball des ehemaligen FCI-Spielers Benjamin Hübner (88.) schraubte das Ergebnis für die Ingolstädter dann in eine schwer erträgliche Höhe. "Fünf Minuten waren wir unkonzentriert, da haben wir es nicht mehr geschafft, den Gegner früh zu verteidigen - und das nutzt eine Spitzenmannschaft wie Hoffenheim aus", analysierte Walpurgis.

Fünf unkonzentrierte Minuten, ein entfesselter Gegner - und plötzlich fühlte sich dieser Samstag für Ingolstadts Profis an, als seien sie wie Schüler auf dem Schulhof vom älteren Jahrgang verprügelt worden. Doch bei allem Lob für das Spiel des FCI in den ersten 70 Minuten: Die Ingolstädter konnten die gute Leistung eben nicht über die volle Distanz halten. Der schnelle Ausgleich nach dem 2:1 nahm den Gästen die Euphorie und mit dem 2:3 dann auch die Ordnung. Trainer Walpurgis gab zu, dass seine Mannschaft im Schlussspurt den Plan verloren habe, hob aber zugleich den "großartigen Charakter" seiner Spieler hervor. Bei diesen sitzt der Frust tief: "Ich kann die ganze Nacht nicht schlafen", klagte Mittelfeldspieler Almog Cohen, der Sebastian Rudys Führungstor (17.) sieben Minuten vor der Halbzeit ausgeglichen hatte.

Der Blick auf die Statistiken des Spieltages verstärkte die Schmerzen nur noch. Weil Bremen gegen Darmstadt gewann und Wolfsburg in Mainz einen Zähler holte, wuchs der Abstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz auf fünf Punkte an. Ingolstadt steht als Vorletzter mit 18 Punkten immer mehr unter Siegzwang. Am nächsten Wochenende muss Ingolstadt schon fast gegen den 1. FC Köln gewinnen. Doch zunächst muss Walpurgis die Erinnerung an die bittere Schlussphase gegen Hoffenheim vertreiben: "Wir werden die Spieler wieder aufbauen, damit sie die Köpfe frei kriegen."

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