Halbjahreszeugnisse für die Fußball-Profis des FC Bayern München: Dante glänzt, Jérôme Boateng grätscht, Franck Ribéry findet den Rückwärtsgang, Mario Gomez will sehr gut werden - und die größte Plaudertasche verlängert bis 2017. Von Andreas Burkert 26 Pflichtspiele in drei Wettbewerben, 20 Siege, vier Unentschieden, zwei Niederlagen, Torverhältnis 69:14. Das sind die Fakten einer ersten Halbserie, mit welcher der FC Bayern auf den Mai 2012 reagiert hat - als er von Dortmundern und irgendeinem Witzbold mit einem Faible für Betonfußballer aus Chelsea mit drei zweiten Plätzen gedemütigt worden war. "Besser kann es nicht laufen", urteilte Trainer Jupp Heynckes nach dem 2:0 im Pokal-Achtelfinale in Augsburg. Kann es nicht? Die SZ hat diese Behauptung knallhart überprüft.
Hinrunden-Einzelkritik des FC Bayern
Manuel Neuer
Manuel Neuer: Es könnte schon noch besser laufen für den Nationalkeeper, der auch im zweiten Jahr nicht durchgängig die Ausstrahlung seines titanischen Vorgängers besitzt. Bekommt kaum ein Tor (sieben in der Liga, Rekord eingestellt) und dummerweise wenig Gelegenheiten, sogenannte Unhaltbare zu entschärfen. Leichtsinnige Ausflüge hat ihm auch Heynckes nicht abgewöhnt.
Hinrunden-Einzelkritik des FC Bayern
Philipp Lahm
Philipp Lahm: Als Klassensprecher gewohnt unauffällig, ebenso als Rechtsverteidiger: Fehlpässe und Stellungsfehler waren an einer Hand abzuzählen. Lieferte konstantes Topniveau, das bei ihm zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Hat nicht mal Augenringe, obwohl der Kapitän als junger Familienvater in die Saison ging. Wie macht er das nur?
Hinrunden-Einzelkritik des FC Bayern
Holger Badstuber
Holger Badstuber: Oft mies gelaunt gewesen, aber irgendwie auch verständlich: Musste erst hinten links spielen, weil Alaba verletzt war. Und als er wieder in die Mitte einrückte, riss das Kreuzband. Sein Wert als Abwehrchef wird seitdem ersichtlich.
Hinrunden-Einzelkritik des FC Bayern
Jérôme Boateng
Jérôme Boateng: Ersetzt den verletzten Kollegen Badstuber, was den Bayern Sorgen bereitet seit Boatengs Platzverweis in der Champions League. Hat aber zuletzt genug Kritik an seinem Zweikampfverhalten vernommen. Das muss jetzt mal reichen.
Hinrunden-Einzelkritik des FC Bayern
Daniel van Buyten
Daniel van Buyten: Könnte dank Boatengs Sperre im Champions-League-Achtelfinale als Innenverteidiger gesetzt sein. Was das bedeutet, wissen die Bayern am Donnerstagmittag: Dann wird ausgelost.
Hinrunden-Einzelkritik des FC Bayern
Dante
Dante: Gewinner der Vorrunde, daran ändern auch einige Unpässlichkeiten in Augsburg nichts. Umsichtiger Organisator der Abwehr, widerlegte Vorbehalte gegenüber seiner Spieleröffnung und seinem Tempo. Wurde von Heynckes sogar mit einer Einsatzgarantie ausgestattet. Das aus einer Perücke bestehende Dante-Kostüm sollten die Bayern im Fasching unbedingt im Shop anbieten, wenn sie auch nächstes Jahr einen Umsatzrekord verkünden möchten.
Hinrunden-Einzelkritik des FC Bayern
David Alaba
David Alaba: Seit er genesen ist und wieder Ribéry links absichert, ist der Franzose kaum zu halten. Mutigster Österreicher der Welt, weit vor Himmelsspringer Felix Baumgartner: Gab trotz Heynckes' Verbot das Comeback im Austria-Trikot. Und tadelte beim TV-Interview seinen Mentor Ribéry: "Schau net so deppat, heast!"
Hinrunden-Einzelkritik des FC Bayern
Bastian Schweinsteiger
Bastian Schweinsteiger: Erst in den vergangenen Wochen war ihm anzumerken, dass er einen kniffligen Frühsommer (Verletzung, Elfmeter) hinter sich hat. Präsentierte sich im Herbst als reifender Stratege und torgefährlich wie selten. Darf halt keine Elfmeter mehr schießen. Clever.
