Stoisch und mit verschränkten Armen vor der Brust verfolgte Dieter Hecking die Schlussphase, und auch, als diese mit dem Abpfiff beendet war, verharrte der Trainer des VfL Bochum regungslos an der Seitenlinie. Erst mehrere Sekunden später rührte er sich und wandte seinen Blick vom Spielfeld ab, um ein paar Schritte zurückzugehen und alle auf der Bank abzuklatschen. Es schien, als habe er sich erst aufraffen müssen zu dieser Aufmunterung der Belegschaft nach der tristen 0:1 (0:1)-Niederlage beim FC Augsburg.
Viel Anlass zur Hoffnung, dass die Bochumer ihrem scheinbar vorgezeichneten Abstieg noch entrinnen können, ließ sich aus ihrem Vortrag am Samstag nicht ableiten. Entsprechend schwer fiel es den Gästen, die Zuversicht zu wahren. Immerhin konnte ihnen auch dabei das Bemühen nicht abgesprochen werden, ähnlich wie zuvor auf dem Platz. Doch überzeugend kam der Versuch, Optimismus auszustrahlen, beim abgeschlagenen Tabellenletzten verständlicherweise nicht daher nach nur zwei Punkten aus zwölf Spielen.
„Es hört sich blöd an, aber wir müssen weiter dran glauben“, sagte Angreifer Philipp Hofmann, „wir müssen jetzt bis Weihnachten so gut wie es geht herankommen und eine überragende Rückrunde spielen.“ Er verwies auf Fortschritte, die die Mannschaft unter Hecking gemacht habe. Zugleich benannte er eines der Probleme: „Das braucht ein bisschen Zeit, aber die Zeit haben wir eigentlich nicht.“
Nach der siebten Niederlage in acht Ligaspielen erscheint die Aufgabe schwieriger denn je
Nach dem 1:1 gegen Meister Leverkusen bei Heckings Debüt vor drei Wochen war Zuversicht aufgekeimt, dass seine Rettungsmission zeitnah um weitere Erfolgserlebnisse angereichert würde. Zwei Niederlagen später – in Stuttgart (0:2) und in Augsburg – ist der Hoffnungsschimmer schon wieder verblasst. Nach der siebten Niederlage in den vergangenen acht Ligaspielen erscheint die Aufgabe sogar noch komplizierter als ohnehin.
Hecking setzt umso mehr auf ein rasches Erfolgserlebnis, damit das Selbstbewusstsein zurückkehrt: „Wir hoffen, dass wir nicht allzu lange warten müssen, sonst ist die Post abgefahren“, sagte der 60-Jährige und machte eine Rechnung zum ersehnten ersten Saisonsieg auf, die nach den Regeln der Stochastik jedoch nicht stimmt: „Die Wahrscheinlichkeit wird immer größer, je mehr Spiele du verlierst.“
Für den Moment müssen sie sich beim VfL an kleinen Verbesserungen festhalten. Mehr Widerstandskraft hat Hecking ausgemacht, die Mannschaft versuche alles, „den Fuß noch in die Tür zu kriegen, in die Saison noch reinzukommen“. In Augsburg hatte sie allerdings nicht einen Schuss auf das Tor gebracht. Ansätze von Gefahr strahlten die Bochumer nur mit Versuchen aus, die alle das Ziel verfehlten. Man müsse „irgendwann mal ein Tor schießen, irgendwann mal in Führung gehen, um einfach dieses Gefühl auf dem Platz zu haben“, sagte Außenverteidiger Felix Passlack, „wir müssen jetzt anfangen, dreifach zu punkten, am besten schon am Wochenende.“ Dann kommt Werder Bremen nach Bochum, danach stehen vor Weihnachten noch die Spiele bei Union Berlin und gegen Heidenheim an. „Das sind jetzt Mannschaften, die normalerweise auf Augenhöhe mit uns sind“, befand Passlack. Das klang allerdings eher nach Wunschdenken.
Tatsächlich wären die Bochumer wohl schon sehr froh, wenn sie über die derzeit nicht viel bessere Spielweise der Augsburger und die daraus resultierenden Erträge verfügen würden. Diesmal hatte der FCA durch den verwandelten Foulelfmeter von Phillip Tietz gewonnen (38.). Das Spiel sei „vielleicht nicht so ansehnlich“ gewesen, formulierte es der Torschütze noch vorsichtig, aber was soll’s? „Drei Punkte geholt, das reicht“, sagte Tietz und blickte bestärkt aufs Pokalachtelfinale beim Zweitligisten Karlsruhe am Mittwoch voraus. Der KSC sei zwar „ein Brocken“, aber: „Wir wollen schon zeigen, dass wir die Erstligamannschaft sind.“ Bochum hatte sich bereits in der ersten Runde aus dem DFB-Pokal verabschiedet – durch eine 0:1-Niederlage in Regensburg, beim Tabellenletzten der zweiten Liga.