Hertha BSC in der Einzelkritik:Ottos Harakiri-Männer

Levan Kobiashvili stolpert schon auf der Rolltreppe ins Stadion, Adrian Ramos wäre das perfekte Synonym für den Abstieg - und nur Otto Rehhagel versteht die wirren Gesten von Otto Rehhagel. Hertha BSC bei der 1:2-Heimniederlage in der Relegation gegen Düsseldorf in der Einzelkritik.

Carsten Eberts, Berlin

Hertha BSC in der Einzelkritik

Thomas Kraft

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(Foto: dapd)

Levan Kobiashvili stolpert schon auf der Rolltreppe ins Stadion, Adrian Ramos wäre das perfekte Synonym für den Abstieg - und nur Otto Rehhagel versteht die wirren Gesten von Otto Rehhagel. Hertha BSC bei der 1:2-Heimniederlage in der Relegation gegen Düsseldorf in der Einzelkritik. Von Carsten Eberts, Berlin Thomas Kraft: Hatte vor einigen Tagen bereits kundgetan, dass er Hertha BSC Berlin auch in die zweite Liga folgen würde - muss sich nach diesem Spiel endgültig mit diesem Gedanken anfreunden. Stürzte nach zehn Minuten aus seinem Kasten und rettete in Harakiri-Manier gegen den einschussbereiten Lambertz, tollte nach dem Führungstreffer durch Hubnik durch den eigenen Strafraum, dass man sich Sorgen um Krafts Adrenalinpegel machen musste. War bei den Gegentreffern, verschuldet durch die eigenen Mitspieler, jedoch chancenlos. Verhinderte in der Schlussminute mit einer Riesenparade noch das mögliche 1:3.

Hertha BSC in der Einzelkritik

Christoph Janker

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(Foto: REUTERS)

Christoph Janker: Gehört zur seltenen Gattung deutscher Außenverteidiger, war jedoch für Löws EM-Zug geschätzte zwei Stunden zu spät am Gleis. Machte seine Sache gegen Düsseldorf ordentlich, was jedoch auch damit zu tun hatte, dass die Offensivaktionen der Fortuna zunächst fast ausschließlich auf die linke Berliner Abwehrseite zurollten. Janker jedoch stand rechts - und schaute zu. Tat dies fehlerfrei.

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Roman Hubnik

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(Foto: Reuters)

Roman Hubnik: Ballte nach 19 Minuten seine Fäuste, herzte einen Mitspieler nach dem anderen, schüttelte geschätzte 27 Mal ungläubig den Kopf. Denn er, Roman Hubnik, der eine mitunter fürchterliche Saison als Innenverteidiger erlebte, hatte tatsächlich nach einer Ecke das 1:0 geköpft. Das Tor gab ihm gehörigen Auftrieb - es dauerte bis zur 64. Minute, bis er wieder in gewohnte Muster verfiel. Als er Thomas Bröker davoneilen ließ und den Gegentreffer zum 1:1 verschuldete. Darf vielleicht trotzdem noch mit zur EM. Mit den Tschechen.

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Peter Niemeyer

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(Foto: dpa)

Peter Niemeyer: Von den Berliner Medien als großer Leitwolf im Hertha-Team ausgemacht. Tat zunächst auch alles, was ein echter Leitwolf tun muss: Herrschte seine Mitspieler an, gestikulierte wild in Richtung des Schiedsrichters, ist sich auch nicht zu schade, einen Ball einfach mal über 50 Meter in Richtung gegnerische Eckfahne zu dreschen. Konnte die Gegentreffer damit auch nicht verhindern.

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Fabian Holland

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(Foto: dapd)

Fabian Holland: Ist 21 Jahre alt, erlebte das wichtigste Spiel seiner Karriere. Läuft normalerweise für die zweite Mannschaft auf, absolvierte erst 180 Bundesligaminuten, sollte nun helfen, die Hertha vor dem unschönen Absturz in die Niederklassigkeit bewahren. Machte seine Sache ordentlich, bereicherte sogar die Offensive, spielte in der ersten Halbzeit einen gescheiten Ball in den Lauf von Ben-Hatira, den dieser jedoch vergab.

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Fanol Perdedaj

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(Foto: dapd)

Fanol Perdedaj: Interpretierte seine Sechserrolle neben Kobiashvili eher offensiv, was dem Hertha-Spiel auffallend gut tat. Unterstützte damit den Kreativling Raffael, brachte jedoch immer noch ein Bein dazwischen, bevor Düsseldorf einen schnellen Konter starten konnte. Scheint seine Position im Hertha-Spiel gefunden zu haben, muss hoffentlich nie wieder hinten rechts spielen. Wie im März gegen den FC Bayern, bei seiner bitteren Lehrstunde gegen Franck Ribéry.

