Start der Volleyball-Bundesliga:Zum Auftakt eine kleine Pointe

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Nächster Anlauf: Gut möglich, dass Herrschings Außenangreifer Daniel Gruvaeus schon im Ligacup am Wochenende wieder auf Dachaus Iven Ferch und Moritz Gärtner trifft. (Foto: Wolfgang Fehrmann/HMB-Media/Imago)

Herrschings, Hachings und Dachaus Volleyballer starten mit unterschiedlichen Ambitionen in die neue Saison. Während Dachau und Haching die Playoffs erreichen wollen, wünscht sich der Pokalfinalist vom Ammersee eine Medaille im internationalen Wettbewerb.

Von Sebastian Winter

Die Volleyball-Bundesliga hat einiges Talent darin, ihren Leuchtturm-Veranstaltungen sperrige Namen zu geben. Aber in einem Sport, der seit Jahren keinen Ligasponsor findet, ist es ja schon ein kleiner Erfolg, einen Geldgeber für den Ligacup der Männer gewonnen zu haben. „1KOMMA5° Ligacup“ heißt nun also das erste Treffen der Männer-Bundesligisten der neuen Saison, bei dem sich von Freitag bis Sonntag in Hildesheim und Giesen die Erstligisten messen. Unter ihnen sind in den WWK Volleys Herrsching, dem TSV Unterhaching und dem ASV Dachau auch drei bayerische Vertreter. Und deren Zielsetzungen unterscheiden sich merklich, auch was die beiden viel wichtigeren nationalen Wettbewerbe angeht, Meisterschaft und DVV-Pokal.

Herrsching spielt seit zehn Jahren im Volleyball-Oberhaus und hat sich von einer etwas belächelten Spaßmannschaft zum ambitionierten Verfolger von Spitzenklubs wie Berlin, Friedrichshafen oder Lüneburg entwickelt. Der Etat liegt inzwischen laut Herrschings Geschäftsführer Max Hauser bei mehr als einer Million Euro, der Münchner BMW Park hat sich als Haupt-Heimspielstätte etabliert – auch wenn die Zuschauer nach wie vor nicht in Scharen zu den Spielen kommen. In der vergangenen Saison feierte die Mannschaft von Trainer Thomas Ranner ihren größten sportlichen Erfolg, als sie erstmals ins Pokalfinale einzog, wo sie gegen den späteren Double-Gewinner Berlin verlor. Im internationalen Klubwettbewerb hat Herrsching ebenfalls schon erste Gehversuche gewagt, diese Saison tritt der Klub im dritthöchsten Wettbewerb, dem Challenge-Cup, an – mit großen Zielen: „Mein Wunsch wäre eine internationale Medaille“, sagt Hauser, der in den jüngsten Übungseinheiten den bei einem Diplom-Trainer-Lehrgang weilenden Coach Thomas Ranner vertrat.

Ranner und Hauser haben im spanischen Nationalspieler Victor Rodriguez Perez, 26, einen erfahrenen Außenangreifer geholt und ihren starken Libero Leonard Graven, der nach Friedrichshafen wechselte, durch den japanischen Abwehrexperten Keisuke Matsuo, 28, ersetzt. Jannes Wiesner, ein großes Annahme-Außen-Talent, das zuvor bei Königs Wusterhausen spielte, ist ebenfalls an den Ammersee gezogen. Wie auch der jüngste Spieler im Kader, Joshua Huber, ein 16-jähriger Mittelblocker aus der Talentschmiede des VC Olympia Berlin. Huber darf sich beim Ligacup wohl gleich über einige Einsatzzeit freuen, weil die Etablierten auf seiner Position, Norbert Engemann und Magloire Mayaula, Bauchmuskelzerrungen plagen. „In der Annahme sind wir deutlich stärker als letztes Jahr“, sagt Hauser, der darauf hofft, dass auch Zuspieler Eric Burggräf und Diagonalmann Filip John den nächsten Entwicklungsschritt machen. Das Playoff-Halbfinale ist jedenfalls das Ziel, neben der internationalen Medaille natürlich. Im DVV-Pokal wird es schwierig, den Coup von 2023 zu wiederholen – im Achtelfinale warten ausgerechnet die BR Volleys in der Hauptstadt auf Herrsching.

