TennisErst Zverev, dann Großhesselohe

Lesezeit: 3 Min.

Er kann es immer noch: Wenn Matthias Bachinger nicht gerade den Trainingspartner für Alexander Zverev gibt, spielte er für die Herren 30 des TC Großhesselohe.
Er kann es immer noch: Wenn Matthias Bachinger nicht gerade den Trainingspartner für Alexander Zverev gibt, spielte er für die Herren 30 des TC Großhesselohe. (Foto: Action Pictures/Imago)

Das Herren-30-Team des TC Großhesselohe hat in Tommy Haas und Matthias Bachinger zwei prominente Ex-Profis in seinen Reihen, die Zuschauer anziehen und gute Unterhaltung bieten. Geld ist hier schon noch zu verdienen, mal mehr, mal weniger.

Von Thomas Becker

Nicht, dass irgendjemand beim TC Großhesselohe Alexander Zverev nicht die Daumen drücken würde. Aber ganz schlimm fand man es dann doch nicht, dass Deutschlands Bester unlängst beim Turnier in Rom frühzeitig ausgeschieden war. Hätte es Zverev dort bis ins Finale getragen, hätte Mathias Bachinger nämlich nicht für Großhesselohe in Bad Homburg Herren-30-Bundesliga gespielt, sondern tausend Kilometer weiter südlich mit Zverev Bälle geschlagen. Wie bei den BMW Open am Aumeisterweg, die der Weltranglistendritte ja gewann, mit Unterstützung von „Hitting-Partner“ Bachinger.

Ebenda, bei den BMW Open, hatte der 38-Jährige vor zwei Jahren seine Profi-Karriere beendet. Er blieb danach aber in seinem Sport: als TV-Kommentator bei Grand-Slam-Turnieren, als Team-Coach der ersten Herrenmannschaft des TC Großhesselohe, mit der er im Vorjahr gleich den ersten Deutschen Meistertitel der Vereinsgeschichte feiern konnte. Und eben als die Nummer zwei des Herren-30-Teams, nach einem gewissen Tommy Haas, der an Position eins geführt wird. Aber was ist das bloß für ein Wettbewerb, diese Herren-30-Bundesliga?

Eingeführt wurde sie 2004, sieben Teams nahmen teil, darunter der TSV Feldkirchen. In der im selben Jahr gegründeten, in zwei regionale Gruppen geteilten zweiten Liga spielten neben dem TC Großhesselohe noch der TC Dachau 1950 und TB Erlangen. Zehn Jahre später teilte man auch die Bundesliga in Nord- und Süd-Gruppe. Heute spielen je acht Mannschaften um den Titel, einige wie Großhesselohe sind schon seit zehn Jahren dabei, andere geben eher kurze Gastspiele, meist abhängig von der Ausdauer der jeweiligen Geldgeber. Denn auch wenn Herren 30 nach Seniorensport klingt: Geld ist hier schon noch zu verdienen, mal mehr, mal weniger. Und der Sport bietet nicht nur wegen der großen Namen gute Unterhaltung.

Ein besonders illustres Beispiel war vor einigen Jahren der TC Pfarrkirchen. Was mit einer einfach mal losgeschickten Facebook-Anfrage an Marcos Baghdatis begann, endete mit zwei deutschen Meistertiteln in Serie, dank weltbekannter Top-Spieler wie eben Baghdatis, Nicolas Almagro, Steve Darcis und Alessandro Giannessi. Finanziert wurde die Star-Truppe von einem im Ort ansässigen Zahnarzt, der sein Tun so beschrieb: „So was geht nur, wenn du völlig gaga bist.“ Nach zwei Titeln ließ er es gut sein, heute hat Pfarrkirchen keine Herren-30-Mannschaft mehr gemeldet. Das ist die Kehrseite der Medaille.

Tommy Haas gewinnt auch mit mittlerweile 47 Jahren noch seine Matches

In der aktuellen Herren-30-Bundesliga spielen in der Süd-Gruppe drei bayerische Teams, neben Großhesselohe noch STK Garching und TF Dachau. Letztere liegen nach drei Spieltagen in Führung, punktgleich mit dem Team aus dem Münchner Süden. Das durfte am vergangenen sowie auch am kommenden Heimspieltag am Isarhochufer einen alten Bekannten begrüßen: Tommy Haas, die ehemalige Nummer zwei der Welt und seit Jahren Turnierdirektor in Indian Wells. Regelmäßig verbringt Haas im Sommer ein paar Wochen in der Heimat, und da er noch bei den Legenden-Wettbewerben der Grand-Slam-Turniere den Schläger schwingt, schaut er schon im fünften Jahr gern auf ein, zwei Matches in der Herren-30-Bundesliga vorbei. Und gewinnt auch mit mittlerweile 47 Jahren noch, wie am vergangenen Wochenende beim 7:2-Sieg gegen Dresden mit 6:1, 6:1 gegen den Tschechen David Sodek. Am Samstag (von 13 Uhr an) dürfen sich Fans auf das nächste Spiel mit Haas freuen, wenn Großhesselohe den Karlsruher ETV erwartet.

Auch Teamkamerad Mathias Bachinger wird wieder aufschlagen. Sein Auftaktmatch gegen den für Bad Homburg antretenden Slowenen Aljaz Bedene, ehemals die Nummer 43 der Welt, verlor er in zwei Sätzen, er hielt sich aber in Garching und gegen Dresden schadlos. Beim Derby in Garching schlug er den Kolumbianer Andres Urrea 6:1, 6:2 in dessen erstem Spiel für Garching. Der 30-Jährige ist als Doppel-Spezialist noch auf der Tour unterwegs, schlägt sich gerade mit Challenger-Turnieren in Bogota und Chisinau durch und ist der einzige im Garchinger Team, der ein paar Euro verdient. Der Rest der Truppe spielt schon seit vielen Jahren zusammen. Und so handhaben es die meisten Teams: vorne ein Top-Spieler, dem man ein bisschen was in die Tasche steckt, dahinter die Local Heroes, die immer schon zusammen gespielt haben, warum nicht auch bei den Senioren?

In Großhesselohe hoffen sie derweil, dass Bachinger so schnell keinen Anruf von Zverev bekommt. Wobei: Für Wimbledon haben sich die beiden schon mehr oder weniger verabredet, und so könnte Bachinger ausgerechnet das Derby gegen Dachau, wo er aufgewachsen ist, verpassen. Es steigt am 5. Juli und könnte das entscheidende Spiel werden um den Einzug ins Finale. Das wiederum findet eine Woche nach dem Wimbledon-Endspiel statt, am 19. Juli, auf der Anlage des Süd-Ersten. Bachinger müsste sich dann allerdings umstellen: von Rasen auf Sand.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

  • Medizin, Gesundheit & Soziales
  • Tech. Entwicklung & Konstruktion
  • Consulting & Beratung
  • Marketing, PR & Werbung
  • Fahrzeugbau & Zulieferer
  • IT/TK Softwareentwicklung
  • Tech. Management & Projektplanung
  • Vertrieb, Verkauf & Handel
  • Forschung & Entwicklung
Jetzt entdecken

Gutscheine: