Hertha BSC:In der Abwärtsspirale

Hertha BSC verliert in Hoffenheim das fünfte Spiel in Serie und rutscht in der Tabelle weiter ab. Der Druck auf Trainer Pal Dardai wächst, während Julian Nagelsmann seine Abschiedstournee erfolgreich fortsetzt.

Von Tobias Schächter, Sinsheim

Die Wolkendecke in Nordbaden brach zur Mittagszeit langsam auf, Sonnenstrahlen kamen durch, und gegen 13.45 Uhr kreiste auch der erste Segelflieger zum Ausflug am Sonntagnachmittag über der Arena der TSG Hoffenheim. Da lief die Bundesligapartie zwischen der TSG und Hertha BSC Berlin schon eine Viertelstunde, und es war so: Den Fußballern aus der Hauptstadt fehlte unten auf dem Rasen trotz einer Wetteraufheiterung von Anpfiff an der Durchblick. Das Ergebnis hätten die überlegenen Gastgeber nicht schmeichelhafter für die Gäste gestalten können. Trotz einer Vielzahl an großen Chancen trafen die Hoffenheimer nur einmal pro Halbzeit, Nadiem Amiri in der 30. Minute sowie der eingewechselte Reiss Nelson in der 79. nach Intervention des Videoschiedsrichters, der erkannt hatte, dass der Engländer nach einer Flanke von Nico Schulz nicht im Abseits gestanden war. Das 0:2 war die fünfte Niederlage in Serie für die Berliner.

Hertha-Trainer Pal Dardai meinte, dass seine Elf einen "Tick zu ängstlich" begonnen, nach dem 0:1 aber ordentlich gespielt habe. In Wahrheit ließen die Hoffenheimer Chancen für einen Kantersieg aus. Nach dem dritten Erfolg in Serie sind die Badener nun Tabellensechster, sie dürfen also zum Abschied von Trainer Julian Nagelsmann, der im Sommer ja zu RB Leipzig wechselt, von der dritten Europapokalteilnahme in Serie träumen. Nagelsmann sagt: "Den sechsten Platz zu verteidigen, ist unser erstes Ziel. Wenn andere Federn lassen, greifen wir auch weiter oben an, aber das liegt nicht unserer Hand."

Die Berliner hingegen befinden sich weiter in der Abwärtsspirale. Im vierten Jahr unter Dardai folgt auf eine Erfolg versprechende erste Halbserie eine schwache Rückrunde. Die Zweifel wachsen, ob Dardai noch der richtige Trainer ist, um den ersten Klub der Hauptstadt sportlich weiterzuentwickeln. Doch es gibt auch andere Erklärungen für diese Negativserie: So stärkt es keine Mannschaft, ständig mit verändertem Personal auflaufen zu müssen. Auch in Hoffenheim musste Dardai eine lange und prominente Ausfallliste verkraften: Die Torjäger Ibisevic und Duda fehlten gesperrt; Grujic, Maier, Darida und Lustenberger waren verletzt, und kurzfristig musste noch Innenverteidiger Stark wegen eines Infekts passen. "Am Anfang der Saison haben wir einstudierten Fußball gespielt, nun sind wir nicht eingespielt, das muss man akzeptieren", sagt Dardai. Positiv sei gewesen, dass Lukas Klünter als Innenverteidiger bewiesen habe, auf "diesem Niveau mithalten" zu können - und dass Maximilian Mittelstädt als Sechser auf ungewohnter Position ein gute Leistung gezeigt habe. Das ist allerdings ein bisschen wenig für eine Mannschaft, die nach der Vorrunde von Europa träumte.

Vor allem in der ersten halben Stunde konnte Hoffenheim kombinieren wie im Training. Der Pausenstand von nur 0:1 war für die Berliner ein Geschenk - mit dem sie allerdings nichts anzufangen wussten. Die Hertha hatte in der zweiten Hälfte mehr Ballbesitz, aber im Offensivspiel blieb sie harmlos.

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