Süddeutsche Zeitung

Hertha gewinnt 3:0:In Berlin kommt die Sonne raus

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Hertha BSC besiegt defensiv desolate Leverkusener mit 3:0 - und verlässt die Abstiegszone. Trainer Pal Dardai gewinnt damit sein zweites "Muss-Spiel".

Von Javier Cáceres, Berlin

Am Dienstag feierte Pal Dardai seinen Geburtstag; der Trainer von Hertha BSC vollendete seinen 45. Geburtstag. Sein Arbeitgeber wusste das zu würdigen, mit einem Wein des Jahrgangs 1976, seinem Geburtsjahr also. Dardai hatte ihn noch nicht entkorkt, als er vom Geschenk berichtete - als Kenner von edlen Rebsäften wusste er nach bloßer Betrachtung der Flasche zu berichten: "Er lebt." Am Sonntag konnte er seiner Mannschaft selbiges attestieren: Auch die Hertha lebt. Mehr noch: Sie feierte gegen Bayer Leverkusen ein veritables Tor-Bacchanal und siegte mit 3:o. Die Berliner verließen die Abstiegsregion und schoben sich auf Tabellenplatz 14.

Der Sieg gegen die Rheinländer war umso wichtiger, als die Berliner unmittelbar vor Anpfiff erfahren hatten, dass einer ihrer Rivalen im Abstiegskampf, Mainz 05, gegen die TSG 1899 Hoffenheim mit 2:1 gewonnen hatte. Damit war der intern geschürte Druck noch einmal höher geworden. Denn wie schon vor der letztlich siegreichen Partie gegen den FC Augsburg (3:1) hatte Trainer Dardai von einem "Muss-Spiel" gesprochen. Sprich: von einem obligatorischen Sieg.

Dass der Triumph im Grunde schon zur Halbzeit feststand, war eine in jeder Hinsicht überraschende Fügung eines winterlich kalten, aber sonnigen Berliner Nachmittages. Begünstigt wurde der Sieg durch eine desolate Abwehrleistung der Leverkusener: Bei jedem Wald-und-Wiesen-Kick herrscht eine größere Körperlichkeit vor als zurzeit bei Bayer 04. Und dann begab es sich auch noch, dass Hertha durch ein Traumtor früh in Führung ging: Nach nur vier Minuten legte Stürmer Dodi Lukébakio den Ball an den Strafraum zurück, und von dort jagte ihn der niederländische Rechtsverteidiger Deyovaisio Zeefuik von und mit rechts in den linken Winkel.

Leverkusen ließ danach durchaus erkennen, dass Spielkultur noch vorhanden ist - trotz der zuletzt wettbewerbsübergreifend enttäuschenden Resultate. Mittelstürmer Patrik Schick wurde alsbald mit Flanken in eine gute Position gebracht, doch einmal köpfelte er neben das Tor der Hertha, das andere Mal legte er den Ball ab, obwohl niemand mitgelaufen war. Danach machte ausgerechnet Hertha vor, wie Aktionen aussehen, die das Adjektiv "effektiv" verdienen. Denn mit dem zweiten Angriff kam das zweite Tor.

Leverkusen leistet sich individuelle und kollektive Aussetzer

Leverkusens Chilene Charles Aránguiz, der in vielen Szenen einen eklatanten Mangel an Fitness erkennen ließ, verlor den Ball in Herthas Hälfte an Mattéo Guendouzi. Und dessen präzisen Steilpass hielt Dodi Lukebákio so lange am Fuß, bis Matheus Cunha im Zentrum nachgerückt war. Der Brasilianer vollendete per Flachschuss. Bei diesem Treffer sah vor allem DFB-Innenverteidiger Jonathan Tah schlecht aus, beim dritten Tor galt das für die gesamte Leverkusener Hintermannschaft. Nach einem guten Steckpass von Zeefuik auf Lukebákio passte der Belgier auf Córdoba, der es am Fünfmeterraum gleich zwei Mal probieren konnte, ohne entscheidend gestört zu werden - er schob Torwart Lennart Grill den Ball durch die Beine (33.).

Mochte der Rückstand auch exzessiv anmuten - er war schreckliches Gift für die Seele der Gäste. Zur Halbzeit wechselte Trainer Peter Bosz den Stürmer Lucas Alario ein. Dessen auffälligste Szene aber blieb ein Zusammenprall mit seinem Kameraden Patrik Schick an der Mittellinie. Die zweite Halbzeit war kaum mehr als die ordnungsgemäße Abwicklung der Partie - unter anderem, weil Schick auch die dritte Großchance liegen ließ und damit die Möglichkeit auf einen Anschlusstreffer vergab (56.). Der Tscheche hätte am Sonntag nicht mal das Brandenburger Tor getroffen. Auf der anderen Seite sagte Cunha zu früh Prost, als er bei einem Konter allein auf Torwart Grill zulief. Es blieb beim 3:0. Dardai konnte ihn begießen: Mit seinem Geburtstag endet stets auch seine traditionelle Fastenzeit. Denn zwischen Neujahr und eigenem Geburtstag lebt er alkoholfrei.

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