Trainer von Hertha BSC:Gestatten: "Dschovidsch!"

Trainer von Hertha BSC: Ante Covic: An diesem Freitag steigt, wenn man so will, sein zweites Bundesligadebüt.

Ante Covic: An diesem Freitag steigt, wenn man so will, sein zweites Bundesligadebüt.

(Foto: AFP)

Als Spieler galt er als Filou, als Trainer arbeitet er akribisch: Ante Covic soll das Hertha-Spiel aufregender machen. Zum Auftakt trifft der 43-jährige Coach ausgerechnet auf seinen Freund Niko Kovac.

Von Javier Cáceres, Berlin

Der Mann, der ihn einst mit einem Klaps erstmals auf die große Bühne Fußball-Bundesliga schickte, lacht auf, wenn man ihn auf Ante Covic anspricht, den neuen Trainer von Hertha BSC. Und dieses Lachen, das dem früheren Hertha-Coach Jürgen Röber gehört, klingt einerseits wissend, als ob es signalisieren soll, dass er über Covic so einiges erzählen könnte, was er dann doch lieber diskret verschweigt. Dann aber entpuppt es sich als ein Lachen, das vor allem von Zuneigung und Freude getragen ist, durchaus auch von Überraschung ("Ich hätte nicht gedacht, dass er einmal Fußballtrainer wird") und einem Wunsch: "Ich hoffe, dass er sich durchsetzen kann. Denn er ist wirklich ein toller, kommunikativer, positiver Typ", sagt Röber: "Ante kommt rein - und strahlt."

Nervosität? "Es ist eher Vorfreude", sagt Covic

Die Zeit, in der er all das genau beobachten konnte, liegt allerdings schon ein Weilchen zurück: Röber war von 1996 bis 2002 Trainer der Berliner, Covic in vier Hertha-Jahren (1996 bis 2000) sein Spieler. Und jetzt, nachdem sich mehr als ein Dutzend Trainer an der Hauptstadt-Hertha versucht hatten, hat Covic übernommen, als Nachfolger von Pal Dardai, der ebenfalls ehedem dabei war (1997 bis 2011).

An diesem Freitag steigt, wenn man so will, das zweite Bundesligadebüt des Ante Covic, inzwischen 43. Ausgerechnet beim FC Bayern. Natürlich ereilt ihn da die unvermeidliche Frage nach der Nervosität, die Covic verneint: "Es ist eher Vorfreude." Gänzlich frei von einer in diesem Job notwendigen wie gesunden Aufgeregtheit wirkte er jedoch nicht, wie auch? Seine zweite Premiere vollzieht sich auf großer Bühne, beim deutschen Meister, vor Fernsehzuschauern in circa 200 Ländern. Andererseits: Nimmt man sein Bundesligadebüt als Fußballer zum Maßstab, gibt es wenig Grund für Nervosität. Das war furios.

Es war am 18. September 1994, beim VfB Stuttgart. Die Schwaben hatten den Kroaten, der in Berlin geboren wurde, aus der Hertha-Jugend angelockt. Röber war auch beim VfB bereits sein Trainer. Covic wurde gegen Eintracht Frankfurt in der 75. Minute eingewechselt - er schoss die Stuttgarter mit zwei Toren noch zu einem 4:1-Sieg. "Meinen Namen spricht man ,Dschovidsch'", erklärte der 19-Jährige anschließend den Journalisten. Diese erfuhren zudem, dass Covic vor seinem ersten Profivertrag beim VfB im Fanshop angestellt war, wo er Plüschkrokodile verkaufte, das Maskottchen des VfB. Und sie erfuhren, dass Covic zeitweise mit Oma und Schwester in Split gelebt und eine Kellnerlehre begonnen hatte, ehe er von den Eltern zurück nach Deutschland geholt wurde, weil es auf dem Balkan brenzlig wurde und am Ende dort der Krieg ausbrach.

Es ist kein Zufall, dass Covic in Berlin später auch die Brüder Niko und Robert Kovac traf. Der Cheftrainer des FC Bayern und sein Assistent stammen ebenfalls aus einem kroatischen Elternhaus, sind religiös und in der Exilgemeinde verwurzelt. "Ab und zu sind wir uns in der Kirche begegnet und haben über Fußball gesprochen", sagte Covic. Im Verlauf dieser Woche, in der Einstimmung auf den Ligastart, hat ihn Niko Kovac aus der Ferne gelobt: "Hertha wird mit Ante Covic einen Schritt nach vorne machen." Was das im Idealfall bedeutet? Die Hertha soll aufregender spielen als zuletzt unter Pal Dardai, offensiver, ballbesitzorientierter.

"Ich kann das Lob aber nur zurückgeben, wenn man sieht, dass er in den letzten beiden Jahren Titel geholt hat", sagte Covic an die Adresse von Niko Kovac, der mit Frankfurt (Pokalsieg) und München (Meisterschaft, Pokalsieg) Trophäen stemmen durfte. In der Startphase zur Saison begnügten sich beide mit Glückwünschen zu Siegen in der ersten Pokalrunde: Der FC Bayern gewann bei Energie Cottbus (3:1); Hertha beim VfB Eichstätt (5:1).

In Eichstätt war schon ein wenig von der Akribie und Ernsthaftigkeit zu erkennen, die dem neuen Hertha-Coach von Beobachtern attestiert wird. Auch ein wenig von der Wandlung des einstigen Profis, der zum Trainer wurde. "Als Spieler war Ante eher ein Filou", sagte Christian Fiedler, der frühere Hertha-Torwart (1993 bis 2009), dem Tagesspiegel: "Manchmal hat er den Ernst der Lage nicht erkannt, manchmal fehlte ihm die richtige Berufsauffassung. Als Trainer ist er heute das komplette Gegenteil."

Covic hätte nichts gegen weitere Lukebakio-Tore einzuwenden

Dass man derlei mit Bestimmtheit behaupten kann, liegt daran, dass Covic bereits auf einige Praxis als Fußballlehrer zurückblickt. Fast zehn Jahre lang war er Nachwuchstrainer bei der Hertha. Er begann in der U15, war 2012 für einige Monate unter Interimscoach Otto Rehhagel Assistenztrainer beim ersten Team (auf den bis dahin letzten Hertha-Abstieg konnte er in seiner Nebenrolle nur wenig Einfluss nehmen). 2013 wurde Covic Trainer der zweiten Mannschaft - und fiel den Verantwortlichen seither vor allem deshalb ins Auge, weil er Spieler weiterentwickelte und weil er unter schwierigen Bedingungen gute Resultate ablieferte. Vergangenes Jahr spielte Herthas U23 gar um den Aufstieg in die dritte Liga mit - und dies, obwohl Covic stets Spieler abgeben und Profis aus der ersten Mannschaft integrieren musste, wenn diese nach Verletzungen wieder herangeführt werden sollten.

Doch nicht nur die Premiere von Covic steht jetzt auf der Agenda - auch die Rückkehr eines Profis, den die Bayern in schlechter Erinnerung haben: Dodi Lukebakio, der 20-Millionen-Euro-Einkauf der Hertha vom FC Watford. In der vorigen Saison erzielte der damals an Fortuna Düsseldorf ausgeliehene Stürmer drei Tore - das 3:3 stürzte den FC Bayern in die Krise. Nun ist da diese blöde Situation: Kovac will Lukebakio-Tore verhindern, sein Freund Covic hätte nichts dagegen.

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