Süddeutsche Zeitung

Hockey:Neue alte Sorgen

Die Hockey-Frauen des Münchner Sportclubs überwintern auf einem Playdown-Platz - und sind zufrieden.

Von Katrin Freiburghaus

Jan Henseler hatte für seine erste Bundesliga-Hinrunde als neuer Trainer der Hockey-Frauen beim Münchner Sportclub keine tabellarischen Zielvorgaben gemacht, sondern lediglich den Wunsch geäußert, jeden Fehler nur einmal zu sehen. Zum Abschluss der Erstliga-Hinrunde im Feld am vergangenen Wochenende zog er ein positives Zwischenfazit, das ihm auch durch die vier Punkte erleichtert worden sein dürfte, die sein Team vom Doppelwochenende aus Berlin mitbrachte.

"Damit sind wir zufrieden, zumal unser Spiel beim 0:0 gegen den Berliner HC von der Team-Performance das Beste war, was wir in der Hinrunde hinbekommen haben", sagt er. Beim Tabellenletzten Lichterfelde hatte sich sein Team am Sonntag einen 2:1-Pflichterfolg erarbeitet. Auch dafür fand Henseler lobende Worte, "weil wir das Spiel gewinnen mussten, um unsere Viertelfinalchancen zu erhalten", vor allem aber, "weil das Wochenende in Berlin genau die Reaktion war, die ich mir gewünscht hatte".

Eine Woche zuvor hatte er beim 0:3 in Mannheim noch "ein ganz furchtbares Spiel" seines Teams gesehen und daraufhin klärende Gespräche anberaumt. Dabei sei - wie bei vielen spielerischen Themen auf dem Rasen zuvor - das geschehen, was er von seinen Spielerinnen erwartet hatte: Sie wiederholten ihre Fehler in Berlin nicht. Nach der Hinrunde ist aber auch der tabellarische Zwischenstand verkraftbar. Der MSC liegt als Fünfter in seiner Staffel zwar aktuell auf einem Playdown-Platz, hat jedoch lediglich einen Punkt Rückstand auf den Vierten Mülheim. Nach der komplett gespielten Hinrunde wird die Rückrunde im Frühjahr in zwei Sechserstaffeln ausgetragen; Platz vier bedeutet darin neben der Qualifikation für das Viertelfinale den Klassenerhalt.

Henseler blickt optimistisch auf die fünf ausstehenden Spiele, von denen der MSC vier zu Hause austrägt - darunter auch das direkte Duell mit Mülheim. "Die neun Punkte aus der Hinrunde sind unterm Strich ein gutes Ergebnis für uns, weil wir alles selbst in der Hand haben", sagt er. Höhere Ambitionen seien "nicht realistisch" gewesen. Eine Woche hat das Team trainingsfrei, ehe es in die Hallenvorbereitung startet. Wobei Henseler anmerkt, dass die Vorbereitung "organisatorisch schon eine Weile läuft". Wer in München schon einmal eine Spiel- oder Trainingshalle gesucht hat, weiß warum; das Problem fehlender Sportstätten ist nicht neu.

Für das Münchner Hockey ist es in diesem Winter aber eine gute und eine schlechte Nachricht zugleich: Im vergangenen Jahr war der Ärger über zu geringe Hallenkapazitäten pandemiebedingt noch ebenso entfallen wie die Hallenrunde selbst. Das ist diesmal nach aktuellem Stand anders. Zurück ist damit aber auch das Dauerthema Hallensuche.

Der MSC wird im Gymnasium Nord spielen, aber nicht dort trainieren. "Damit geht es schon mal los", sagt Henseler wie einer, den das noch ehrlich aufregt. Beim MSC hatte sich in den vergangenen Jahren ein gewisser Fatalismus breitgemacht, Henselers Unwille ist der Situation aber womöglich angemessen. "Wir haben eine Hallenzeit um 21.30 Uhr", sagt er genervt, "man muss nicht groß überlegen, ob Spielerinnen, die morgens um sieben Uhr aufgestanden sind, um zur Schule zu gehen, am Abend noch bis 23 Uhr leistungsfähig sind."

Die Voraussetzungen für die Hallenspielzeit seien "dementsprechend nicht gut", allerdings räumt Henseler ein, "dass die Mannschaft das offenbar mehr gewohnt ist als ich". Dennoch müsse sich unter diesen Gegebenheiten "niemand wundern, wenn irgendwann niemand mehr leistungsorientierten Sport macht". Beim MSC klappt das aktuell offenbar trotzdem ganz gut; so gut, dass sich erst Mitte November entscheidet, ob die Leistungsträgerinnen Jule Bleuel, Nike Beckhaus und Keeperin Chiara Vischer ihrem Team in der Halle zur Verfügung stehen werden. Sie sind derzeit im vorläufigen Kader für die U-21-Weltmeisterschaft in Südafrika gelistet.

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