Hertha BSC:Klinsmanns erste Kehrwoche in Berlin

Hertha BSC: Einer geht, ein neuer Spieler ist da: Hertha-Coach Jürgen Klinsmann tauscht in Berlin durch.

Einer geht, ein neuer Spieler ist da: Hertha-Coach Jürgen Klinsmann tauscht in Berlin durch.

(Foto: Odd Andersen/AFP)
  • Der Zugang Santiago Ascacibar, 22, steht stellvertretend für jenen Hauptstadtklub, den der Investor Lars Windhorst dem Trainer Jürgen Klinsmann anvertraut hat.
  • Wegen der bedingungslosen Hingabe in seinem Spiel passt Ascacibar gut zu jener kämpferischen Hertha, die der neue Trainer da offenbar anmischen möchte.
  • Dafür muss auch ein feiner Techniker der Hertha gehen.

Von Christof Kneer

Als Santiago Ascacibar im August 2017 sein erstes Heimspiel für den VfB Stuttgart bestritt, standen nach Abpfiff des Spiels mehrere Dinge fest. Zum Beispiel, dass der neue Sportchef Michael Reschke offenbar wirklich der angepriesene Talententdecker war, sein erster Arbeitsnachweis beim VfB war ja wirklich mutig gewesen: Für sieben Millionen Euro hatte er einen 20-jährigen, rotblonden, 1,69 m kleinen Argentinier herbei geschafft, der ein Sechser sein sollte und dessen Namen außer Reschke noch nie einer gehört hatte.

Ascacibar war der beste Mann in diesem Spiel, er war ein Ereignis. Er stibitzte neumodisch Bälle und schmiss sich altmodisch in Zweikämpfe, und auch das war damals eine Erkenntnis: Würde der immer so spielen, würde der VfB ihn nicht lange halten können. Dann würde Ascacibar in zwei Jahren 40 Millionen oder so einbringen, überwiesen aus Turin oder Manchester.

Zweieinhalb Jahre später hat der Argentinier dem VfB nun zwölf Millionen eingebracht, zuzüglich einiger Boni, die fällig werden, wenn sein neuer Verein erfolgreich ist. Sein neuer Verein heißt Hertha BSC. Ist das jetzt gut oder schlecht?

Wahrscheinlich muss man das so sehen: Mittelgut ist diese Entwicklung für den VfB, der zumindest noch einen kleinen Gewinn mit dem Spieler erzielt. Recht gut ist die Entwicklung für den Spieler, der immerhin nicht mehr in der zweiten Liga rumturnen muss, wo ihn der (entlassene) VfB-Trainer meist in einer wenig artgerechten Mittelfeldflügelzwitterrolle besetzte. Und gut ist die Entwicklung für Hertha - die Berliner bekommen einen Spielertypen, den sie bisher noch nicht hatten: einen Giftniggl, wie man in Stuttgart sagt (auf Fußballdeutsch: "Balleroberer"). Und man hat's ja jetzt in Berlin: Was sind schon zwölf Millionen (zzgl. Boni), verglichen mit jenen 224 Millionen, die Investor Lars Windhorst angeblich in den Klub steckt?

Den Trainer Klinsmann kann man immer noch über den Stürmer Klinsmann verstehen

Ascacibar, 22, steht nun stellvertretend für den prominenten Hauptstadtklub, den der Investor dem Trainer Jürgen Klinsmann anvertraut hat. Ascacibar ist mit vier Länderspielen für Argentinien selbst prominent geworden, und seinen Namen kennen die Leute inzwischen ja auch - wenn auch eher aus den einschlägigen Strafregistern. Ascacibar braucht nicht viele Spiele, um fünf gelbe Karten herbeizunickeln, aus der vorigen Saison ist noch eine Spuckattacke aktenkundig, die ihm eine sechswöchige Sperre eintrug. Nicht deshalb, aber wegen der bedingungslosen Hingabe in seinem Spiel passt Ascacibar gut zu jener körperbetonten Hertha, die der neue Trainer da offenbar anmischen möchte.

Den Trainer Klinsmann kann man immer noch am besten über den Stürmer Klinsmann verstehen, der dank seiner Leidenschaft oft besser war als die Summe seiner Einzelfähigkeiten. Womöglich ist es also keine Überraschung, dass der nicht sehr kämpferische, aber technisch exquisite Ondrej Duda sich bei Hertha nicht mehr gewollt fühlt. "Ich habe entschieden zu gehen - nicht, weil ich nicht bleiben möchte, sondern weil sie nicht wollen", sagte der Slowake vor dem Abflug ins Trainingslager nach Florida.

Wie eisern der Besen wird, mit dem der Schwabe Klinsmann in Berlin Kehrwoche macht, hängt auch davon ab, ob sich eine weitere Personalie realisieren lässt: Derzeit wackelt der Transfer des Schweizers Granit Xhaka, 27, den der FC Arsenal nun vielleicht doch nicht gehen lässt. Xhaka sollte in Herthas Mittelfeld Ascacibars Nachbar werden - jedenfalls in den Spielen, in denen der Argentinier nicht gesperrt ist.

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