Hockey:Emotionale Aufräumarbeiten
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Die Männer des Münchner Sportclubs verlieren das entscheidende Spiel gegen den TSV Mannheim denkbar unglücklich. Sie steigen in die zweite Liga ab - und hadern mit dem neuen, merkwürdigen Playdown-Modus.
Von Katrin Freiburghaus
Die Party war anders geplant. Die Bundesliga-Frauen, ehemalige Spieler und weitere Mitglieder des Münchner Sportclubs waren am vergangenen Samstag mit einem Reisebus nach Stuttgart gefahren, um mit dem Männerteam den Klassenerhalt zu feiern. Doch trotz lautstarker Unterstützung neben dem Rasen wurde daraus nichts: Die Mannschaft von Trainer Patrick Fritsche unterlag dem TSV Mannheim im finalen Playdown-Spiel auf neutralem Boden trotz starker Leistung 2:3 (1:1) und muss als Aufsteiger direkt zurück in die zweite Bundesliga.
Statt einer ausgelassenen Feier war die Rückfahrt nach München deshalb eher ein Fall für emotionale Aufräumarbeiten - die nahm der Klub sehr ernst. Das Team, das eigentlich mit dem Zug hatte zurückfahren wollen, wurde kurzerhand auf freie Plätze im Bus verteilt, um es mit der Leere nach dem knappen Scheitern nicht allein zu lassen. "Die Köpfe hängen noch ein bisschen, aber wir haben in dieser Saison gezeigt, dass wir in der ersten Liga mitspielen können", sagte Torhüter Felix Reuß. Es gehe darum, "die nächsten Tage irgendwie zu überstehen - und dann später die Saisonvorbereitung". Letzteres werde "noch mal hart werden", mutmaßte er, denn am Samstag sei "leider die bessere Mannschaft abgestiegen".
Reuß hatte nicht die Absicht, damit irgendetwas schöner zu reden, als es war, sondern wollte seine Einschätzung als Fakt verstanden wissen. In der Tat war der MSC über den Großteil der Partie die spielbestimmende und deutlich aktivere Mannschaft gewesen. Der frühe Rückstand (3.) fiel quasi aus dem Nichts, anschließend erarbeiteten sich die Oberbayern gegen die äußerst defensiv agierenden Mannheimer zahlreiche Chancen, von denen Morten Berendts (19.) und Xaver Kalix (43.) zwei zur verdienten Führung verwerteten. Als der TSV kurz vor Spielende seinen Torhüter vom Feld nahm, um eine künstliche Überzahl zu erzeugen, geriet der MSC kurzzeitig aus dem Konzept, was Mannheim mit dem Ausgleich (57.) bestrafte. Die anschließende Irritation der Münchner nutzte der TSV erneut (59.) und stellte den Spielverlauf binnen zwei Minuten auf den Kopf.
Fritsche hatte an der Vorstellung seines Teams wenig auszusetzen. "Dass wir da am Ende so den Stecker gezogen bekommen und mit dieser Leistung absteigen, ist brutal", sagte er. Es war nicht so, dass die Enttäuschung zusätzliche Nahrung benötigt hätte, doch auch der in dieser Saison neu eingeführte Playdown-Modus trug nicht zur Versöhnung mit dem Abstieg bei. Nach einer einfachen Hinrunde wurden die zwölf Erstligisten wie bereits im Vorjahr auf zwei Staffeln aufgeteilt, in denen jeweils eine einfache halbe Rückrunde ausgetragen wurde. Sowohl in der virtuellen Gesamttabelle als auch in der Staffel lag der MSC als Zehnter respektive Fünfter vor Mannheim (Elfter und Sechster). Der neue Modus sah anschließend aber erstmals keine Über-Kreuz-Serie der Staffelsechsten gegen die jeweils Fünften der anderen Staffel vor, sondern zunächst Duelle zwischen den beiden Fünften und Sechsten sowie ein abschließendes Einzelspiel zwischen dem unterlegenen Fünften und dem besseren Sechsten.
Hinter den Umstand, dass die Tabellenplatzierung im Abstiegskampf egal wird, setzt Fritsche "ein Fragezeichen"
Hinter den Umstand, dass die Tabellenplatzierung im Abstiegskampf auf diese Weise egal wird, dürfe man "ein Fragezeichen setzen", sagte Fritsche. Für das Ziel in der kommenden Spielzeit gelte das hingegen nicht: "Wir spielen um den direkten Wiederaufstieg, alles andere würde nicht zu dem passen, was wir in diesem Jahr auf die Wiese gebracht haben." Optimistisch stimmte Fritsche dafür nicht nur der Blick in die Zukunft, sondern auch ein erstes vorsichtiges Resümee abseits der Ergebnisse. "Vor sechs Jahren bin ich hier mit dem Anspruch angetreten, ein MSC-Gesicht auf den Platz zu bekommen", sagte er, "heute hatten wir elf Spieler aus der eigenen Jugend im Kader."
Dass davon relativ viele bleiben dürften, um das Projekt Wiederaufstieg gemeinsam in Angriff zu nehmen, gehört zu den positiven Aspekten einer Sportart, in der - zumindest auf Außenposten wie in München - unverändert keine Gehälter bezahlt, sondern Studienplätze und Kontakte in die Arbeitswelt vermittelt werden. Und in der Klubpartys den Ruf haben, vergleichsweise spektakulär auszufallen - unabhängig davon, ob gefeiert oder getröstet wird.