Hertha BSC Berlin:Zwei neue Spieler machen noch keinen "Big City Club"

Hertha BSC Berlin: Jürgen Klinsmann, auf Windhorsts Wunsch im November zunächst in den Aufsichtsrat eingezogen, hat als Trainer den Ruf, einen Verein auf den Kopf zu stellen.

Jürgen Klinsmann, auf Windhorsts Wunsch im November zunächst in den Aufsichtsrat eingezogen, hat als Trainer den Ruf, einen Verein auf den Kopf zu stellen.

(Foto: AP)

Die Hertha will im Winter prominente Namen verpflichten. Hipper wäre es, Talenten wie Maier und Löwen noch eine Chance zu geben - doch das passt nicht zum gewünschten Image.

Kommentar von Sebastian Fischer

Was genau ein "Big City Club" ist, steht bislang in keinem Lexikon, dafür ist der Begriff vielleicht noch zu jung. Lars Windhorst hat ihn im Sommer benutzt, um sein Investment von inzwischen 224 Millionen Euro für 49,9 Prozent der Anteile an der Hertha BSC KGaA zu erklären. Der Hauptstadtklub mit dem grauen Image soll mit viel Geld bunter werden. Nun, zum Trainingsauftakt vor der Rückrunde, gibt es ein paar Hinweise mehr, was es mit Berlins hipper Fußballzukunft auf sich hat. Doch es ist die Frage, ob die Hertha auf die richtigen Trends setzt.

Ein "Big City Club", das ist wohl Konsens, sollte eher nicht mit 0:4 bei einem "Small City Club" wie dem FC Augsburg verlieren. Nach jener peinlichen Niederlage im November wurden ein paar richtige Entscheidungen getroffen. Seit dem Trainerwechsel von Ante Covic zu Jürgen Klinsmann hat sich die Mannschaft defensiv stabilisiert, im Dezember zweimal gewonnen und nicht mehr verloren. Doch in der Winterpause geht es mit den Veränderungen erst so richtig los: Stürmer Salomon Kalou wurde vom Training freigestellt, um sich einen neuen Klub zu suchen. Weitere Spieler sollen gehen. Dafür sollen Granit Xhaka vom FC Arsenal und Santiago Ascacibar vom VfB Stuttgart kommen. Prominente Namen möglicher weiterer Zugänge machen in den Medien die Runde: Julian Draxler aus Paris, Mario Götze aus Dortmund.

Klinsmann hat den Ruf, einen Verein auf den Kopf zu stellen

In Europa weiß man nun auf jeden Fall schon mal Bescheid, dass es in Berlin einen Klub gibt, der Großes vorhat. In Paris oder London dürfte das eine überraschende Erkenntnis sein. Hertha war außerhalb Berlins ja bisher eher hintendran. Ob es sich um einen nachhaltigen Wandel handelt, ist aber noch nicht klar.

Jürgen Klinsmann, auf Windhorsts Wunsch im November zunächst in den Aufsichtsrat eingezogen, hat als Trainer den Ruf, einen Verein auf den Kopf zu stellen. Dass er laut Bild den Spielern der Hertha das Reisen in Jogginghose verbieten will, erinnert ein wenig an seinen einst prominent gescheiterten Versuch, die Kultur beim FC Bayern zu verändern. Er wurde bislang nur als Trainer bis zum Sommer präsentiert. Wäre es da nicht sinnvoller, personelle Veränderungen im Kader, die nach der bescheidenen Hinrunde wohl ohnehin erst in der kommenden Saison (und eher noch nicht in dieser Rückrunde) die Zielsetzung Europapokal rechtfertigen, mit dem künftigen Trainer abzustimmen?

Xhaka und Ascacibar wären zwei hochkarätige Verstärkungen fürs zentrale Mittelfeld der Berliner. Sie wären dort allerdings Konkurrenten für Arne Maier, 20, und Eduard Löwen, 22, die im vergangenen Sommer mit Deutschlands U 21 das Finale der Europameisterschaft erreichten. Maier, der auf seiner Position als bester Nachwuchsspieler in Deutschland gilt, hat nach einer langwierigen Knieverletzung erst zwei Saisonspiele absolviert. Löwen, im Sommer für angeblich sieben Millionen Euro aus Nürnberg gekommen, spielte erst sieben Mal. Der Trend, ziemlich hip, wäre es eigentlich, Talenten wie ihnen in der Rückrunde eine Chance zu geben. Aber dann würde natürlich in Paris und London erst mal niemand merken, dass es jetzt in Berlin einen "Big City Club" gibt.

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