Hertha BSC:Preetz im Gegenwind

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Die Mitglieder kritisieren den Manager. Dabei wollen sich die Berliner längst nicht mehr an den Metropolen messen - sondern an Provinzklubs.

Von Javier Cáceres, Berlin

Als die Mitgliederversammlung von Hertha BSC zu Ende war, gab es doch noch so etwas wie Streicheleinheiten für Michael Preetz. Ein paar Fans scharten sich um den Manager und sprachen ihm gut zu; sogar der Ansatz eines Lächelns war da auf dem Gesicht des einstigen Stürmerhelden erkennbar. Zuvor hatte er so viel Gegenwind wie nie ertragen müssen: Der Rücktritt wurde ihm von so vielen Mitgliedern nahegelegt, dass Vereinsboss Werner Gegenbauer sich explizit zu ihm bekennen musste: Preetz sei der richtige Mann am richtigen Ort. Wie sehr Gegenbauer damit eine Minderheitenmeinung vertrat, war spätestens Gewissheit, als Preetz weniger Applaus erhalten hatte als die Deutsche Bahn. Dem Transportunternehmen dankten die Herthaner nachgerade frenetisch, für neun Jahre Sponsorentum.

Andererseits: Was hätte man auch sonst erwarten sollen? Die Saison war fußballerisch ein Desaster, die Klasse wurde erst am letzten Spieltag gehalten, nur das Torverhältnis verhinderte ein Abrutschen auf den Relegationsplatz. Als ein Mitglied von "körperlichen Schmerzen" berichtete, die er aufgrund der fußballerischen Leistungen erlitten habe, johlte der Saal. Dabei wollen sich die Berliner längst nicht mehr an den fußballerischen Metropolen messen - sondern an Provinzunternehmen wie Augsburg, Paderborn und Freiburg. Die hätten trotz bescheidener Mittel so etwas wie Fußball produziert. Der Hertha hingegen misslang dies - unter anderem wegen einer missglückten Personalpolitik, für die Preetz verantwortlich zeichnet.

Dienstagnacht kam erschwerend hinzu, dass er den dürstenden Hertha-Fans ("im Stadion kann keiner einen halben Liter Bier zapfen") nicht mal verkünden konnte, dass Trainer Pal Dardai weitermacht. Der frühere Publikumsliebling hatte die Berliner im Februar übernommen und gerettet, er wurde dafür von den Herthanern bejubelt. Man werde die Saison analysieren, die Vertragsgespräche führen und dann "finalisieren", versprach Preetz. In diesen Tagen setzt man sich bereits zusammen

© SZ vom 28.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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