FC Bayern und Katar:Hoeneß mahnt: Ball nicht vergessen!

Uli Hoeneß, Ehrenpräsident beim FC Bayern

Uli Hoeneß glaubt, dass sich durch die WM vieles in Katar zum Besseren wenden kann.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Der Bayern-Ehrenpräsident ist ein großer Befürworter der WM in Katar. Das macht er bei einer Podiumsdiskussion in München noch mal deutlich - und kritisiert trotzdem die Fifa, jedenfalls ein bisschen.

Von Sebastian Fischer

Uli Hoeneß hat eine eindeutige Meinung zur Weltmeisterschaft in Katar, und er hat sich zuletzt darum bemüht, dass diese Meinung gehört wird, sogar wenn niemand danach fragte. Er hat im September live in der Fußball-Talksendung "Doppelpass" auf Sport 1 angerufen, als der frühere Bundesliga-Manager Andreas Rettig das Emirat kritisierte. Hoeneß nannte Rettig den "König der Scheinheiligen" und argumentierte, die WM sowie die Partnerschaft des FC Bayern mit Katar verbesserten die Bedingungen für Arbeiter im Land.

Wenige Wochen später nahm er sich nach der Jahreshauptversammlung des FC Bayern den Fan Michael Ott vor, der den Sponsoringvertrag mit Qatar Airways kritisiert. Hoeneß belehrte ihn beim Hinausgehen aus der Halle: "Das ist der Fußballklub Bayern München, nicht die Generalversammlung von Amnesty International. Das müssen Sie mal lernen!"

Nun, kurz vor WM-Beginn, hat Hoeneß offenbar genug gesagt. Jedenfalls saß er am Mittwochabend im Münchner Gasteig zu einer Podiumsdiskussion auf der Bühne und erklärte, nachdem die wichtigsten Argumente ausgetauscht waren: "Ich möchte gar nicht mehr viel diskutieren." Stattdessen schlug er vor: "Jetzt lassen wir die doch mal kicken." Er mahnte gar: "Der Ball, der darf nicht vergessen werden."

Dass Hoeneß, 70, damit nicht die Stimmung aller Fußballinteressierten im Land trifft, legen Meinungsforscher nahe. Einer Umfrage des Instituts Yougov zufolge wollen 39 Prozent weniger Partien als sonst oder gar kein Spiel schauen. Und die große Zahl an Veranstaltungen zum Thema in Kneipen und Theatersälen zeigt, dass durchaus noch Redebedarf besteht, bevor von Sonntag an gekickt wird. Der Abend in München nahm dabei einen prominenten Platz ein, als Schlusspunkt der Reihe "Katar Talks - Richtig reden über die WM".

Seit August gab es unter diesem Titel in zehn deutschen Städten zehn Talkrunden, die das Turnier wohl aus jedem möglichen Blickwinkel betrachteten: Menschenrechte, Ultras im arabischen Raum, Geopolitik, alles kam zur Sprache. Am Mittwoch moderierten das Finale Daniel Gerlach, Chefredakteur des Nahost-Magazins Zenith, und Kabarettist Christian Springer, Gründer des Vereins "Orienthelfer". Neben der Journalistin Julia Leeb war auch der frühere Nationalspieler und ARD-Experte Thomas Hitzlsperger dabei, spätestens seit der Veröffentlichung seines Films "Katar - warum nur?" als scharfer Kritiker der WM bekannt.

Eine Frage war nun, ob sich der Ehrenpräsident des FC Bayern in dieser Gesellschaft vielleicht etwas anders zum Thema äußern würde als in den Wochen zuvor. Die Antwort lautete: Eher nein.

Eine durchaus überraschende Aussage traf er, nachdem Hitzlsperger im Zusammenhang mit der WM-Vergabe über die "Verbrechen" des Fußball-Weltverbands sprach. "Bei der Fifa muss ausgemistet werden, das ist überhaupt keine Frage", erwiderte Hoeneß. Was oder wen er damit genau meinte, blieb offen.

Ansonsten verteidigte er seine Linie. Natürlich gebe es in Katar Probleme, sagte er. Man könne vieles kritisch sehen, aber "so wie das in den letzten Monaten in Deutschland war, ist das nicht in Ordnung". Es handle sich bei der WM um ein "wunderschönes Fußballereignis". Über die Situation im Emirat, schlug er vor, solle in den Wochen und Monaten danach wieder geredet werden.

Einer der rund 100 Zuschauer, ein junger Mann, war damit nicht einverstanden. Er meldete sich zum Schluss zu Wort. "Lasst die Jungs doch erst mal kicken", das sei eine "traurige Aussage", sagte er. Hoeneß wollte das nicht kommentieren. Er will jetzt erst mal Fußball gucken. Jedenfalls die unterhaltsamen Spiele. Ob das jene mit Beteiligung der deutschen Mannschaft sein werden, ließ er offen. "Das werden wir sehen", sagte er.

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