Hockey:Zwei Minuten zu wenig

Die Hockeyfrauen des Münchner Sportclubs (MSC) verlieren das Halbfinale um die deutsche Meisterschaft wegen eines späten Gegentors gegen Köln. Doch sie stehen nicht mit leeren Händen da: Sie haben die Qualifikation für Europa.

Von Katrin Freiburghaus

Nun waren die Hockey-Frauen des Münchner Sportclubs (MSC) am Samstag in Mannheim doch wieder auf der Players Night - einer Party, die in etwa so beliebt ist wie die Verlobungsfete des Exfreundes. "Da will man auf gar keinen Fall hin", sagte MSC-Kapitänin Hannah Krüger. Denn wer in der Nacht vor dem Finale um die deutsche Meisterschaft Zeit zum Tanzen hat, ist beim Endspiel nur Zuschauer. Und genau das hatte der MSC nach einer Saison mit nur einer Niederlage nicht sein wollen. Als Tabellenerster war er am Samstag ins Halbfinale gegen den Vierten Köln gegangen und 0:1 (0:0) unterlegen. Köln verlor am Sonntag gegen Titelverteidiger UHC Hamburg erst im Penaltyschießen.

68 Minuten lange hatte Münchens Defensive gehalten, was sie in der Hauptrunde versprochen hatte, ehe sie Kölns Rebecca Grote im Schusskreis laufen und den Ball im Tor versenken ließ. "In der ersten Hälfte waren alle ein bisschen nervös, die zweite war dann wirklich gut", analysierte Krüger, "dann leisten wir uns eine Unaufmerksamkeit und das Spiel ist verloren."

Die verbliebenen zwei Minuten waren zu wenig Zeit, um noch eine nennenswerte Möglichkeit zu erspielen, entsprechend tief saß der Schock nach dem späten Gegentor. Bei Betreuern und Spielerinnen des MSC flossen reichlich Tränen. "Es ist einfach super bitter", sagte Krüger. Die knapp 200 mitgereisten Münchner Fans hatten ein ausgeglichenes Duell mit wenigen hochkarätigen Chancen gesehen. "Ein Unentschieden wäre folgerichtig gewesen", meinte MSC-Trainer Benjamin Lang, "aber die Gefahr, dass eine Einzelaktion so ein Spiel entscheidet, besteht halt immer."

Der neue Trainer Chris Faust soll für Kontinuität sorgen

Der MSC kennt diese Situation aus seiner jüngeren Erfahrung recht gut. Denn Langs Team kassierte in der Liga nicht nur die wenigsten Gegentore, es sicherte sich den ersten Platz und die damit verbundene Qualifikation für den Europapokal auch vor dem gegnerischen Tor in minimalistischer Manier. Der MSC schoss 53 Tore - 20 weniger als der ungefährlichste der übrigen drei Endrundenteilnehmer. Entsprechend realistisch fiel die Einschätzung der Niederlage mit ein paar Stunden Abstand aus. "Wir haben oft von außen gehört, das Spiel müsste eigentlich ein Selbstläufer sein, aber wir selber haben das nie so gesehen", sagte Angreiferin Katrin Zollner, "die Saison war nicht so eindeutig, wie es die Tabelle aussagt." Auch Krüger betonte, dass das Halbfinale von denselben Kleinigkeiten entschieden worden sei, die in vielen Liga-Spielen den Ausschlag zu Gunsten des MSC gegeben hätten: "Wir haben hier abgerufen, was wir konnten, deshalb können wir uns im Grunde auch nichts vorwerfen."

Immerhin steht der MSC nicht mit leeren Händen da. "Wenn man auf die Saison zurückblickt, werden die Rückrunde ohne Niederlage und die Quali für Europa langfristig eher hängen bleiben als so ein knapp verlorenes Halbfinale", sagte Lang, der seinen Posten an Chris Faust abgibt. Sportlich hat der MSC seine Linie mit der zweiten Endrundenteilnahme hintereinander bereits gefunden, der 47-jährige Faust soll nach Jahren der Übergangslösungen nun auch neben dem Platz Kontinuität bringen.

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