Hinrunden-Einzelkritik des FC Bayern
Anatoli Timoschtschuk
Anatoli Timoschtschuk: Immer noch da. Profitierte von Gustavos Ausfall. Seinem vermeintlichen 2:0 in Augsburg verweigerte der Schweizer Fußballdiktator Sepp Blatter die Anerkennung. Timoschtschuk würde gern im Winter wechseln. Die Chancen dafür sind aber nur geringfügig größer als die Wahrscheinlichkeit, dass Blatters Behörde Fifa den Chip im Ball oder die Torkamera zur Rückrunde weltweit einführt.
Hinrunden-Einzelkritik des FC Bayern
Javier Martínez
Javier Martínez: Wird leider mit dem menschenverachtenden Label "40-Millionen-Mann" etikettiert. Heynckes baut seinen Lieblingsspieler behutsam auf, denn er hat Boateng-Grätschen ebenso im Repertoire wie den Dante-Kopfball und präzise Seitenwechsel über 40 Meter. Muss am Tisch von Thomas Müller sitzen, dessen Wortschwall soll seinen Deutschkenntnissen dienen.
Hinrunden-Einzelkritik des FC Bayern
Thomas Müller
Thomas Müller: Rekord-Plaudertasche und Rekord-Mann der Rekord-Bayern: 18 sog. Scorer-Punkte in der Liga (9 Tore), in Augsburg bereitete er das 2:0 vor. Sorgte bisher dafür, dass Arjen Robbens Absenz nur Holländern auffiel. Lässig sogar bei Elfmetern. Belohnung: Sein Vertrag wurde am Mittwoch bis 2017 verlängert.
Hinrunden-Einzelkritik des FC Bayern
Arjen Robben
Arjen Robben: Neun Pflichtspieleinsätze, seit anderthalb Monaten wieder verletzt. Schont sich aber nur für den Mai 2013.
Hinrunden-Einzelkritik des FC Bayern
Xherdan Shaqiri
Xherdan Shaqiri: Der Zugang aus der Schweiz erhielt erste Bewährungschancen hinter der Spitze, doch als Option auf den Flügeln erwies er sich als effektiver. Hat in allen drei Wettbewerben Tore erzielt, was sonst nur Stürmer Gomez gelang. Wartet geduldig auf Einsätze, demnach wohltuend pflegeleicht. Bewundernswert auch: Sein kompakter Körper (169 cm, 72 kg) hat nicht gelitten unter der gehaltvollen bayerischen Kost.
Hinrunden-Einzelkritik des FC Bayern
Franck Ribéry
Franck Ribéry: Neben Dante und Müller der konstanteste Münchner, jetzt sogar mit Rückwärtsgang ausgestattet. Nach vorn selten zu bändigen, als versorge ihn neuerdings der Gallier Miraculix mit Zaubertrank. In Augsburg dummerweise mit einem Drink zu viel unterwegs gewesen, was zur Überreaktion in Form eines rechten Schwingers ins Gesicht des Provokateurs Koo samt Feldverweis führte.
Hinrunden-Einzelkritik des FC Bayern
Toni Kroos
Toni Kroos: Neue sog. Frisur, neuer Elan, neue Torquote - Kroos hat sich seine Leib-und-Magen-Position zehn erkämpft als Gassenöffner und Kunstschütze. Sogar der einst kritische Präsident Hoeneß ("der muss mehr laufen!") hat was auszusetzen.
Hinrunden-Einzelkritik des FC Bayern
Mario Gomez
Mario Gomez: Nach gut drei Monaten wieder an Bord. Vier Pflichtspieltore seitdem, am Dienstag das 1:0 in Augsburg. Ab der Rückrunde wieder Stürmer Nummer eins. Ist das nur gut? Oder sogar sehr gut? Der Präsident ist noch unschlüssig.
Hinrunden-Einzelkritik des FC Bayern
Mario Mandzukic
Mario Mandzukic: Trägt neuerdings den zweifelhaften Beinamen "General" und zudem schwer an Gomez' Rückkehr: Erst neun Tore in der Liga, aber seitdem: nada. Wohl ganz gut. Aber nicht sehr gut.
Rafinha, Claudio Pizarro, Diego Contento (im Bild), Emre Can, Tom Starke, Mitchell Weiser: Fügen sich leise der Reservistenrolle, sogar der Ferrari-Pilot Rafinha und der tadellos ranke Teilzeit-Schütze Pizarro. Can ist verletzt, Weiser vielleicht bald verliehen. Nächstes Jahr.