Dachau hat da ganz andere Voraussetzungen, der ASV ist erst vor einem Jahr in der ersten Liga gelandet, genauso wie Freiburg, Karlsruhe und Bitterfeld-Wolfen. Der konzertierte Aufstieg sollte die wegen finanzbedingter Rückzüge arg ausgedünnte Liga attraktiver machen – bislang mit Erfolg. Dachau wurde im spannenden Rennen um die Playoffs Neunter, knapp geschlagen von Karlsruhe. Es ist eine kleine Pointe, dass genau diese beiden Klubs am Freitag im Ligacup zur High-Noon-Zeit um 12 Uhr aufeinandertreffen. „Das wird direkt ein guter Gradmesser, wo wir eine Woche vor dem Bundesliga-Start stehen“, sagt ASV-Trainer Patrick Steuerwald. Der Gewinner trifft auf Titelverteidiger Berlin.

„Die ersten sechs Plätze sind fix vergeben, der Rest streitet sich um die zwei übrigen Playoff-Plätze“, sagt Dachaus Trainer Steuerwald

Die Dachauer haben die BR Volleys in der vergangenen Saison zwar einmal geschlagen, jeder Vergleich mit der Übermannschaft der Liga wäre allerdings vermessen, auch weil die Etats meilenweit auseinanderliegen. Allerdings haben auch die ASV-Volleyballer ihren Kader etwas geschliffen. In Samuel Sadorf, Moritz Teichmann und Daniel Kirchner, der seine Karriere im Sand forciert, hat ein Trio Platz für andere Spieler gemacht. Niklas Uhl rückt aus der zweiten ASV-Mannschaft in den Erstligakader auf, kehrt allerdings wegen eines Auslandssemesters in Kanada erst an Weihnachten nach Dachau zurück. Der US-Amerikaner Matt Slivinski, in der Vorsaison für die SVG Lüneburg am Netz, ist einer der beiden internationalen Zugänge. Der 25-jährige Außenangreifer soll für jene Durchschlagskraft sorgen, die Dachau bislang mitunter gefehlt hat, und zugleich die Annahme stabilisieren. Auch der argentinische Mittelblocker Augustin Nicolas Gallardo, 23, ist neu, verpasst aber den Ligacup –weil er wegen Visaproblemen erst am Samstag in München landet.

Es ist eine punktuell verstärkte Mannschaft, in der zugleich so viel Kontinuität herrscht wie bei kaum einem anderen Konkurrenten in der Liga (am ehesten noch in Herrsching) – und die auch diesmal wieder versuchen wird, die Playoffs zu erreichen. „Die ersten sechs Plätze sind fix vergeben, der Rest streitet sich um die zwei übrigen Playoff-Plätze“, sagt Steuerwald im Hinblick auf die klare Hierarchie der Liga. Im DVV-Pokal hat Dachau die Helios Grizzlys Giesen gezogen, einen der schwersten Gegner – immerhin verbunden mit einem Heimspiel in der Georg-Scherer-Halle.

Haching hat in Zuspieler Tieme de Jong (Niederlande), Blocker George Hobern (Kanada), dem US-amerikanischen Außenangreifer AJ Lewis und den Diagonalspielern Matthew Passalent (Kanada) und Marko Milovanović (Bosnien-Herzegowina) gleich fünf Zugänge aus dem Ausland verpflichtet – das Ziel mit dieser neu verstärkten Mannschaft sind ebenfalls die Playoffs. Der jüngste Test gegen Dachau endete immerhin 3:1 für die Hachinger, die im Ligacup zunächst auf Düren treffen.

Eine Woche später beginnt für Herrsching und Dachau dann der Kampf um die Meisterschaft – Unterhaching steigt erst Ende September ins Geschehen ein. Herrsching reist am 21. September nach Karlsruhe, Dachau bestreitet bereits tags zuvor das Eröffnungsspiel in Friedrichshafen. Letzteres ist eine große Ehre – und eine fast unlösbare sportliche Aufgabe.

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