Lucas Hernández:Der dritte Weltmeister für den FC Bayern

  • Der FC Bayern München hat Weltmeister Lucas Hernández von Atletico Madrid verpflichtet.
  • Die Münchner überweisen dem spanischen Erstligisten dafür die festgeschriebene Ablösesumme von 80 Millionen Euro.
  • Hernández verschärft die Konkurrenzsituation in der Innenverteidigung enorm - Mats Hummels und Jérôme Boateng dürften sich intensive Gedanken über ihre Zukunft machen.

Von Benedikt Warmbrunn

Im vergangenen Herbst wurde Bixente Lizarazu nach Lucas Hernández und Benjamin Pavard befragt. Damals wusste Lizarazu nicht, dass die beiden vom kommenden Sommer an bei seinem früheren Verein, dem FC Bayern, spielen würden. Niemand wusste das damals, wobei bei Pavard alle davon ausgingen. Dass Lizarazu ins Schwärmen geriet, das war also ein objektives Schwärmen. Er sprach über zwei Spieler, die das mitbringen, was er, Lizarazu, sich von einem Fußballer wünscht.

Lizarazu ist Surfer, er wurde nach seiner Karriere Europameister im Brasilianischen Jiu-Jitsu, zwischendurch dachte er über eine Karriere im Skeleton nach. Lizarazu hat es immer gereizt, eine Technik perfekt zu beherrschen, so war das auch in seinen 97 Länderspielen für Frankreich und in seinen 273 Spielen für den FC Bayern. Hernández und Pavard, lobte Lizarazu also im Herbst, "spielen sehr sauber".

Am Mittwochnachmittag hat der FC Bayern verkündet, dass er einen weiteren französischen Nationalspieler verpflichtet hat, den Abwehrspezialisten Lucas Hernández von Atlético Madrid. Der 23-Jährige wird bereits der vierte Franzose im Kader der Münchner sein, nach Kingsley Coman, Corentin Tolisso und eben Pavard, der aus Stuttgart kommt, für die festgeschriebene Ablösesumme von 35 Millionen Euro. Hernández, der einen Vertrag bis 2024 unterschrieben hat, kommt ebenfalls für eine festgeschriebene Ablösesumme, für 80 Millionen Euro - er ist dadurch der teuerste Einkauf in der Bundesliga-Geschichte. Teuerster Zugang der Münchner war bisher Tolisso, der 2017 dem Vernehmen nach für 41,5 Millionen Euro aus Lyon gekommen war.

Im Kader des FC Bayern stehen vom Sommer dann auch drei aktuelle Weltmeister: Tolisso, Pavard, Hernández.

Vier Franzosen beim FC Bayern

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Fussball Lucas Hernandez mit Pokal, Frankreich Weltmeister 2018 Moskau, 15.07.2018, FIFA Fussball WM 2018 in Russland, Finale, Frankreich - Kroatien 4:2

(Foto: Tim Groothuis/Witters)

"Ich bin sehr glücklich, dass wir in Lucas Hernández einen der besten Defensivspieler der Welt und einen Weltmeister verpflichten konnten", wird Sportdirektor Hasan Salihamidzic in der Mitteilung des Vereins zitiert. "Außerdem wird Lucas unsere Tradition herausragender französischer Spieler fortschreiben und unsere Mannschaft verstärken."

Zu dieser Tradition gehören Tolisso und Coman, vor allem aber gehört dazu Franck Ribéry, der seit zwölf Jahren in München spielt und gerne ein bisschen länger für den FC Bayern antreten würde (wobei als unwahrscheinlich gilt, dass der Verein ihm diesen Wunsch erfüllen wird; Ribérys Vertrag läuft im Sommer aus). Doch die zwei neuen Franzosen im Kader, Pavard und Hernández, erinnern an zwei weitere Franzosen: Willy Sagnol und eben Lizarazu.

Erinnerungen an die französische Zange

2001, als der FC Bayern das Finale in der Champions League gewann, verteidigte auf links Lizarazu, auf rechts Sagnol. Eine dynamische französische Zange könnten auch Hernández und Pavard bilden, mit ihrer sehr sauberen Technik haben sie zusätzliche Stärken im Spielaufbau. Genau das ist daher vom Sommer an und für einige auch schon früher die Frage: Für welche Position sind die beiden gekauft worden?

Salihamidzic lobt, dass Hernández "sowohl in der Innenverteidigung als auch auf der linken Abwehrseite eingesetzt werden" könne, gleiches gilt auf rechts für Pavard, der an diesem Donnerstag 23 Jahre alt wird. Bei der WM 2018 bildeten die beiden das Außenverteidigerduo des Weltmeisters, in ihren Vereinen spielen sie bevorzugt in der Mitte. Sollte Pavard bei Bayern auf rechts verteidigen, könnte Joshua Kimmich in die Mitte vorrücken, dorthin, wo er mittlerweile auch in der Nationalmannschaft spielt. Dass Hernández auf der linken Seite seinen Stammplatz findet, ist dagegen ähnlich wahrscheinlich wie ein langfristiger Vertrag für Ribéry: Auf der linken Seite verteidigt David Alaba. Der Österreicher dürfte seinen Stammplatz weiter sicher haben - er war in den vergangenen Jahren jedoch auch verletzungsanfällig.

Kurz vor Weihnachten war erstmals über einen Wechsel von Hernández nach München spekuliert worden, erst vor wenigen Wochen hatte Präsident Uli Hoeneß wieder gesagt, dass die Spur nach Spanien "lauwarm" sei. Dass der Franzose nun kommt, verschärft die Konkurrenzsituation vor allem in der Innenverteidigung. Dort hat sich Trainer Niko Kovac auf Niklas Süle als Stammspieler festgelegt - der Transfer vom Mittwochnachmittag bedeutet daher, dass sich die Routiniers Mats Hummels und Jérôme Boateng intensive Gedanken über ihre Zukunft machen dürften. Bei Boateng geht inzwischen kaum einer im Verein davon aus, dass er bleibt, trotz eines Vertrages bis 2021. Bereits im vergangenen Sommer wäre der 30-Jährige gerne nach Paris gegangen, der Transfer scheiterte kurz vor Ende der Transferperiode. Ob Hummels sich einem Konkurrenzkampf mit den jungen Franzosen stellt, ist noch offen. Der Sport-Bild sagte Hummels noch vor der Verpflichtung von Hernández: "Ich bin der Meinung, dass ich nicht vor vielen Konkurrenten auf meiner Position Angst haben muss." Er sagte allerdings auch: "Irgendwann wird sich herausstellen, was die Parteien vorhaben."

In der Mitteilung verkündete der FC Bayern auch, dass sich bei der sportmedizinischen Untersuchung eine Schädigung des Innenbandes im rechten Knie herausgestellt habe, Hernández werde in Absprache mit Atlético operiert. Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt wagt die Prognose, dass der teure Zugang zum Saisonauftakt wieder fit sein wird.

Bis dahin, so lassen sich die Aussagen der Bayern-Bosse aus den vergangenen Wochen deuten, werden noch weitere Zugänge verkündet werden, dann für die Offensive. Kandidaten sind der Leipziger Timo Werner, Kai Havertz aus Leverkusen sowie Callum Hudson-Odoi vom FC Chelsea. Das Transfervolumen könnte dann schnell bei bis zu 300 Millionen Euro liegen.

Nicht ausgeschlossen deshalb, dass Hernández nur für kurze Zeit der teuerste Zugang der Ligageschichte bleibt.

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