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Levan Kobiashvili:

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(Foto: dapd)

Levan Kobiashvili: Geriet auf der neuen Rolltreppe durch den Spielertunnel fast ins Stolpern, musste von Otto Rehhagel ganz väterlich am Arm gepackt und stabilisiert werden. War auch später nicht ganz bei der Sache: Rutschte nach drei Minuten Düsseldorfs Ken Ilsö gelbwürdig in die Knochen, lief nach einer halben Stunde ziemlich frei auf das Düsseldorfer Tor zu, entschied sich aber für ein Schüsschen, statt die mitgelaufenen Ben-Hatira und Ramos eines Blickes zu würdigen. Bekam dafür auch ein bisschen Ärger.

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Patrick Ebert

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(Foto: Reuters)

Patrick Ebert: Spielt womöglich seine letzte Saison in Berlin, war fast schon aussortiert - und durfte nun doch im wichtigen Relegationsspiel die rechte Mittelfeldseite beackern. Tat dies fehlerfrei jedoch ohne größere Akzente nach vorne, die sich Rehhagel von Ebert durchaus erhofft hatte. Könnte am kommenden Dienstag in Düsseldorf seine Abschiedsvorstellung geben.

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Änis Ben-Hatira

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(Foto: dapd)

Änis Ben-Hatira: Trägt eine Frisur, die sich wohl seit Kevin-Prince Boateng in Berlin kein Spieler mehr traute. Hatte als Doppeltorschütze gegen Hoffenheim erst dafür gesorgt, dass die Berliner Saison doch noch in die Verlängerung ging, fiel gegen Düsseldorf zunächst nur durch seine Privatfehde mit Gegenspieler Tobias Levels auf. Traf diesmal nicht, schlug aber immerhin die Ecke, die zum 1:0 führte. Mehr gelang ihm nicht.

Hertha BSC in der Einzelkritik

Raffael

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(Foto: Reuters)

Raffael: Wird bei Hertha ganz sicher zum Sprinter der Saison gewählt - nach seinem fulminanten 60-Meter-Spurt am finalen Bundesligaspieltag, den er mit dem 3:1 ins leere Hoffenheimer Tor abschloss. Versuchte dieses Kunststück auch gegen Düsseldorf, blieb jedoch stets nach zwei oder drei Metern hängen. War trotzdem derjenige, der dem Hertha-Spiel die wenigen überraschenden Momente verordnete. Zeigte damit erneut, was passiert, wenn Hertha tatsächlich in die zweite Liga absteigen muss: Dann ist Raffael nämlich weg.

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Adrian Ramos

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(Foto: REUTERS)

Adrian Ramos: Wäre das perfekte Synonym für den Berliner Abstieg, falls dieser wirklich eintritt. Weil er mehr Chancen vergab als jeder andere, auch mehr Bälle verstolperte, dabei immer so unglücklich guckte, dass man ihn am liebsten in die Arme nehmen wollte. Zeigte gegen Düsseldorf einen seiner besten Auftritte in dieser Saison: Hielt viele Bälle, verteilte geschickt - und das, obwohl stets vier Abwehrmänner der Fortuna um ihn herum standen. Hätte jedoch das 2:0 köpfen müssen. Tat dies nicht. Traf stattdessen zum 1:2 ins eigene Tor. Krönte damit seine unglückliche Saison.

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Ronny

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Ronny: Kam nach 70 Minuten für Fanol Perdedaj. Durfte als erste Amtshandlung den Kopf senken, als Kollege Ramos per Kopf ins eigene Tor traf. Hatte später die beste Chance zum Ausgleich, scheiterte jedoch an Fortuna-Keeper Michael Ratajczak.

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Tunay Torun

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(Foto: dapd)

Tunay Torun: Kam nach 73 Minuten für Patrick Ebert. Hörte gleich, wie die Düsseldorfer Fans sangen: "Wir steigen auf und ihr steigt ab." Konnte das Berliner Spiel offensiv nur unmerklich bereichern.

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Otto Rehhagel

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(Foto: dpa)

Otto Rehhagel: Ralf Rangnick? Christoph Daum? In ihrer ganz eigenen Bescheidenheit spekuliert die Hauptstadtpresse natürlich längst, wer in der kommenden Saison auf der Berliner Trainerbank sitzt. Otto Rehhagel jedenfalls gab in seinem letzten Heimspiel als Hertha-Trainer nochmal alles: Sprang auf, applaudierte und gestikulierte, wobei seine wirren Gesten selbstverständlich nur Rehhagel selbst richtig deuten konnte. Saß nach dem 1:2 ziemlich bedröppelt auf der Bank. Sollte natürlich Recht behalten, als er sagte: "Unsere Mannschaft spielt am besten, wenn der Gegner nicht dabei ist."

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