FC Augsburg:Hashtag FreeHinti

Martin Hinteregger FC Augsburg 36 legt sich mächtig ins Zeug am Gummiseil *** Martin Hinteregger

An der Leine: Martin Hinteregger bei einer Fitnessübung während der Saisonvorbereitung des FC Augsburg.

(Foto: Krieger/Imago)
  • Bei Eintracht Franfurt machte der ausgeliehene Innenverteidiger Martin Hinteregger sich in nur einem halben Jahr unverzichtbar, doch nun trainiert er wieder beim FC Augsburg.
  • Die Verhandlungen um einen Wechsel des Spielers ziehen sich.
  • Um die ganze Geschichte zu verstehen, muss man noch mal in die vergangene Saison zurück.

Von Sebastian Fischer

Die E-Junioren des TSV Haunstetten haben eine erfolgreiche Saison hinter sich, sie blieben ungeschlagen in zehn Spielen, aber es wird sich trotzdem etwas ändern müssen: Sie brauchen einen neuen Trainer. Nein, sagt Günther Schmidt, der Abteilungsleiter beim Augsburger Stadtteilverein, er lacht: Er werde nicht die Transferperiode abwarten, um zu wissen, ob er seinen Wunschkandidaten vielleicht doch zurückbekommt. Martin Hinteregger habe sich längst von den Kindern verabschiedet.

Der Sommer ist im Fußball die Zeit der Verhandlungen über Vereinswechsel. Die Geschichte des österreichischen Nationalspielers Hinteregger, der in Augsburg trainiert, obwohl er Augsburg verlassen will, der zurück möchte zu Eintracht Frankfurt, wohin er in der vergangenen Rückrunde ausgeliehen war, aber einen bis 2021 gültigen Vertrag als Verteidiger des FCA besitzt, diese Geschichte illustriert das Gebaren einer Branche. Aber ganz gewöhnlich ist sie deshalb trotzdem nicht. Beim FCA, in der Bürgermeister-Ulrich-Straße 90, kommen gerade zahlreiche Briefe an, auf Twitter sind die Fotos unter dem Hashtag #FreeHinti dokumentiert: "Lasst ihn zu uns", schrieb ein Fan der Eintracht auf eine Postkarte. Drei Herzen malte er dazu.

Es hilft vielleicht zu verstehen, um was für einen durchaus besonderen Profi es sich handelt, wenn man weiß, dass er in Augsburg nebenbei Kinder trainierte. Abteilungsleiter Schmidt sagt: "Er war immer wahnsinnig engagiert."

"Für mich gibt es nur Frankfurt", sagte Hinteregger kürzlich

Hinteregger, 26, gilt als Fußballer, der vom Stereotyp abweicht. Er hat keine öffentlichen Profile in den sozialen Netzwerken, er hatte lange noch nicht mal ein Smartphone. In Frankfurt machte er sich in nur einem halben Jahr als aus Augsburg ausgeliehener Verteidiger wegen seiner kämpferischen Spielweise unverzichtbar, mit zahlreichen Grätschen und zahlreichen gewonnenen Kopfballduellen.

Er war einer der Protagonisten der märchenhaften Europa-League-Saison der Eintracht, die erst mit seinem verschossenen Elfmeter im Halbfinale gegen den FC Chelsea endete. Es gibt ein Bild, auf dem liegt er in den Armen eines Frankfurter Fans, der ihn tröstet. Und es gibt ein Video von einem anderen Abend, da steht er in einem beliebten Kiosk im Frankfurter Bahnhofsviertel und singt mit Fans ein Lied, das sie für ihn geschrieben haben: "Hinti Army Now."

Hinteregger sagte kürzlich: "Für mich gibt es nur Frankfurt." Er soll sich bei der Eintracht die Rückennummer 13 reserviert haben und schon auf Wohnungssuche gewesen sein. Der Augsburger Allgemeinen sagte er zum Trainingsstart, dass er sich "vielleicht in ein paar Tagen" zu seiner Zukunft äußern werde. Alles klingt zunächst nach einer romantischen Geschichte, in der Augsburg noch die Rolle des Spielverderbers einnimmt. Die Verhandlungen stocken, heißt es, weil der FCA ein Angebot aus Frankfurt abgelehnt habe - und mehr als zehn Millionen Euro Ablöse verlange.

