Heynckes-Abschied:"Die Konkurrenz muss mal powern"

Abschied Jupp Heynckes

Gelassenes Lächeln zum Abschied: Bayern-Trainer Jupp Heynckes.

(Foto: dpa)
  • Zum zweiten Mal nach 2013 absolviert Bayern-Trainer Jupp Heynckes seine "letzte" Pressekonferenz an der Säbener Straße.
  • Der 73-Jährige freut sich auf sein künftiges Leben in der Anonymität.
  • An die Konkurrenten des FC Bayern hat er jedoch eine Botschaft.

Von Dominik Schelzke

Im Mai 2013 gab Jupp Heynckes seine letzte letzte Pressekonferenz an der Säbener Straße - Heynckes und alle Anwesenden dachten, es sei sein endgültiger Abschied vom Trainerberuf. Es kam bekanntlich anders, im Herbst 2017 kehrte Heynckes für acht Monate zurück. Ein "Zubrot" sei das gewesen, erklärt Heynckes am Freitag, sein "Helfersyndrom" gegenüber seinem Freund Uli Hoeneß habe Schuld daran gehabt.

Doch was, wenn die Bayern in der kommenden Saison international hoch verlieren oder in der Liga auf Platz zwei abrutschen? Würde er rangehen, wenn Hoeneß anruft? "Um Gottes Willen, nein", antwortet Heynckes auf die Frage. Der 73-Jährige wird sein Telefon auf dem Bauernhof lieber auf stumm schalten.

Heynckes freut sich auf "ein Stück Anonymität"

Der Bauernhof in Schwalmtal bei Mönchengladbach - auf den freut sich Heynckes besonders, nachdem er die Bayern im vergangenen Herbst zum vierten Mal übernommen hat. Auf seine Familie, die "Normalität des Alltags", auf "ein Stück Anonymität". Zwei Spiele muss der Bayern-Trainer noch absolvieren, das letzte Heimspiel der Saison gegen Stuttgart am Samstag (Anpfiff 15.30 Uhr, Liveticker auf SZ.de), das Pokalfinale eine Woche darauf gegen Frankfurt. Natürlich verspüre er auch "ein bisschen Wehmut". Aber: "Ich werde keine Entzugserscheinungen und keine Langeweile haben. Ich habe viele Hobbys, ich werde mich schon beschäftigen."

Noch ein letztes Mal berichtet Heynckes von den normalen Alltagssorgen eines Bayern-Trainers. Nach Manuel Neuer wird er gefragt, dem gehe es besser. Der Torwart habe im Training eine erfreuliche Form gezeigt. Auch Kingsley Coman mache sehr gute Fortschritte. Arjen Robben und David Alaba würden gegen Stuttgart hingegen fehlen, sie sind angeschlagen. Dieses letzte Heimspiel gegen Stuttgart wolle man natürlich gewinnen, betonte Heynckes, bevor er gegen 17.30 Uhr am Samstag zum letzten Mal als Trainer eine Meisterschale in die Luft recken wird. "Wir wollen den Fans ein gutes Spiel zeigen", kündigt Heynckes an, wohlwissend, dass mit dem VfB ein Verein nach München kommt, der noch Ambitionen aufs europäische Geschäft hat.

Wehmütig wird Heynckes nur kurz. Er werde den Zusammenhalt, die harmonische Atmosphäre bei den Bayern vermissen. Denn obwohl seine Position eine sehr fordernde sei, habe es keinen Tag gegeben, an dem er nicht gerne zur Säbener Straße gefahren sei.

Heynckes fordert mehr Mut zum Risiko

Nur einmal spannt sich seine Gesichtsmuskulatur etwas an - beim Ausblick auf die kommende Saison. Klar, seinen FC Bayern sieht er in einer sehr komfortablen Situation, an den Rest der Liga richtet er einen klaren Appell. Andere Klubs müssten "mehr Mut haben, hier und da mehr Risiko eingehen, aber auch selbstbewusster sein", sagt Heynckes. Es könne schließlich nicht sein, dass 17 Bundesliga-Trainer schon vor Saisonbeginn erklären, dass die Bayern sowieso Meister würden. "Die Konkurrenz muss mal powern", fordert Heynckes, "es ist nicht verboten, vor dem FC Bayern zu stehen."

Er wird die Entwicklung der Liga aus der Ferne betrachten, mit etwas Abstand. Er werde in Zukunft um 15.30 Uhr vielleicht auch einfach mal ein Nickerchen machen, sagt Heynckes, wenn die Vereine um Punkte ringen. Einzige Ausnahme: die anstehende Weltmeisterschaft. Diese zu verfolgen, sei für ihn eine Pflicht - allein schon wegen seiner Spieler, die in Russland dabei sind. "Aber ohne Bier, Chips oder einem Glas Wein", sagt Heynckes, bevor er geht: "Sondern mit einem stillen Wasser."

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