Augsburg verändert in diesem Sommer seinen Kader nach einer enttäuschenden Saison recht radikal, mehr Tempo, mehr Jugend, Charakterstärke und der Wille, sich zu entwickeln, das waren die Bewerbungskriterien für zahlreiche Zugänge in der Offensive und auf den Außenbahnen. Für die Abwehr kam in der vergangenen Woche der tschechische Nationalspieler Marek Suchy, 31, der allerdings noch nicht der Ersatz für Hinteregger sein soll, den bis zu seinem Abschied im Januar auch in Augsburg unbestritten wichtigsten Abwehrspieler. Denn Hinteregger ist ja nun mal wieder da, erst mal.

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Zugänge: Marek Suchy (Innenverteidiger, 31, FC Basel), Iago (Linker Verteidiger, 22, Porto Alegre), Mads Pedersen (Linker Verteidiger, 22, FC Nordsjaelland), Carlos Gruezo (Defensives Mittelfeld, 24, FC Dallas), Ruben Vargas (Linkes Mittelfeld, 20, FC Luzern), Noah Sarenren Bazee (Rechtsaußen, 22, Hannover 96), Florian Niederlechner (Mittelstürmer, 28, SC Freiburg).

Weggänge: Gregor Kobel (Torwart, 21, TSG Hoffenheim), Reece Oxford (Innenverteidiger, 20, West Ham United, beide waren nur ausgeliehen), Christoph Janker (Innenverteidiger, 34), Jan-Ingwer Callsen-Bracker (Innenverteidiger, 34, beide mit unbekanntem Ziel), Jonathan Schmid (Rechter Verteidiger, 29, SC Freiburg), Konstantinos Stafylidis (Linker Verteidiger, 25, Hoffenheim) Ja-cheol Koo (Zentrales Mittelfeld, 30, unbekannt) Takashi Usami (Linksaußen, 27, Gamba Osaka), Dong-won Ji (Mittelstürmer, 28, Mainz 05).

Jeder Satz und jede Information, die in diesen Tagen öffentlich werden, sind Verhandlungstaktik. Frankfurt habe einen Plan B, die Verpflichtung des Hannoveraner Verteidigers Waldemar Anton, heißt es von der einen Seite - und von der anderen, dass Hinteregger sich prächtig mit Augsburgs neuem Trainer Martin Schmidt verstehe, es habe zum Trainingsauftakt ein klärendes Gespräch gegeben. Natürlich soll es außerdem weitere Interessenten geben, Lazio Rom zum Beispiel oder Crystal Palace. Die meisten Klienten aus Hintereggers Berateragentur spielen in England.

Um die ganze Geschichte zu verstehen, muss man noch mal in die vergangene Saison zurück, vielleicht sogar weiter als zu jenen in Augsburg mittlerweile berühmten Worten, nach denen Hinteregger suspendiert und schließlich nach Frankfurt verliehen wurde: Er könne nichts Positives über den Trainer Manuel Baum sagen, sagte Hinteregger nach einer Niederlage in Mönchengladbach im Januar.

Schon zur Adventszeit soll er in der Fankneipe des früheren FCA-Geschäftsführers Markus Krapf über einen Vereinswechsel gesprochen haben, er lerne Russisch, um nach Moskau zu gehen, erzählte er angeblich den Gästen. Krapf, der die Anekdote nach Hintereggers Wechsel zur Eintracht in einem Facebook-Post öffentlich machte, sagt immer noch: "Sein Plan war von Anfang an, den Verein zu verlassen." Hinteregger wehrte sich gegen die Version, er habe den Wechsel erzwungen.

Zu der Geschichte vom Provokateur passte zunächst auch eine Meldung aus dieser Woche: Hinteregger sei zum Training in Augsburg mit einem Rucksack von Eintracht Frankfurt erschienen. FCA-Manager Stefan Reuter erklärte später, es habe sich um einen Rucksack von Österreichs Nationalmannschaft gehandelt, da sei ja auch ein Adler drauf. Und er verkündete bei der Gelegenheit auch, dass es zu den Transferverhandlungen mit der Eintracht nichts Neues zu verkünden gebe.

Für den unwahrscheinlichen Fall, dass Hinteregger in Augsburg bleibt, würde er auch wieder in Haunstetten trainieren, da ist sich der Abteilungsleiter Schmidt sicher. Aber er glaubt nicht dran. Es ist ja ohnehin so, dass der Klub weiter profitiert. Es gibt jetzt eine Kooperation mit Hintereggers Heimatverein in Kärnten. Und den Kindern, sagt Schmidt, "hat der Martin alles weitergegeben, was er fußballerisch und charakterlich drauf hat".

Der nächste Trainer wird wohl ein funktionierendes Team übernehmen.

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